Zwangspause

Unser Wohnmobil bereitete uns in letzter Zeit etliche Sorgen

Etwas lustlos schleichen wir durch die Regale im Supermarkt. Da wir selbst Gewürze von Afrika nicht im Wohnmobil lassen konnten, müssen wir die Küche völlig neu mit Lebensmitteln ausstatten. Angesichts der an den Waren ausgezeichneten Preise vergeht uns jedoch der Appetit. Lediglich die Bückware in den untersten Reihen der Regale ist etwas günstiger zu haben. Da kommt uns die Tauschbox auf dem Campingplatz gerade recht: Abreisende Camper legen die Dinge hinein, die sie nicht mehr benötigen und Ankommende können sich nehmen, was sie brauchen. Eine wirklich feine Art, den doch recht hohen Preisen in Australien ein kleines Schnippchen zu schlagen. Immer wieder kommen nette Leute auch direkt zu uns und fragen, ob wir dies oder jenes gebrauchen könnten.

Noch ein Besuch im Campingausstatter, um zwei neue Auffahrkeile zu besorgen, und wir denken an Aufbruch zu unserer Australienrundreise. Als wir auf dem Rückweg den Tank füllen, meint eine Dame ganz aufgeregt, dass es unter unserem Auto tropfen würde. Das sei der Rest vom Grauwasser, sagt Jörg. Die Frau ist jedoch ganz anderer Ansicht und meint, es würde Kraftstoff auslaufen. Nun bücken wir uns doch und sehen, dass der oben eingefüllte Diesel unten munter wieder aus dem Auto sprudelt. Babsi legt sich unter das Fahrzeug und sieht, dass eine Kraftstoffleitung gerissen ist. Vorsichtig fahren wir zum Campingplatz zurück. Als uns in der Nacht auch noch der Regen ins Bett tropft, ist an eine Weiterreise zunächst nicht zu denken…

Einsame Strände

Auf der Wetterkarte zeichnen sich die ersten regenfreien Tage ab. So können wir am Auto arbeiten. Wenig später liegt Babsi unter dem Nissan und flickt die Dieselleitung. Auch kann nun das Dachfenster neu eingedichtet werden. Zwischendurch nehmen wir erfreut zur Kenntnis, dass die Ausflüge nach Rottnest Island dienstags zum halben Preis zu haben sind. Wir greifen zu.

Das Eiland liegt einige Kilometer vor der australischen Westküste in Höhe von Perth. Hier sind unter anderem Quokkas zu Hause. Die kleinen Kängurus sehen aus wie Ratten, und so gaben die Tiere der Insel ihren Namen. Begeistert radeln wir durch die einzigartige Natur. Auch das Wetter spielt mit… einen halben Tag. Für Discount-Fahrpreise gibt es halt auch nur Discount-Wetter. Am Nachmittag schüttet es wie aus Kannen. Die Quokkas kommen aus dem Gebüsch und laben sich an den Pfützen. Wir bremsen für die Tiere und stürzen beide auf dem glitschigen Radweg. Zum Schiff geht es nur noch humpelnd, wir erreichen die Fähre in letzter Minute. Auf der Rückfahrt stellen wir fest, dass die Kamera komplett hinüber ist. Die nächsten Tage lecken wir unsere Wunden. Der Verlust des Fotoapparates liegt uns schwer auf dem Gemüt. Wiederum ist an eine Weiterreise nicht zu denken.

Die Zwangspause beschert uns auch einige angenehme Seiten. So nutzen wir die Zeit, um das ehemalige Gefängnis in Fremantle zu besuchen. Der gut erhaltene Knast war bis in die 1990iger Jahre in Betrieb und gehört heute zum Weltkulturerbe. Auf einer geführten Tour erfahren wir Vieles über die wechselvolle Geschichte des Gefängnisses und die Bedingungen, unter denen die Häftlinge lebten. So erinnern uns die Toiletten auf den Freiganghöfen an so manchen afrikanischen Campingplatz.

schöne Aussichten auf die Großstadt Perth

Eine Woche später schwingen wir uns erneut aufs Rad. Es geht wieder, und nach der Fünfzig-Kilometer-Tour in den Kings-Park von Perth schmerzen lediglich die Muskeln. Entschädigt wurden wir mit traumhaften Aussichten auf das Tal des Swan-River und einzigartig blühende Gärten. Inzwischen sind auch alle Schäden am Auto behoben, sodass wir endlich unsere Weiterfahrt ins Auge fassen können. Australien, wir kommen!

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