Am Flughafen vom Mauritius steht ein schlanker Mitvierziger unter den Wartenden und hält ein Schild mit unseren Namen in der Hand. Saleem wird das Taxi zu unserer Unterkunft steuern. Sofort versprüht er gute Laune, was nach dem anstrengenden Reisetag guttut. Der Mann erzählt gerne, wenn der Fahrgast es wünscht, hält sich aber auch dezent zurück, wenn man müde ist. Unaufdringlich gibt uns Saleem später seine Telefonnummer und meint, dass wir ihn anrufen sollten, falls wir ein Taxi bräuchten. Das taten wir gerne, und nach einigen gemeinsamen Fahrten über die Insel wissen wir eine ganze Menge mehr von Mauritius und seinen Bewohnern.
Anfang der 1970iger geboren, konnte Saleem nur sechs Jahre die Schule besuchen. Die Ausbildung kostete damals noch Geld, und die Familie von Saleems Eltern war inzwischen auf sieben Köpfe angewachsen. Die mussten versorgt werden, sodass der Junge mit 12 Jahren ins Arbeitsleben einstieg. Er verdingte sich zunächst als Schneider. Dass er ein Faible für modische Sachen hat, sieht man ihm heute noch an. Später arbeitete er als Gebäudereiniger. Mit Fünfzehn ging er auf die Zuckerrohrfelder, um die Ernte einzubringen. Dort war wesentlich mehr Geld zu verdienen als in den anderen Jobs. Trotzdem die Bauern nur fünf Stunden am Tag Zuckerrohr ernten, macht diesen Knochenjob keiner bis zu seinem Lebensende. So wechselte Saleem später nochmal seinen Beruf und wurde Fahrer in verschiedenen Unternehmen. Seit einigen Jahren kann er keine LKW mehr steuern, das Kuppeln und Bremsen ohne Verstärker hat seinen Beinen arg zugesetzt. Der Mann stieg nun auf kleinere Autos um und ist seit drei Jahren selbstständiger Taxiunternehmer.
Saleem hat zwei Frauen. Seine erste Liebe gehört dem Auto, die zweite sitzt zu Hause, sagt er Augen zwinkernd. Die zweite Liebe arbeitet als Lehrerin, und die gemeinsame Tochter ist inzwischen elf Jahre alt. Die Familie kommt gut über die Runden. Im Vergleich zu früher sei heute alles besser, meint Saleem. So kann seine Tochter zehn Jahre kostenlos die Schule besuchen. Dass die Schulkinder auch im Bus nichts zu bezahlen brauchen, hatten wir schon beobachtet. Ist in der Familie jemand krank, so kann er jederzeit sorglos zum Arzt gehen, auch die medizinische Behandlung kostet nichts. Mit 60 Jahren gibt es eine Grundrente, man ist also gut versorgt.
Saleems Familie gehört der muslimischen Glaubensgemeinschaft an. Seine Tochter besucht täglich vor dem regulären Unterricht eine Stunde die Koranschule. Bemerkenswert fanden wir, dass alle Glaubensrichtungen auf Mauritius die jeweiligen Feiertage gemeinsam begehen. So feiern die Muslime das Weihnachtsfest genauso wie Christen und Hindu – mit einem Weihnachtsbaum. Und alle sind sich einig: Auf dieser friedlichen Insel mitten im Indischen Ozean wollen sie bleiben und ihre Zukunft gemeinsam in die Hand nehmen.
Am letzten Abend bringt uns Saleem zurück zum Flughafen. Er dreht eine Extrarunde durch das hell erleuchtete Zentrum von Port Louis. Nicht ohne Stolz erklärt er, was in den letzten Jahren geschaffen wurde. Und als er auf die geplante Trambahn zu sprechen kommt, fangen seine Augen an, zu glänzen.
Mit einem zurückhaltenden Lächeln überreicht uns Saleem seine Visitenkarte. Er freut sich mit uns ehrlich über die gute, gemeinsam verbrachte Zeit. Mit dem Mann hätten wir noch ewig über die Insel touren können.
Kontaktdaten für Interessierte:
Saleem, Mobil +23052559092 oder +23054785359. Über Mail kann man auch von Deutschland einen Flughafentransfer vorreservieren: saleemramphul@gmail.com