Wir fahren auf Swakopmund zu. Das Autoradio dudelt. Im Verkehrsfunk von Hitradio Namibia, einem deutschsprachigen Sender, gibt es keine Meldungen. Kein Wunder bei einem Land, das gut doppelt so groß wie Deutschland ist und nur reichlich 2 Millionen Einwohner hat. Vielleicht sollte man den Verkehrsfunk durch Ansagen ergänzen, wann auf einigen Straßen überhaupt ein Auto fährt. Seit Stunden haben wir jedenfalls keines gesehen. Wir sind recht froh darüber, denn jeder Gegenverkehr lässt uns für Minuten in einer dicken Staubwolke verschwinden.
Swakopmund ist ein quirliges Küstenstädtchen, dessen deutsche Wurzeln noch an vielen Ecken zu erkennen sind. Es macht Spaß, durch die Stadt zu bummeln. Hier und da lädt ein gemütliches Straßencafé zur Rast ein. Zwischen Leuchtturm und Seebrücke ist der Holzschnitzermarkt angesiedelt. Joachim und Christian kaufen einige Souveniers und handeln kräftig die Preise. Das Abendessen genießen wir in Kückis Pup, einer Kultkneipe im Herzen von Swakopmund.
Der Zeitplan ist für unseren Besuch eng gestrickt, wir müssen weiter. An der Küste fahren wir eine aalglatte Salzstraße nach Norden, bevor wir ins Landesinnere abbiegen. Das Brandbergmassiv mit dem Königstein, dem höchsten Berg Namibias, müssen wir aus Zeitgründen links liegen lassen. Die Schotterstraße führt mitten durch das Land der Damara, einem alten namibischen Volksstamm. Inzwischen ist die Wüste einer lieblichen Landschaft mit lockerem Baumbestand gewichen. Am Straßenrand stehen Frauen in prächtigen Gewändern und bieten Naturprodukte an. An einer Tränke tummelt sich eine Herde Elefanten. Übermütig bespritzen sich die Tiere mit Wasser. Die kommenden zwei Nächte werden Christian und Joachim im Zelt verbringen. Für sie ist eine Unterkunft in einem Naturcamp gebucht. Der Vorteil ist, dass wir recht nahe beieinander stehen können. Gemeinsam besuchen wir den Verbrannten Berg, eine Felsformation, in die vor tausenden von Jahren Lava eingedrungen ist. Heute sehen die Steine wie ein riesiger Ascheberg aus. Nächste Station sind die Felszeichnungen von Twyfelfontain. Beeindruckt stehen wir vor den über 6000 Jahre alten Gravuren, in denen Jäger, Tiere aber auch die Lage von Quellen abgebildet sind. Die Petroglyphen gehören inzwischen zum Weltkulturerbe.
Als recht kurzweilig erweist sich der Besuch eines Damaradorfes. Wir bekommen die Wohnhütten zu sehen und erfahren, wie Feuer auf traditionelle Weise angezündet wird. Es wird gesungen und getanzt. Die Medizinfrau zeigt ihre Naturapotheke und erklärt die Wirkungsweise der darin enthaltenen Pflanzen.
Schon am Morgen hatte uns ein Mitarbeiter des Camps auf ein fast plattes Hinterrad am Nissan hingewiesen. Der Kompressor tat seinen Dienst, und das Rad war wieder gefüllt. Als wir vom Ausflug zurückkommen, hat der Reifen jedoch wieder reichlich Luft verloren. Ein erster Radwechsel nach nur 9000 Kilometern Reise ist angesagt. Das Handling des Luftsackes zum Anheben des schweren Gefährts bedarf einiger Übung. Der Sack dreht, und der Nissan rutscht hinunter. Beim zweiten Anlauf ist das Rad gewechselt. Dank Dir nochmal, Joachim, für Deine tatkräftige Mithilfe. Inzwischen sind auch einige Mitarbeiter des Camps vor Ort und ärgern sich über ein entgangenes Geschäft. Zu gern hätten sie das Rad gewechselt. Stattdessen wollen sie nun das WoMo putzen und den Abwasch erledigen. Schließlich kommt einer auf die vernünftige Idee, den defekten Reifen zu flicken. Wir sind zunächst etwas skeptisch, schließlich willigten wir ein. Wer, wenn nicht diese Leute, sollten Erfahrungen mit Reifenpannen haben… Gezahlt haben wir erst am nächsten Morgen, als auf dem geflickten Pneu noch immer Luft war. Der Stein, den die Helfer aus der Lauffläche des Rades herausoperiert haben, ziert nun unsere Andenkensammlung.
Ansonsten sind wir nach über 1000 Kilometern zum Teil übler Schotterpiste mit unserem Zugpferd sehr zufrieden. Außer den Scheibenwischern, die offensichtlich vom Nichtstun zerfallen, gab es noch keine ernstzunehmenden Ausfälle.