Zu Besuch bei den Himba

Der Schmuck wird angelegt

Wir sind im Nordwesten Namibias an der Grenze zum Kaokoveld unterwegs. Hier beginnt das Lebensgebiet der Volksgruppe der Himba. Ein unscheinbarer Wegweiser am Straßenrand weist auf das Örtchen Otjikandero hin. Wir biegen ab und befahren eine ausgewaschene Straße. Am Ende des Fahrwegs empfangen uns zwei junge Burschen – zwei von sieben Männern, die in dem Himbadorf leben. Bevor wir in die Siedlung eintreten dürfen, erklären sie uns den Himbagruß: Mit den Worten moro moro, naua naua können wir auf die Leute zugehen und wir werden ein freundliches Lächeln ernten. Die Worte hatten wir natürlich vergessen, als wir den ersten Himbafrauen die Hand reichen. Sie lächeln trotzdem und helfen uns bei der Begrüßungszeremonie. 20 Frauen leben im Dorf. Sie beschäftigen sich mit ihrer eigenen Körperpflege, dem Anfertigen von Schmuck und natürlich dem Aufziehen der Kinder. Insgesamt 39 Sprösslinge wollen versorgt sein.

Das Volk der Himba lebt in einfachsten materiellen Verhältnissen. Viele von ihnen besitzen nicht mal einen Ausweis oder Pass. Das erklärt sich daraus, dass sie mit ihrer nomadischen Lebensweise meist keinen festen Wohnsitz haben. Weder das neueste Handy noch die angesagtesten Klamotten sind bei den Himba Statussymbole. In der Volksgruppe gilt der als vermögend, der eine gute Ernte eingefahren hat oder der eine große Viehherde besitzt. Die Menschen tragen außer einem Lendenschurz nichts. Lediglich unser Dolmetscher präsentiert sich in T-Shirt und langer Hose. Die Frauen legen großen Wert auf Schmuck. Oft bringen sie Tage damit zu, um sich die Haare zu frisieren oder für Arme und Waden Schmuck zu fertigen.

Hunger

Im Gebiet der Himba gilt Wasser schon seit jeher als Mangelware. Entsprechend haben sich Leute mit ihren Gepflogenheiten zur Körperreinigung angepasst. Haare und Körper werden mit einer rötlichen Paste belegt, die das Ungeziefer fernhalten soll. Hinzu kommt das Ausräuchern der Schädlinge. In einem speziellen Raum wird dazu ein Glimmfeuer angezündet und der Rauch dem Körper zu gefächert. Entscheidend ist, dass der obere Abzug in der Hütte richtig funktioniert, andernfalls fällt der Mensch eher in Ohnmacht als dass die Schädlinge vernichtet sind.

In der Siedlung selbst dominieren traditionelle Rundhütten. Die Sachen hängen an den Wänden, geschlafen wird auf Tierhäuten. Es gibt keine Fenster, lediglich ein Abzug im Dach sorgt für etwas Luftzirkulation. Vor den Hütten wird Maisbrei gekocht, was vorwiegend die Aufgabe der älteren Kinder ist. Die müssen auch zur Schule gehen, der Unterricht findet in der kühleren Zeit am späten Nachmittag statt. Das geht allerding nur so lange, wie die abgeschnittenen Plastikflaschen im Dach des Gebäudes Licht spenden.

Inzwischen setzt sich auch bei den Himba ein anderer Lebensstil durch. So kursieren im Dorf die ersten Handys und auf mancher Hütte haben wir eine kleine Solarzelle entdeckt. Nicht weit vom Ort gibt es Strom. Damit wird Wasser aus den Tiefbrunnen gefördert, sodass den Menschen der lange Weg zum nächsten Wasserloch erspart bleibt. Um etwas Geld zu verdienen, werden Schmuckgegenstände angefertigt und auf Märkten verkauft, die zum Teil hunderte Kilometer von ihrem traditionellen Lebensraum entfernt sind. So haben wir zum Beispiel in Swakopmund mehrere Verkaufsstände der Himba entdeckt.

Das sollte auch in deutschen Klassenzimmern hängen und zwar in Deutsch!

Beim Ausräumen unseres Hauses hatten wir etliche Stifte gefunden. Die haben nun ihre Aufgabe in der Schule von Otjikandero gefunden. Lehrer und Schüler freuen sich, denn sie können es gebrauchen.

Weitere Bilder zum Artikel sind hier zu finden…

DatenschutzerklärungImpressum