Zum dritten Mal geht Babsi nach hinten, um neugierigen Beamten an der botswanischen Grenze unser Haus zu zeigen. Sie interessieren sich nicht für Lebensmittel, deren Einfuhr nach Botswana verboten ist. Sie interessieren auch nicht für Dinge, die normalerweise deklariert werden müssen. Die pure Neugier treibt die Leute in Dienstuniform, um danach zu sagen, dass sie so ein Auto auch gern haben möchten. Etwas schräg kommt uns die letzte Kontrolle, die sich für den Fotoapparat interessiert und wissen will, wie Euro-Scheine aussehen. Fragt andere, wir haben keine!
Kurz hinter der Grenze decken wir uns mit Lebensmitteln ein. Vorsichtshalber hatten wir in Südafrika alle Fleisch- und Milchprodukte aufgebraucht. Hier im Supermarkt von Lobatse ist das Preisniveau hoch. Wir nehmen daher nur das Nötigste und hoffen auf bessere Angebote in der Hauptstadt Gaborone. Hinzu kommt, dass die Preise, die an der Ware ausgezeichnet sind, nicht unbedingt mit den Beträgen übereinstimmen, die in der Kasse erscheinen – zu unseren Ungunsten natürlich. Da es sich nur um einige Cent handelt, nehmen wir es zunächst hin, beschließen allerdings, demnächst wachsamer zu sein.
Bevor wir Gaborone einen Besuch abstatten, wollen wir den Mokoloti-Nationalpark erkunden. Laut Reiseführer sollen hier die seltenen Nashörner gut zu beobachten sein. Beim Einchecken stockt uns der Atem. Mit stoischer Ruhe erklärt uns die Dame hinter dem Tresen der Rezeption, dass wir für die Übernachtung auf dem Campingplatz umgerechnet knapp 50 Euro zu zahlen hätten. Strom gibt es für das Geld keinen, und wenn wir warmes Wasser zum Duschen bräuchten, sollen wir bitte schön den Donkie anheizen. Dankend lehnen wir ab und finden schließlich eine deutlich komfortablere, preiswerte Unterkunft in der Nähe. Am nächsten Tag starten wir zu einer geführten Tour durch den Park. Wildbeobachtung ist das Thema. Der Guide brettert mit seinem Toyo über die Pisten, als sei ein Löwe hinter uns her. Zwischendurch bekommen wir den versprochenen Snack und das Getränk gereicht. Der Wahnsinn geht in die nächste Runde: Essen und trinken müssen wir bei voller Fahrt. Während etwa die Hälfte der Knabbereien im Mund landet, haben die Klamotten keine Chance trocken zu bleiben. Immer wieder schwappt die Cola auf Hosen und T-Shirts. Zielsicher fährt der Guide an den meisten Antilopen vorbei. Schließlich kreist ein Hubschrauber über uns. Ein wenig beneiden wir den Piloten, denn der sieht mit Sicherheit Tiere. Und wenn er sie gefunden hat, schießt er auf sie. Panikartig wendet unser Guide sein Fahrzeug und donnert in die entgegengesetzte Richtung. Auf unsere Frage, was das soll, erklärt er uns, dass die Tiere betäubt würden, um sie danach in andere Parks umzusiedeln. Verwunderlich für uns ist nur, dass wir kaum Tiere gesehen haben, die hätten umgesiedelt werden können.
Um doch noch einige Nashörner zu sehen, steuern wir den Khama Rhino Sanctuary Park an. Als die Dame an der Rezeption nicht fertig wird, die Preiskomponenten für eine Übernachtung auf dem staubigen Campingplatz aufzuzählen, sind wir schnell wieder auf der Hauptstraße. Während unserer Weiterreise lernen wir, dass die Camps in den Nationalparks exorbitant teuer sind. Außerhalb der Parks bekommt man preiswerte Stellplätze. Wir werden aufgeklärt: „Klasse statt Masse“, ist die Devise, man möchte nur zahlungskräftige Touristen in den Nationalparks haben. Die Belegungsstatistik gibt den Leuten Recht: In Saisonzeiten sind die zum Teil schäbigen Camps über Monate ausgebucht.
Der Beschiss geht weiter: Auch beim Einkauf in Gaborone ist der von uns verlangte Betrag höher als der, den wir errechnet hatten. Als das Gleiche in Maun passiert, platzt uns der Kragen. Heute lassen wir die Fehler korrigieren. Immer wieder schleicht die Kassiererin zum Warenregal und holt das entsprechende Preisschild. Anschließend ruft sie die Kassenaufsicht, um den falschen Betrag stornieren zu lassen. Obwohl niemand vor uns an der Kasse ansteht, dauert das Bezahlen länger als das Füllen unseres Warenkorbes.
Eine Woche bleiben wir in Maun. Nach der Fahrt durch die eintönige Landschaft im Osten Botswanas tut etwas Abwechslung an den Ausläufern des Okavango-Deltas gut. Ein Spaziergang führt uns am Ufer des Thamalakane River entlang. Noch stehen im Flussbett nur einige Lachen Wasser. Das wird sich im August ändern, wenn die Fluten des Okavango auch diesen Abschnitt des Deltas erreichen. Auf einem Stein sitzen einige Kinder. Als wir näher kommen, sprechen sie uns in ihrer Stammessprache an. Nein – wir haben kein Geld dabei und auch keine Süßigkeiten, erklären wir in feinstem Englisch. Die Kinder lachen laut und halten uns ihre Schulhefte unter die Nase. Ebenfalls in gutem Englisch erklären sie uns nun, dass wir ihnen bei den Hausaufgaben helfen sollen. Das tun wir doch gern. Botswana kann auch angenehm sein.