Malawi geht in die Verlängerung

Gebirgsabfahrt vom Nyika Plateau. So mancher hat hier die Kurve nicht mehr bekommen.

Pünktlich, während der größten Hitzewelle versagt unser Dachlüfter im Wohnmobil den Dienst. Er blieb einfach stehen und ließ sich trotz mehrfachen Probierens zu keiner weiteren Umdrehung überreden. Wie so oft in solchen Situationen sind krisenerprobte Mitbürger sehr schnell mit guten Ratschlägen zugange. Der effektivste dieser Ratschläge war noch der, mit einem feuchten Handtuch auf dem Oberkörper zu schlafen. Es hilft wirklich, genauso lange wie man sich im Schlaf nicht bewegt und das Tuch nicht vom Körper rutscht. Glück im Unglück ist, dass der Lüfter in Mzuzu ausfällt. Mzusu ist einer der drei Orte in Malawi, wo es einen großen Supermarkt gibt. Zu unserem Erstaunen stehen dort sogar Ventilatoren im Regal. Schnell wandert eines dieser Geräte in unseren Einkaufskorb, sodass während der kommenden Nächte im Wohnmobil wieder eine angenehme Luftzirkulation herrscht.

Inzwischen sind wir im Norden von Malawi angekommen. Die Ausläufer des Nyika-Plateaus reichen hier bis an den Malawisee heran. Steil fallen die Berge in der Nähe des Seeufers ab. Die Szenerie könnte traumhaft sein, wenn an den Berghängen noch die ursprüngliche, tropische Vegetation zu finden wäre. Stattdessen ist die Landschaft oft kahl. Das gefällte Holz wird als Baumaterial und Brennstoff verwendet. Mit der Produktion von Holzkohle macht man es sich besonders einfach: Hier wird der Wald einfach angezündet, um später die verkohlten Stämme abzusägen und zu zerkleinern. Wir stehen vor der ältesten, noch erhaltenen Bambusbrücke Malawis. Von Bambus ist nichts mehr zu sehen. Der Rohstoff wächst hier nicht mehr, erklärt uns Thomas, der die Brücke und ein kleines Museum den Besuchern präsentiert. So wird das Bauwerk immer wieder mit Buschholz ausgebessert, das in der Umgebung noch zu finden ist.

Die letzte Bambushängebrücke Malawis, die gar nicht mehr aus Bambus ist

Reste des ursprünglichen Bergdschungels entdecken wir bei Livingstonia. Die Felsen fallen hier über mehrere hundert Meter fast senkrecht in eine unzugängliche Schlucht ab. Rodungen sind hier unattraktiv. Das Wasser des insgesamt 270 m hohen Manchewe Falls stürzt donnernd in mehreren Kaskaden in die Tiefe. So ursprünglich wie der Dschungel ist auch der Fahrweg, der vom Ufer des Malawisees nach Livingstonia führt. Für die knapp 15 Kilometer brauchen wir 90 Minuten. Eine schnellere Fahrt wollen wir unserem Reisegefährt auf einer „Straße“, die größtenteils einem ausgewaschenen Flußbett gleicht, nicht zumuten.

Da unser Visum für Malawi in den nächsten Tagen ausläuft, diskutieren wir immer häufiger über die weitere Reiseroute. Die bisher favorisierte Möglichkeit führt über den nördlichen Grenzübergang nach Tansania und von dort zurück nach Sambia. Auch unser zweiter Sambiaaufenthalt ist durch ein Visum begrenzt, sodass wir nur wenige Tage für Tansania zur Verfügung hätten. Angesichts der Einreisegebühren und Versicherungsprämien in dem Land lohnt die Durchreise für die kurze Zeit nicht. Das Geld können wir besser anlegen. Zunächst führt jedoch unser Weg nach Karonga. Wir wollen versuchen, auf der dortigen Immigrationsbehörde unsere Aufenthaltsgenehmigung für Malawi zu verlängern. Die längste Zeit nimmt die Suche nach dem Amt in Anspruch. In Ermangelung von Beschilderung ist man hier ausschließlich auf Angaben der Einheimischen angewiesen. Die führen uns zwar alle ungefähr in die richtige Richtung, es fehlt jedoch der Hinweis auf das schnoddrige kleine Gebäude hinter einem Schulhof. Den entscheidenden Tipp gibt uns eine junge Frau. Kurzerhand setzt sie sich auf den Beifahrersitz unseres Wagens und fährt bis zur Behörde mit. Babsi bleibt nichts anders übrig, als auf der Ladefläche des Nissan Platz zu nehmen und sich gut festzuhalten. Die Einheimischen quittieren es mit bewunderndem Kopfnicken. Nun ist der Stempel schnell in unsere Pässe gedrückt und wir dürfen weitere vier Wochen in Malawi bleiben.

Der Manchewe-Wasserfall ist der höchste Fall in Malawi. In den Schluchten ist die ursprüngliche Bergvegetation noch zu sehen

Das gesparte Geld und die gewonnene Zeit nutzen wir, um Gutes zu tun. Etwas später stehen wir in den repräsentativen Geschäftsräumen von Airtel, einem Netzanbieter für Telekommunikation. Wir hatten gehört, dass es in Malawi möglich sei, Geld an eine Telefonnummer zu überweisen. Eine kurze Rücksprache mit Arnold und Steve aus Mulanje bestätigen unseren Eindruck. Dann geht alles sehr schnell: Die Geldscheine fliegen über den Tisch und wenig später halten die beiden Jungen aus dem Bergdorf im Süden Malawis ihre Semestergebühren für die Schule in der Hand. Glücklich versichern sie uns, zum Abschluss des Lehrabschnittes ihre Zeugnisse zu schicken.

Derweil machen wir uns auf den Weg nach Süden. Am großen Supermarkt stoppen wir erneut. Dieses Mal kaufen wir keinen Ventilator sondern Schulhefte und Stifte. Wir werden noch einmal zu Samantha nach Senga Bay fahren und das Schulmaterial bei ihr abgeben. Die benachbarte Grundschule braucht diese Dinge händeringend.

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