Von den Königsstädten in die Wüste

Heute wollen wir zeitig in Fes starten. Wir ahnen, dass die 470 Kilometer lange Tour bis nach Merzouga nicht bei Tageslicht zu schaffen sein wird, zumal die Strecke sehr gebirgig ist. In engen Serpentinen geht es den Mittleren Atlas hinauf. Die Berghänge sind mit dichtem Wald bewachsen. Wir zwei bekommen Lust zum Wandern. Leider ist dafür jetzt keine Zeit. Zeit für einen Toilettengang muss jedoch sein. In Ifrane stellen wir uns an den entsprechenden Etablissements an. Dutzende Touristenbusse machen hier Station, damit die Insassen ihre Notdurft verrichten können. Einige Leute finden noch die Zeit, das Denkmal des Berberlöwen abzulichten. Hektisch rufen die Reiseleiter ihre Schäfchen wieder zusammen.
Berberlöwen sind längst ausgestorben, dafür bekommen wir Berberaffen präsentiert. Sie leben in den Wäldern des Mittleren Atlas und sind in Marokko endemisch. Da Affen schlaue Tiere sind, versammeln sie sich an den Parkplätzen der Hauptstraße und hoffen auf ein schmackhaftes Häppchen von den Touristen. Noch schlauer sind die Einheimischen, die die „Affengabe“ zuvor an die Touristen verkaufen. Es geht zu wie im Zoo.

Nachdem wir einen Gebirgspass überquert haben, ändern sich das Landschaftsbild schlagartig. Das üppige Grün weicht einer kargen Steinsteppe und wir durchfahren eine trockene Hochebene. Später verlassen wir den Mittleren Atlas über bizarre Schluchten. Malerisch liegen die Täler in der untergehenden Sonne. Obwohl wir den ganzen Tag nur im Bus gesessen haben, macht sich Müdigkeit breit. Nach 11 Stunden Fahrt erreichen wir Erg Chebbi. Trotzdem wir viel gesehen haben, war die lange Busfahrt am Ende eine Qual für uns.

Am nächsten Tag freuen wir uns auf einen Ritt durch die Sanddünen der Sahara. Von den Bussitzen wechseln wir auf die Rücken der Kamele. Wie schon in Namibia sind wir von den Formen und Farben der Wüste schwer beeindruckt. Gemächlich traben die Tiere durch die Stille. Plötzlich klingelt ein Telefon, laut, durchdringend und vor allem lange. Hier, inmitten der hohen Sandberge wirkt der schrille Ton bizarr. Aber, die Sahara ist eben nicht die A9 in Deutschland, wo mancherorts wegen mangelndem Pegel kein Handy klingeln kann.

In der Wüste ist eine Übernachtung vorgesehen. Zum Glück ist unsere kleine Gruppe fast allein im Camp. Die Anzahl der Zelte lässt auf belebtere Zeiten schließen. Den Abend genießen wir am Lagerfeuer unterm Sternenzelt. Unser Guide gibt mit einigen Berbern eine Kostprobe seines musikalischen Könnens an der Gitarre. Es ist erstaunlich, wie er mit den Trommlern Melodien und Rhythmen improvisiert. Dieses Handwerk beherrscht er wesentlich besser als das des Reiseleiters.
Nach einer kühlen Nacht in der Wüste reiten wir am nächsten Morgen zurück nach Merzouga. Es gibt erste Opfer.  Man klagt über schmerzende Rücken und Hintern. Breitbeinig steigen wir von den Kamelen und wanken zum Bus. Alle freuen sich auf die doch etwas bequemeren Sitze dort.

In der Oasenstadt Tinghir sollen wir einen Einblick in die Traditionen und Lebensweisen der einheimischen Berber bekommen. Für einen Stopp bleibt allerdings keine Zeit. Die Sonne steht schon tief, als wir die Todra – Schlucht durchwandern. Eilig packen die Händler ihre Waren zusammen, da die meisten Touristenbusse bereits wieder abgefahren sind.


Als sich die Dämmerung über das Tal der Tausend Kashbas legt, hoffen wir in Boumalne am Tagesziel zu sein. Wie von einer Tarantel gestochen brettert unser Fahrer jedoch immer weiter durch die Dunkelheit. An der Monkey Fingers in der Dades Schlucht möchte unser Guide noch einen Fotostopp einlegen. Dafür ist es ist jedoch viel zu finster. Später bekommen wir in einem malerischen Hotel ein vorzügliches Abendessen. Leider können wir das Flair der Herberge kaum genießen, da wir am nächsten Morgen erneut zeitig aufbrechen müssen.

Wieder ist es fast dunkel, als wir in Marrakesch unsere Runde durch Marokko beschließen. Enge Straßen und jede Menge Baustellen haben auch am letzten Fahrtag  viel Zeit gekostet. Für das schlechte Zeit- und Informationsmanagement während der Tour revanchiert sich der Reiseveranstalter mit einem üppigen Abendessen im Herzen der Großstadt.
Die darauffolgende Nacht wird für uns beide zur Qual. Dachten wir am Anfang noch, das gute Essen hätte seine Spuren hinterlassen, stellt sich das Ganze als handfeste Magenverstimmung dar. Da es keinen anderen aus der Gruppe getroffen hat, vermuten wir eine Pizza als Übeltäter, die wir am Vortag in einem Touristenneppladen gegessen hatten. Wir schleppen uns zu einer Apotheke. Dort wird uns schnell und professionell geholfen, sodass wir am Nachmittag noch einen Spaziergang durch den Botanischen Garten machen können. Am nächsten Tag fliegen wir zurück nach Deutschland.

Marokko hat uns beeindruckt, und wir werden wiederkommen. Dann allerdings wollen wir mit unserem Wohnmobil abseits der touristischen Pfade unterwegs sein.

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