Ein lehrreicher Tag
Bestohlen, verirrt und eingebrochen – so kann man den heutigen Tag zusammenfassen. Leider ist es so, nach nur gut zwei Wochen Aufenthaltes in Südafrika müssen wir den ersten Diebstahl vermelden. Es geschah heute Morgen, noch vor dem Frühstück – eine kleine Unachtsamkeit. Der Frühstückstisch war gedeckt, und ich wollte Babsi die Teekanne aus dem Wohnmobil abnehmen. Am kaum drei Meter entfernten Tisch schepperte es, und ich sehe gerade noch einen Affen mit meinem Ei im Gebüsch verschwinden. Hoffentlich hat er sich die Pfoten verbrannt, dachte ich, denn das Ding war noch heiß… Es dauerte nicht lange und der Affe marschierte mit der leeren Eierschale grinsend an unserem Frühstückstisch vorbei. Es hat ihm offensichtlich geschmeckt, und die Pfoten – das kann nicht so schlimm gewesen sein.
Wir sind im Nature’s Valley. Der Reiseführer sagt, wer Einsamkeit und Abgeschiedenheit sucht, sei hier genau richtig. Das trifft natürlich nur für Menschen zu, Tiere gibt es hier genug. Das Nature’s Valley gehört noch zum Tsitsikamma – Nationalpark, der an seinem westlichen Ende durch die Mündung des Groot River markiert wird. Wir haben zwei Nächte hier gebucht. Gestern sind wir mit dem Kanu den Groot River hinauf gewandert. Wasserwandern im wahrsten Sinne; wir mussten das Boot etliche Stromschnellen hinauf ziehen, um an den letzten „schiffbaren“ Winkel der imposanten Schlucht vorzudringen. Die Rückfahrt hat dafür umso mehr Spaß gemacht…
Nach dem Affentheater heute Morgen wollten wir wandern. Der Kalanderkloof-Trail sollte es sein: erst Urwald und schließlich ein Aussichtspunkt, von dem man die gesamte Tsitsikamma – Küste überschauen könne. Den Urwald haben wir erlebt, indem wir uns stundenlang eine Schlucht hinaufgequält haben. Plötzlich standen wir auf einer Straße. Praktischerweise haben wir die auch für den Rückweg genutzt, denn die Wasservorräte waren fast aufgebraucht. Wer weiß, wo wir den Abzweig zum Aussichtspunkt übersehen hatten.
Am Camp angekommen, steht unser Dachfenster offen. Das darf bei dem wunderbaren Wetter auch sein, ich war mir jedoch sicher, das Fenster zu Beginn unserer Wanderung wegen der Affen auf „Lüftung“ gestellt zu haben. Babsi war sich nicht sicher, ob sie das Fenster gestern oder heute ganz geöffnet hatte… Ich ahnte Schlimmes und schloss vorsichtig die WoMo-Tür auf; jederzeit darauf gefasst, dass ein flüchtender Affe an mir vorbei huscht. Geflohen war das Tier schon lange, jedoch nicht durch die Tür, sondern so wie er hineingekommen war: Durch das von ihm ramponierte Dachfenster. Zielgerichtet hatte das Tier die beiden Möbel geöffnet, hinter deren Türen Fressbares zu finden war: den Kühlschrank und den Brotschrank. Wurst und Käse standen dem Affen nicht so recht an, das labbrige Toastbrot dafür umso mehr.
Von einem erfahrenen Camper haben wir uns später belehren lassen. Erstens, wir sollen froh sein, dass nur Meerkatzen und keine Paviane ins WoMo eingedrungen sind, Paviane hätten den Wohnraum vermutlich zerlegt, und zweitens sollen wir froh sein, dass der Affe so schnell etwas Fressbares gefunden hat, dadurch blieben die anderen Schränke verschont. Eines haben wir heute auf jeden Fall gelernt: Fenster und Türen zu in der Wildnis!