Absage an Stockholm


Kalmar

Kalmar – da waren sie wieder, die überfüllten Stellplätze an der Küste. Noch nicht mal richtig angekommen, wiesen uns auf einem gut besuchten Campertreff einige Leute  mit finsterer Miene auf die  Abstandsvorschriften hin. Dass wir zunächst nur einen Haltepunkt brauchten, um  nach Alternativen zu suchen, interessierte die Herrschaften reichlich wenig. Sie gaben nicht eher Frieden, bis wir den Platz wieder verlassen hatten. Dabei gibt es genug andere Möglichkeiten, zwar nicht unbedingt komfortabel aber durchaus brauchbar für einen abendlichen Stadtbummel durch die schöne Stadt Kalmar.

Über die Ölandbrücke fuhren wir auf die zweitgrößte Insel Schwedens. Das imposante Bauwerk ist gut mit gut 6 Kilometern die längste Brücke des Landes. Sie führt, ähnlich einem großen Torbogen über die Fahrrinne in der Ostsee, sodass auch größere Schiffe auf kurzem Weg den Hafen von Kalmar ansteuern können.

Auf Öland angekommen, drehten wir unsere Nase nach Süden. Dieser Teil der Insel gehört seit dem Jahr 2000 zum Weltnaturerbe. So zeichnet sich beispielsweise das Stora Alvaret durch seine karge Landschaft aus, die im Mai und Juni mit einem Meer von Wildblumen übersät ist. Über zahlreiche markierte Wanderwege kann man das Gebiet gut erkunden.

Öland

Später besuchten wir die Burganlage von Eketorp. Umgeben von einer 5m hohen Mauer wurde im Inneren ein eisenzeitliches Wehrdorf (ca. 300 n.Chr.) rekonstruiert. Sehr bildlich werden dort die 3 Nutzungsphasen in einem Zeitraum von fast eintausend Jahren präsentiert.

Ganz im Süden führte uns eine Tour durch die ausgedehnten Eichenwälder von Ottenby. Die daran angrenzenden Salzweiden erinnerten uns an die Weiten Namibias. Im Naturreservat trafen wir dutzende Menschen mit Fernrohren und dicken Fotoapparaten. Manche konnten ihr Teleobjektiv und das dazugehörige Stativ kaum tragen, Sinn der Übung war die Beobachtung von Tieren, zählt doch die Südspitze Ölands zu einem der wichtigsten Vogelforschungsgebiete  in  Europa. Zwischen den riesigen Vogelscharen tummelten sich immer wieder Robben. Auch Rehe fühlten sich auf den saftig grünen Salzweiden sichtlich wohl. Tatsächlich ist der gesamte Landstrich ein Paradies für Fotografen – dummerweise hatten wir unsere komplette Ausrüstung zu Hause vergessen.

Eichenwälder von Ottenby

Nachdem wir einige Tage auf Südöland verbracht hatten, entspann sich eine rege Diskussion über den weiteren Reiseverlauf. Der Nordteil der Insel soll auch schön sein… Bliebe für unsere ursprünglich anvisierte Route über Stockholm, Göteborg und Malmö nur noch eine knappe Woche Zeit. Mindestens genauso lang wie die Strecke war die Wunschliste für Ziele, die wir in der näheren Umgebung noch anfahren wollten. So strichen wir unsere Reiseroute rigoros zusammen und freuten uns auf eine ausgedehnte Paddeltour durch den Schwedischen Schärengarten bei Västervik.

Kurzentschlossen fuhren wir ein Naturcamp an der Küste an, von wo aus wir uns einen guten Ausgangspunkt zu unserem Vorhaben erhofften. Ein schöner Stellplatz mit Wasserzugang war schnell gefunden. Etwas länger dauerte die grobe Reinigung der Fläche von Entenkacke. Selbst schuld, hatten wir uns doch für Naturcamping entschieden… Weniger inhaltsreich waren die Auskünfte des Platzbetreibers nach Touren und Zielen in den Schären. Offensichtlich wollte der Mann seine eigene Schärentour mit einem rostigen Motorkahn verkaufen.

Paddeltour durch den Schwedischen Schärengarten bei Västervik

Am nächsten Morgen bauten wir unser Boot auf und ließen das Gefährt zu Wasser. Der mitgeführte Schirm konnte schnell aufgespannt werden, brachte der uns als Segel doch zügig vorwärts. Vorbei an Inseln und Inselchen erwies sich die Paddeltour als kurzweilig. Unterwegs kämpften zwei Schwäne um die eine Dame ihrer Wahl. In einer malerischen Bucht genossen wir unser Picknick. Frisch gestärkt traten wir den Rückweg an. Als wir die knappe Hälfte der Strecke hinter uns hatten. frischte plötzlich der Wind auf. Eine steife Brise blies uns beißend in die Gesichter. Schnell war das Wasser aufgewühlt und es bildeten sich Schaumkronen auf den Wellen. Das Wasser schwappte schon bedrohlich ins Boot, sodass der Schwamm zum Einsatz kommen mußte. Wir versuchten uns in den Windschatten von Inseln zu retten. Ein mühsames Unterfangen, da es mit Umwegen verbunden war. Zumindest konnte man dort kurz innehalten und ausruhen. Zwischen den Inselchen wurde das Boot jedoch immer wieder abgetrieben. Mit letzter Kraft erreichten wir unsere Zieleinfahrt. So schnell wie der Wind gekommen war, ließ er dort auch wieder nach. Am Camp sanken wir erschöpft ins Gras  – das glückliche Ende einer nicht ganz ungefährlichen Paddeltour durch den Schwedischen Schärengarten.

Weitere Bilder zum Beitrag sind unter diesem Link zu finden.

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