Am Morgen sehen wir etliche Affen mit dicker Lippe durch das Camp rennen. Beim genaueren Hinsehen erweist sich die dicke Lippe als Avokadofrucht, die die Tiere im Maul haben. Schnell sind die Bäume gefunden, auf denen die Früchte reifen. Babsi wollte noch ein, zwei Avokados für den nächsten Salat mitnehmen. Fehlanzeige: Es findet sich nicht eine einzige Frucht, die von den Affen nicht bearbeitet wurde. Wir gönnen es ihnen, wenn sie schon nicht an unseren gedeckten Tisch herankommen…
Wir stehen direkt am Luangwa River. Viele Sandbänke im Fluss zeugen von einer langen Trockenperiode. Am Ufer gegenüber liegt Mozambik. Das Wasser ist so flach, dass man hinüberlaufen kann. Die Gegend drüben sei unbesiedelt, meint Will, der Chef vom Brückencamp. Einige Sambier bauen am anderen Ufer jedoch etwas Mais an, da das nicht so steil ist, wie die sambische Seite. Gestört hat das noch niemanden. Gegen Abend tauchen die ersten Fischer auf. Sie laufen durch das flache Wasser und ziehen ihre Netze hinter sich her.
Es wird dunkel. In der Ferne sehen wir riesige Buschbrände lodern. Will klärt uns auf: Das Feuer gehört in Afrika zum Alltag. Jetzt, gegen Ende der Trockenzeit sollen die Brände bestimmte Bäume zum frühzeitigen Ausschlagen bringen. Die Gehölze sind schwer entflammbar, sodass nur trockenes Laub und die gelben Gräser niederbrennen. Buschbrände werden nur dann gelöscht, wenn sie den Siedlungen zu nahe kommen. In den meisten Fällen ersticken die Feuer von selbst.
Wir fahren weiter nach Osten. Die so genannte Great East verbindet Lusaka mit der malawischen Grenze. Derzeit wird die Straße umfassend saniert. Während wir auf einigen Abschnitten zügig vorankommen, führen andernorts die Umleitungen auf Buckelpisten quer durch den Wald. Wir sind auf einer Baustellenumfahrung bei Nyimba unterwegs, als ein junger Mann im Staub auftaucht und uns einen Spieß mit gegrilltem Fisch vor das Fenster hält. Fisch? Hier? Der Luangwa River ist inzwischen über einhundert Kilometer entfernt! Am nächsten Abzweig steht erneut ein Fischverkäufer. Da wir Hunger haben, schauen wir uns den Spieß interessiert an und entdecken… Mäuse! Den kleinen Nagern hatte man noch nicht einmal das Fell abgezogen, bevor sie in die Fritteuse wanderten… Beim Anblick des Spießes sind wir schlagartig satt. Bis zum Abend rühren wir keine Nahrung an.
Die Landschaft ist nicht sehr abwechslungsreich. Während bei der Fahrt durch das Luangwa-Tal einige Berge und steile Streckenabschnitte zu passieren waren, führt die Piste kurz vor Chipata über eine flache Hochebene. Am Supermarkt in der Stadt steht ein Junge und bettelt um Geld. Wir fragen ihn, ob er Hunger hat, er nickt. Während wir einkaufen könne er auf unser Auto aufpassen, bieten wir an. Wir würden ihm dafür ein Brot mitbringen. Begeistert stimmt er zu. Mit leuchtenden Augen und dem Brot verschwindet der Junge nach getaner Arbeit.
Auf dem Campingplatz lernen wir Patrick und Verena kennen. Sie touren seit mehreren Jahren durch Afrika. „Und wenn Ihr mal einen Zahnarzt braucht, dann hätte ich eine gute Adresse…“, erzählt uns Patrick unvermittelt. Die Information kommt wie gerufen, und die gute Adresse liegt direkt an unserem Weg. Am nächsten Vormittag sitzen wir im Wartezimmer von Jeff. Kein Problem meint er, als Jörg seine Krone zeigt, das Material zum Befestigen sei vorhanden. Das Einzige was fehlt ist Strom – der komme erst in vier Stunden wieder. Da wir auf dem Rückweg vom Luangwa-Nationalpark erneut an der Dentalpraxis vorbei müssen, vertagen wir den Eingriff. Aus dem Internet besorgen wir uns die Zeiten der Stromabschaltungen, damit wir bei Jeff nicht wieder zur Unzeit aufkreuzen.
Im South Luangwa Wilderness Camp treffen wir Sjors und Monique. Die Wiedersehensfreude ist groß und wir verbringen einige Tage gemeinsam mit Tierbeobachtungen. Stativ, Fotoapparat und Fernglas können wir direkt am Ufer vom Fluss stationieren. Im Laufe der Zeit spazieren Elefanten, Giraffen, Hippos und jede Menge Antilopen vorbei. Krokodile tummeln sich im Wasser und jagen nach Beute. Kleine Erdhörnchen freuen sich über die Brotreste von unserem Frühstück. Es ist ein großer, sehr großer Zoo. Sjors zündet etwas getrockneten Elefantendung an, um die lästigen Fliegen fern zu halten. Und ganz nebenbei wirft der Fachmann einen Blick in unser Auto. Er meint, dass der Turbo aller Wahrscheinlichkeit nach nicht defekt ist, gute Aussichten für eine sorgenfreie Weiterreise.