Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Wir verabschieden uns vorerst aus dem Outback.

Degustieren ist uns spätestens seit Stellenbosch in Südafrika ein Begriff. Nördlich von Adelaide gibt es einige Weinanbaugebiete, die uns erneut zum Verkosten der edlen Tropfen einladen. Zunächst fahren wir durch das Clare Valley. Die Umgebung des sanften Tals ist das Hauptanbaugebiet von Riesling in Australien. Entsprechend führt der sogenannte Riesling – Trail, ein Rad- und Wanderweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, an zahlreichen Weingütern vorbei. Zum Radfahren ist es uns zu stürmisch. Alternativ empfiehlt die nette Dame aus dem Besucherzentrum, das Örtchen Mintaro zu besuchen und im gleichnamigen Weingut den Riesling zu kosten. Entsprechend der Anregung kehren wir in Mintaro ein. Interessiert schaut Peter auf das Nummernschild an unserem Auto. Als er bemerkt, dass wir aus Deutschland kommen, fragt er, ob er uns einen deutschen oder einen australischen Riesling kredenzen soll. Wir kosten beide und können kaum glauben, dass in beiden Gläsern ein Riesling serviert wurde. Ausführlich erklärt Peter die Unterschiede. Während „Australien Style“ sehr trocken daherkommt, wirkt „German Style“ fast lieblich. Mit einer Flasche der australischen Sorte schlendern wir vom Hof und schauen uns im Museumsdorf noch etwas um. Lavendel verziert die Vorgärten der alten Steinhäuser, wir fühlen uns wie in der Provence.

provenzalisches Flair

Gern schauen wir uns an den Plätzen, wo wir übernachten noch etwas um. Oft streifen wir allein durch die Orte, dabei ergibt sich allerdings häufig die Gelegenheit, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Heute schlendern wir durch Greenock. Wir treffen Chris, gerade als er die Brauerei zuschließt. Interessiert schauen wir uns das alte Gebäude an. Kommt herein, meint Chris, ich zeige euch den Betrieb. In der Halle empfängt uns eine Mischung aus modernen Anlagen und Antiquariat. Die blitzenden Braukessel sind nicht sehr groß. Bei der Menge kann das Abfüllen der Flaschen und Etikettieren noch in Handarbeit erledigt werden. Mit einer 60 Jahre alten Maschine, die aus Deutschland stammt, werden am Ende Kronenkorken auf die Flaschen gesetzt. Lächelnd meint Jörg nun zu wissen, warum das Bier in Australien so teuer ist. An der Wand hängen einige vergilbte Bilder. Während Chris mit Hingabe die Fotos erläutert, fühlen wir uns hundert Jahre zurückversetzt. Schließlich führt er uns in den Verkaufsraum und wir kosten sein Bier. Die Geschäfte laufen gut, meint der Braumeister. Die Lage am Rande des Barossa Weingebietes und an der Transitsroute nach Adelaide sind von Vorteil. Aber, so Chris, man muss sich ständig etwas einfallen lassen. Sprach’s und öffnet ein Fenster hinter der Theke. Draußen kommt ein sonniger Garten mit Grillplatz zu Vorschein. Wer möchte, der kann sein Fleisch hier grillen und mein Bier trinken, meint der Hausherr. Und wer nicht braten möchte, für den macht es Gattin Lisa, die im Betrieb kräftig mithilft. Am Ende entscheiden wir uns für das köstliche Lagerbier zu unserem Abendessen. Am liebsten wäre Chris mitgekommen, denn bei uns gibt es Barramundifilet. Das ist sein Lieblingsgericht.

Nach so vielen schönen Erlebnissen, sind böse Überraschungen nicht weit. Seit Tagen wird unser Kühlschrank im Gasbetrieb immer wärmer. Später bemerkt Jörg, dass auch die Lüfter zur Wärmeableitung nicht mehr anspringen. Er checkt den Temperatursensor, der ist jedoch in Ordnung. Tags darauf macht sich Babsi an die Arbeit, um den Brenner zu reinigen. Nachdem sie jede Menge afrikanischen Schmutz aus dem Brennerraum befördert hat, startet sie den Probelauf. Kurz darauf laufen die Lüfter an, und einige Stunden später sind die Lebensmittel fast gefroren. Ein Glück, dass die australische Quarantäne dort nicht so genau hingeschaut hat.

Wo früher Gleise lagen

Später rüttelt der Sturm an unserer Wohnung. Regen prasselt auf das Dach. Wir ziehen uns die Decken über die Ohren und sind froh, im warmen Bett zu liegen. Gerade am Einschlafen, bemerkt Babsi ihre nasse Matratze. Im Schein der Lampe sehen wir, dass feine Rinnsale unter dem Fenster ins Bett laufen. Zunächst stoppen zwei Handtücher den Wasserfluss, die müssen aber bald ausgewrungen werden. So können wir keinesfalls die Nacht verbringen. Jörg greift zum Smartphone und erhofft vom Wetterradar Informationen über den Fortgang der Regenfälle. Fehlanzeige, es gibt keine Internetverbindung. Als der Regen etwas nachlässt, wagen wir uns hinaus in die Dunkelheit. Eiskalter Wind weht uns um die Nase. Mit geübten Handgriffen ist das Klebeband hervorgeholt. Babsi steigt auf die Motorhaube und klebt das Fenster ab. Zunächst ist der Wassereintritt in unser Schlafzimmer gestoppt, dafür sind wir völlig durchnässt. Es dauert lange, bis wir wieder warm werden. An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Immer wieder schauen wir nach, ob die provisorische Abdichtung hält. Wie gerädert stehen wir am nächsten Morgen auf und machen uns erneut an die Arbeit. Diesmal wird das Fenster mit Silikon richtig eingedichtet.

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