Inzwischen hat man auch in Südafrika dazu gelernt. So fällt uns beispielweise auf, dass über Ostern mit Geschwindigkeitsüberwachung ordentlich Geld verdient wird. Es ist, wie in Europa, recht einfach: Die Nation ist über die Feiertage unterwegs und hat es auf Grund der begrenzten Ferien auch relativ eilig. So steht zum Beispiel an der Gardenroute, einer der Hauptreiseachsen, ein Blitzer am anderen. Uns stört das weniger, haben wir doch unsere Reisegeschwindigkeit in letzter Zeit stark entschleunigt.
Die Feiertage verbringen wir in Knysna. Nur nicht weiter fahren, heißt die Devise, die kommenden Campingplätze an der Stecke sind sowieso alle ausgebucht. Von Dieter und Tina bekommen wir einige gute Tipps, sodass wir schlussendlich fast zwei Wochen in der Stadt und deren Umgebung weilen. Beeindruckend ist eine Paddeltour in der Lagune, die uns zur Thesen Island führt. Während vor einigen Jahrzenten hier noch eine Holzfabrik stand, ist heute aus der Insel ein kleines Venedig entstanden. Mondäne Wohnhäuser sind über Wasserstraßen miteinander verbunden, der architektonische Einfallsreichtum kennt hier kaum Grenzen. So ist zum Beispiel das ehemalige Kraftwerk zu einem erstklassigen Hotel umgebaut worden. Zu Fuß oder per Auto kommt man als Fremder nicht in die Wohngebiete von Thesen Island. Strenge Kontrollen verwehren jedem Unbefugten den Zutritt, man möchte unter sich bleiben. Bleibt nur der Weg über das Wasser, aber auch hier werden wir von einem Security-Boot wachsam beobachtet.
War der schwer, wird sich Freedom gedacht haben, als Jörg sich aus dem Sattel geschwungen hatte. Nach zwei Stunden reiten wussten Pferd und Reiter, was sie voneinander zu halten hatten: Das Tier hatte eine nicht ganz leichte und anfangs auch steife Last zu befördern und Jörg wusste nach anfänglichem Zögern, dass er sich auf Freedom verlassen konnte. Das Pferd meisterte steile Abstiege, Waten durch knietiefen Schlamm, Wasserpassagen und steile Anstiege mit stoischer Ruhe. Es kannte den Weg. „Have no fear“ was so viel heißt wie „hab keine Angst“ meint Kim, unsere Begleiterin, als Jörg zögert, einen schlammigen Abhang hochzureiten „it’s a real 4 by 4“. Zügig nimmt Freedom die Hürde. Dabei schaltet das Pferd zeitweise den Turbo ein; entsprechende Geräusche sind aus dem Auspuff zu hören. Während Jörgs Tier liebevoll den Cosenamen Teddybär trägt, ist Barbaras Charley ist etwas wilder. Sieht Kim einmal nicht so genau hin, nimmt das Pferd eigene, meist einfachere Wege. Barbara lässt es geschehen, kann sie doch Charley ohne große Mühe wieder auf den richtigen Pfad lenken. Dort will es die anderen ständig überholen. Nach gut zwei Stunden sind die Tiere erlöst und wir watscheln breiten Schrittes von dannen. Standesgemäß wurde dieser, unserer erster Ausritt gefeiert. Wir kehren im Bramon Estate ein. Das Gut gehört zum östlichsten Weinanbaugebiet Südafrikas und erstreckt sich malerisch vor den Tsitsikamma-Bergen. Und der gute Wein ist dem Anlass angemessen.
Zügig passieren wir Port Elisabeth, den Ausgangspunkt unserer Afrikareise. Inzwischen ist eine unserer Gasflaschen leer, und wir nutzen die Gelegenheit für einen Abstecher zur Gas Connexion. Dort hatte man uns im vergangenen Jahr einen Adapter gebaut und unsere Tankflaschen damit aufgefüllt. Leider waren die findigen Angestellten alle im Außendienst und die Chefs sind mit unserem Ansinnen nach Füllung der Tankflasche sichtlich überfordert. Wir verzichten auf das Gas und hoffen, dass wir in den Drakensbergen nicht zu viel heizen müssen. Zunächst führt unser Weg jedoch zum Mountain Zebra National Park. Löwen seien dort zu sehen, wurde uns gesagt, außerdem Nashörner und Büffel. Zu Beginn unseres Game Drives sehen wir zunächst überhaupt keine Tiere, sind jedoch von der landschaftlichen Schönheit des Nationalparks begeistert. Später schauen vier Zebras hinter den Büschen hervor – irgendwo muss ja das Reservat seinen Namen herbekommen haben. Auf einer Hochebene angekommen, sehen wir jede Menge Weißschwanzgnus. Die Löwen feiern wohl noch Fasching, denken wir, und haben sich alle verkleidet… Und dann werden wir doch noch fündig. Zwei der Raubkatzen feiern offenbar nicht mit und rekeln sich faul in der Nähe einer gerissenen Antilope. Als wir später lesen, dass es im Nationalpark nur drei Löwen gibt, sind wir stolz auf unsere Trefferquote.
Kommt hier entlang, meint Dave, als wir in Rhodes das Gasthaus Walkerbouts besuchen und führt uns zur Bar. Nach sechsstündiger Fahrt über den Naudes Nek, der höchsten Bergquerung Südafrikas, haben wir eigentlich einen Bärenhunger. Die Piste war so schlecht, dass wir in der Zeit nur neunzig Kilometer unter die Räder nehmen konnten. Wir sind froh, dass unser Gefährt auf der Passstraße durchgehalten hat. Statt der bestellten Pizza gibt es bei Dave zunächst einen kühlen Drink und Gespräche mit den Einheimischen. Schilder weisen darauf hin, dass Handys im Restaurant nicht erwünscht sind – man kann sich anderweitig unterhalten. Schnell werden Kontakte geknüpft. So ist für den nächsten Tag das Aufladen unserer Laptopbatterien gesichert und vielleicht der nächste Ausritt geplant. Zum Skifahren ist es in Südafrikas einzigem Wintersportparadies noch zu früh, die Saison beginnt erst im Mai, wenn die ersten Schneekanonen angeworfen werden. Am Ende bekommen wir unsere leckere Pizza, die wir selbst zusammenstellen konnten.