Unterwegs im Outback

über steinige Pfade

Wir holpern über eine staubige Piste. Während die Kängurus am Straßenrand geduldig warten bis wir vorüber sind, springen einige lebensmüde Emus noch kurz vor dem Auto über die Straße. Vermutlich schätzen sie die Situation richtig ein – bei dem Tempo kann nicht viel passieren. Auf der Strecke wechseln sich Wellblechformation und spitze Steine ab. Einmal mehr bangen wir um unsere Reifen. Der Luftdruck in den Pneus ist wieder auf „Afrikaniveau“ abgesenkt. Dort waren wir nach 15 Reifenpannen und reichlich Erfahrung die letzten zehntausend Kilometer sicher über die Runden gekommen. Mit lautem Gepolter überholt uns ein Auto. In der Staubwolke erkennen wir gerade noch, dass der Toyo ein Boot im Schlepptau hat. Wir überlegen kurz, ob der Lake Frome Wasser führt. Eigentlich ist der etwa 100 km lange See eine Salzpfanne, angeblich die weißeste der südlichen Hemisphäre. Gelegentlich führt die Pfanne in der Mitte Wasser, aber dass dort jemand einen Bootsausflug macht, können wir uns beim besten Willen nicht vorstellen. In Arkaroola treffen wir das Boot erneut auf einem Wanderparkplatz. Andy und Karen steigen gerade aus dem dazugehörigen Wagen. Auf Jörgs Frage, was zum Teufel das Boot hier im Outback sucht, grinst Andy und meint, dass sie auf Australienrundreise seien und das Gefährt in Adelaide zu Wasser lassen wollen. Während der zufällig gemeinsamen Wanderung kommen wir weiter ins Gespräch: Beide stammen aus Queensland, dem äußersten Nordosten des Kontinents und sind seit drei Monaten unterwegs. Die erste Etappe ihrer Reise führte quer durch das Outback, und dort sieht das Boot zugegebenermaßen schon komisch aus. Teuer sei es außerdem, schimpft Andy, und meint damit den zusätzlichen Spritverbrauch durch den Bootsanhänger. Aber, auf der Rücktour entlang der Westküste Australiens schlägt ihre große Stunde, dann werden sie den Kahn öfter benutzen.

Was sucht das Boot im Outback?

Als wir von der Wanderung zurück kommen liegen zwei Tannenzapfenskinke unter unserem Auto. Das Pärchen sucht offenbar Schatten. Währens sich eines der Tiere am Reifen den Rücken wärmt, liegt der andere Skink daneben. Sein Köpfchen ruht auf den Pfoten. Babsi wirft ein Stück Apfel in die Nähe, aber die Echsen interessieren sich mehr für ihr Miteinander. Offensichtlich kuscheln sie gerne. Erst als Babsi den Rest ihres Apfels in die Nähe legt, widmet sich einer der Skinke der offensichtlich schmackhaften Nahrung. Tapfer kämpft das Tier mit dem Apfelrest bis der vollständig verzehrt ist. Inzwischen hat sich ein Spatz dem ersten Stück angenommen. Nun überzeugt von der Nahrung, will der Skink auch vom Spatz noch das Obst ergattern. Als er sich auf den Weg macht, grinst der Vogel kurz und hüpft behände einige Schritte weiter. Bald hat auch der Spatz seinen Apfelrest verzehrt. Alle Tiere kehren nicht ganz unzufrieden nach Hause zurück.

Am Abend lassen wir es uns gut gehen. Dem saugünstigen Angebot einer Kneipe für ein Drei-Gänge-Menü können wir nicht widerstehen. Zunächst sind wir ob des Preises etwas skeptisch. Als sogar noch ein vierter Gang in Form eines frischen Brötchens serviert wird, weichen die Zweifel. Kurzum, das Essen ist gut. Am Ende kommt Bob mit einem Glas Schokoladenstreusel und wertet das Dessert auf. Dabei entschuldigt er sich, weil der Küchenjunge die Garnierung vergessen hätte. Verständlich, denn der Knabe hatte kurz vorher mit seinen Schuhen zu kämpfen, von denen sich mitten im Gastraum die Sohle löste. Bob ist der Chef vom Old Ghan, einem Restaurant, das sich stilvoll in den ehemaligen Bahnhof von Hawker einfügt. Der Mann hat eine Stimme wie James, der Butler bei Dinner for One. Auch sonst scheint Bob sein bester Kunde zu sein. Unschlagbar ist jedoch das Angebot in seiner Gaststätte: Das reichliche und schmackhafte Drei-Gänge-Menü kostet weniger als ein Gang in den meisten Kneipen Australiens. Im Outback ist halt vieles möglich.

die Felsen in der Mittagssonne

Im Flinders Nationalpark leben wir einmal mehr unsere Wanderlust aus. Unzählige Pfade führen entlang atemberaubender Felsformationen, die zu den ältesten der Erde gehören. Wie auf einem Gemälde heben sich die bunten Gesteinswände der Schluchten vom tiefblauen Himmel ab. Während die Sandsteine und Quarzite in der Mittagssonne noch kräftig orange leuchten, geht deren Farbe am Abend in ein dunkles Rot über. In der Bunyeroo-Schlucht treffen wir Mary und ihre Freundin. Beide leben in Adelaide und nutzen das frühlingshafte Wetter für einen Ausflug. Die Frauen sind froh, als sie uns sehen, waren sie doch der Meinung, dass sie sich verlaufen hätten. Zugegebenermaßen treffen wir sie ein Stück abseits vom Weg, durch die Schlucht kann man sich jedoch kaum verlaufen. Als Jörg erklärt, dass wir mit dem GPS-Gerät auf jeden Fall zum Ausgangspunkt zurückfinden, ist Mary beruhigt. Am Parkplatz warten wir auf die beiden Damen, die nicht ganz so schnell unterwegs sind. Hocherfreut geben sie uns noch einige nützliche Informationen für unser nächstes Etappenziel. Wir freuen uns auf Adelaide.

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