Als begeisterte Wintersportler stellten wir uns seit Jahren zur besten Zeit in der Blechkaravane von Leipzig gen Süden an. In den Dolomiten kennen wir fast jede Piste, die Sella Ronda in orange und grüne Richtung zu drehen , war fast heilige Pflicht. Seit einiger Zeit beobachten wir jedoch, dass immer mehr Menschen ähnlich denken wie wir. Die Staus in Richtung Süden werden immer länger, egal zu welcher Winterzeit man fährt, die Pisten werden zunehmend voller. Das animiert natürlich auch die Anbieter von Unterkünften und Skipässen die Preise auf ein Niveau zu treiben, das bei Otto Normalverbraucher Schnappatmung erzeugt.
Alternativen mußten her. Versuchtˋs doch mal mit Finnland, rieten uns Freunde. Ein Vergleich der Preise und vor allem der Anreisezeit ergab, dass man sich mit dem Gedanken durchaus anfreunden konnte. Da jenseits des Polarkreises nicht nur unendliche Langlaufgebiete sondern auch veritable Abfahrtpisten zu finden sind, bestärkte uns das in dem Gedanken, die Sache anzugehen. Außerdem lockte auf Grund einer derzeit aktiven Sonne die Aussicht auf Polarlichter.
Für die Schnupperwoche in Lappland wählten wir die Langläufer. Sehr angenehm ist, dass die Lufthansa ein paar Ski pro Person kostenfrei transportiert. So konnten wir die eigenen Skier mitnehmen. Ein Direktflug führte uns nach drei Stunden von München nach Kittilä, etwa 150 Kilometer nördlich des Polarkreises. Wir staunten nicht schlecht, als direkt am Flughafenausgang ein Zubringerbus zu unserem, ca. 60 Kilometer entfernten Örtchen Äkäslompolo, wartete. So konnten wir uns den Mietwagen sparen. Nach weniger als einer Stunde standen wir in unserer Unterkunft, einer Blockhütte mitten im Wald. Zumindest die Anreisezeit war damit nicht länger als bei vielen unserer Touren in die Alpen.
In der gemütlichen Hütte lag das Kaminholz bereit, was uns angesichts der Temperaturen um die minus 20 Grad sehr freute. Geduldig erklärte uns Simon, der Vermieter, die Inbetriebnahme der Sauna – an Wärme sollte es uns nicht fehlen. Nach 15 Minuten Weg gelangten wir in einen gut sortierten Supermarkt, sodass wir uns auch bequem mit Nahrungsmitteln eindecken konnten. Als Transportmittel diente übrigens ein Kufenschlitten mit Gepäckfläche, auf den man aufsteigen konnte und mit dem man bergab ein ordentliches Tempo erzielte. Lediglich das Bremsen erforderte etwas Übung.
Unser abendlicher Erkundungsgang ergab , dass es etwa 100 Meter von unserer Unterkunft einen Einstieg in das über 300 Kilometer umfassende Loipennetz Ylläs gab. Da konnten wir uns die nächsten Tage ordentlich austoben.
Begonnen wurde vormittags bei minus 23 Grad Celsius. Wir waren vorgewarnt und hatten entsprechende Sachen eingepackt. Als nützlich erwies sich eine Flasche Stroh Rum, mit deren Inhalt wir unseren Unterwegs-Tee in der Thermoskanne veredelten. Außerdem sehr praktisch: Die Runden können so gewählt werden, dass man auf halber Strecke eine Hütte zum Aufwärmen findet. Richtig gefroren haben wir jedenfalls nie, dafür Babsis Telefon wahrscheinlich umso mehr. Nach einem harten Außeneinsatz verweigerte es die Aufladung. Erst nach Stunden bei Wohlfühltemperaturen versah das Gerät wieder seinen Dienst.
In den letzten Tagen schlug das Wetter um, es wurde wärmer und schneite. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt bildete sich pappiger Schnee. Trotz gepflegter Pisten und gut gewachster Ski wurde das Langlaufen zur Qual. Wir entschieden uns für eine Wanderung auf einem der bestens präparierten Wanderwege. Unterwegs begegneten uns etliche Leute mit Schiern… in den Händen tragend… Auch sie kamen mit den widrigen Pistenverhältnissen nicht klar.
Da erwartungsgemäß am letzten Abend die Lebensmittel zur Neige gehen, wollten wir essen gehen. Diese gute Idee hatten neben uns noch reichlich andere Urlauber, sodass in den einschlägigen Restaurants kein Platz zu bekommen war… und das bei Bierpreisen ab 10 € aufwärts für einen halben Liter. Zum Glück hatte der Supermarkt lange geöffnet, sodass wir uns dort noch eindecken konnten. Wenn schon – denn schon, dachten wir, es gab Renntierfilet und einen knackigen Salat dazu. Ein gutes einheimisches Bier rundete das Abschiedsmahl ab – in der Gaststätte hätten wir mit Sicherheit für eine einfache Pizza mehr bezahlt.
Insgesamt war die Schnupperwoche Finnland ein erholsamer Hochgenuß. Im nächsten Jahr werden es wahrscheinlich zwei Wochen…