Wandertage

atemberaubender Ausblick

Dass die Wanderung im Mulanje-Massiv hart werden würde, wussten wir vorher. Dass wir am Abend kaum noch zur Dusche laufen konnten, nahm Ausmaße an, die wir bisher noch nicht kannten.
Arnold, unser Bergführer, holt uns am frühen Morgen ab. Schon die Anfahrt zum Ausgangspunkt nimmt stellenweise abenteuerliche Züge an. Auf ausgewaschenen Hohlwegen wird das Bodenblech des Wagens ordentlich traktiert. Der Fußmarsch beginnt in einem Pinienwald. Plötzlich Lärm! Ein halbes Dutzend Wanderstockverkäufer kommen den steilen Weg herauf gerannt und wollen uns möglichst viele dieser Hilfsmittel verkaufen. Wir wollen die Hände jedoch lieber frei haben. Arnold übersetzt geduldig von Englisch in die Stammessprache.
Leichtfüßig geht unser Bergführer voran. Während Anfangs der Wanderweg noch recht gut erkennbar ist, führt der Steig alsbald durch Schluchten und auf Graten entlang. Immer wieder eröffnen sich atemberaubende Aussichten auf die wunderbare Landschaft. Bunte, exotische Pflanzen säumen den Weg. Arnold läuft langsam, sodass wir unsere Kräfte einteilen können. 7 Kilometer weiter und knapp 1000 Meter höher stehen wir auf einem Felsplateau. Die Rast tut gut. Nun geht es nur noch abwärts, beruhigt Arnold unsere erschöpften Glieder. Der Weg nach unten dauert länger als der Aufstieg. Wir klettern Schluchten hinunter, queren Bäche und erfrischen uns an Wasserfällen. Am Ende sind wir froh, als unser Fahrer plötzlich irgendwo mitten im Wald auftaucht.
Als wir am Campingplatz, aus dem Auto fallen, sehen wir vermutlich erbärmlich aus, zumindest so erbarmungswürdig, dass uns Collins, der Chef, einen Eimer mit Eisstücken neben unsere Stühle stellt. Zwischen dem Eis sehen wir etliche Flaschen kühlen Bieres. Etwas Besseres konnte er im Moment nicht für uns tun.
Am nächsten Tag schickt Arnold eine Nachricht, in der er erzählt, dass er den Lohn für die Bergführerdienste sofort an seine Fachschule überwiesen hat. Damit ist seine Ausbildung wieder für einige Zeit gesichert. Wir beschließen spontan, den Beitrag für das nächste Semester noch hinzu zu geben. In der Message bittet uns Arnold außerdem, seine Mailadresse zu veröffentlichen, denn wer in Mulanje einen Bergführer braucht, solle möglichst zu ihm kommen. Das tun wir hiermit gern: arnoldzalira@gmail.com.

Manufakturen

Einige Tage später sind wir in Zomba unterwegs. Neben der typisch afrikanischen Geschäftigkeit hinterlässt die Stadt einen gemütlichen Eindruck auf uns. Vor der Kulisse des mächtigen Zomba-Plateaus finden sich viele, gut erhaltene Bauten aus der Kolonialzeit. Wir schlendern durch die Stadt, als uns Gift anspricht. Der junge Mann verkauft Bilder auf Leinstoff und macht somit seinem Namen alle Ehre. Im Moment brauchen wir kein Bild, Gift lässt jedoch nicht locker. Wir erklären ihm, dass wir gern eine Stadtführung hätten und die auch bezahlen würden. Einige Zeit später erweist sich Gift als der perfekte Cityguide. Er tut es zum ersten Mal und noch etwas holprig erzählt er von sich und seiner Heimatstadt. Wir können ungestört fotografieren. Strahlende Augen empfangen das vereinbarte Entgelt, und Gift weiß seit heute, dass jemand, der keine Bilder kaufen möchte, vielleicht eine Stadtführung braucht.

Auf der Wanderung durch das Zomba-Plateau begleitet uns Simon. Er führt uns zu Wasserfällen, Stauseen und atemberaubenden Aussichten auf die 800 Meter tiefer gelegene Stadt. Leider ist durch die feuchtwarme Luft die Sicht sehr eingeschränkt. Auf dem Rückweg erzählt uns Simon von der Schule, die sein jüngerer Bruder gerade besucht. Hier fehlt es an Vielem. In unserem Handschuhfach liegen noch einige Stifte. Glücklich verspricht uns Simon, die in der Schule abzugeben. Etwas Brot und einige Bananen, die wir übrig haben, nimmt er dankbar für das Abendessen mit nach Hause.

schönste Aussichten hoch über dem Malawisee

Mit Willings klettern wir hoch über dem Malawisee in die Felsen. Willings ist einer der Fremdenführer, die sich um das Wohl der Gäste in den Lodges am Cape Maclear kümmern. Wir buchen bei ihm eine Bergtour und werden mit fantastischen Ausblicken auf den See und seine Inseln belohnt. Unterwegs erzählt auch Willings viel über sein Dorf, die Fischer, die Kinder und natürlich über die Schule. Ihn regt es auf, dass die Kinder am Campingplatz sitzen und betteln, anstatt in die Schule zu gehen. Schuld seien jedoch nicht die Kinder, sondern die Fischindustrie. Immer wieder werden die Kinder für einen Hungerlohn mit zum Arbeiten heran gezogen. Sie brauchen das wenige Geld, um zur Ernährung der Familie mit beizutragen. Da tritt die Bildung, auch wenn sie in den ersten Jahren kostenlos ist, in den Hintergrund. Nachdenklich sitzen wir vor unserer Hütte und schauen in die malerisch untergehende Sonne über dem See. Es gibt noch viel zu tun in Malawi, dem warmen Herzen Afrikas.

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