Treffpunkte

im Grampians-Nationalpark

Wir stehen auf einer idyllischen Waldlichtung im Grampians-Nationalpark. Bald sind wir nicht mehr allein. Zu uns gesellen sich Walter und Yvonne, ein Pärchen aus den Niederlanden. Sie sind, ebenso wie wir, schon eine Weile in Australien unterwegs. Es gibt viel zu erzählen. Wenig später kommt ein drittes Auto gefahren. Die beiden Nürnberger Evi und Markus steigen aus. Sie hatten aus der Ferne das baugleiche Wohnmobil der Holländer gesehen und interessieren sich nun natürlich für die Details. Am Abend sitzt die lustige Runde zusammen. Evi und Markus touren schon einige Jahre durch Australien und geben uns einige Tipps. Am nächsten Morgen steckt ein Zettel an unserer Frontscheibe. Die Nürnberger sind zeitig aufgebrochen und haben einen Gruß hinterlassen. Ein schöner Gruß von dieser Stelle zurück …

Babsi stöhnt: Schon wieder Werbung an der Autoscheibe! Wir kennen das von deutschen Parkplätzen, wo immer mal ein Flyer unter den Scheibenwischern befestigt wird. Als wir das Teil entfernen wollen, trauen wir unseren Augen nicht – hängt doch dort ein Werbeblatt von der Wernigeröder Schlossbahn. Davor flattert eine Notiz von Steffen, der ob unseres Leipziger Kennzeichens seinen Augen nicht traute. Auf dem Zettel teilt uns Steffen mit, wo er übernachten wird und lädt uns zu einem abendlichen Bierchen ein. Gern nehmen wir die Einladung an. Dabei erfahren wir, dass Steffen der Mitinhaber des Unternehmens ist, welches die kleinen Züge in Wernigerode vom Zentrum zum Schloßberg fahren lässt. Regelmäßig gönnt er sich eine Auszeit in Australien. Als das kühle Bier auf dem Tisch steht, verschwindet Steffen nochmal in seinem Landy. Für besondere Augenblicke gibt es besondere Getränke, meint er und stellt einige Fläschchen Schierker Feuerstein auf den Tisch – eine schöne Überraschung.

Und plötzlich holte Steffen den Schierker Feuerstein aus seinem Landy... eine schöne Überraschung. (Bild: Steffen Zielke)

Am nächsten Morgen werden wir unsanft von einem lauten Pfeifton geweckt. Es ist noch nicht ganz hell, und die Orientierung fällt schwer. Als Unruhestifter entpuppt sich der Spannungswandler unter unserem Bett. Beim näheren Hinschauen stellt Jörg fest, dass der Strom im Wohnmobil komplett ausgefallen ist. Seit fünf Tagen stehen wir nun schon auf der Waldlichtung in den Grampians. Jetzt sind unsere Bordbatterien restlos leer. Wir hatten die Wahl, das Auto in die Sonne zu stellen. Damit wären die Batterien über die Solaranlage wieder aufgeladen worden. Wir entschieden uns allerdings für ein schattiges Plätzchen, um die Temperaturen in der Wohnkabine unter der Vierzig-Grad-Marke zu halten. Jörg schleicht ins Bad, um sich den Schlafsand aus den Augen zu waschen – Fehlanzeige, denn die Wasserpumpe hat keinen Strom. So muss zunächst der Motor einige Minuten laufen, damit wir auch das Wasser für den Frühstückskaffee zapfen können.

Als wir aufbrechen sind Gewitter im Anmarsch. Später öffnet der Himmel alle Schleusen. Die Straße verwandelt sich in einen reißenden Strom, aus den Gullys spritzen Fontänen. Als wir nach dem Guss in die Wohnkabine kommen, trauen wir unseren Augen nicht. Wieder tropft Wasser ins Bett. Diesmal läuft es unter dem Dachlüfter hervor. Wir steuern einen Caravanpark an, um den Schaden zu beheben. Tony leiht uns eine lange Leiter, damit wir das Fenster von außen gut erreichen. Gerade kommt Babsi noch dazu, die alte Silikonschicht um die Luke zu entfernen, als es wieder anfängt zu schütten. Nach 6 Stunden Dauerregen sind die Schüsseln im Bett vollgelaufen, und der Regen hört nicht auf. Bei der Nässe ist an eine neue Silikoneinfassung nicht zu denken. Wir beratschlagen, wo und wie wir die Nacht verbringen. Unter unserem Notbett steht neuerdings die Kühlbox, sodass der Umbau mit größeren Räumarbeiten verbunden ist. Schließlich quetscht sich Babsi zwischen die Schüsseln im Bett und Bettkante. Jörg räumt um und baut das Notbett auf. Hatten wir schon letzte Nacht bei 30 Grad nicht richtig geschlafen, wird auch diese Nacht zur Tortur. Am nächsten Morgen lacht uns die Sonne an, als sei nichts gewesen. Als das Dach abgetrocknet ist, wird das Fenster neu eingedichtet. Am Abend sitzen wir zusammen und ziehen Bilanz: Jeder Reiseabschnitt hat seine schwachen Stellen. Was in Afrika die Reifen waren, sind in Australien die Fensterdichtungen. Nun warten wir gespannt auf den nächsten Regen.

Schon wieder tropft es ins Bett.

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