Lusaka

Alles was den Affen bleibt, ist eine Pfütze Wasser.

Nach über einer Woche im Tierparadies wird es Zeit weiter zu reisen. Wieder einmal versuchen die Meerkatzen an unser Frühstück zu gelangen. Als überaus hinderlich erweist sich allerdings ein Wassersprenger, der zwischen der Affenhorde und unserem reich gedecktem Frühstückstisch seine Runden dreht. Jedes Mal, wenn ein Affe versucht, das Hindernis zu überwinden, bekommt er einige Tropfen Wasser auf den Pelz und schreckt zurück. Nach kurzer Überlegung macht er sich erneut auf den Weg, inzwischen hat der Rasensprenger jedoch wieder eine Runde gedreht… So können wir amüsiert und in Ruhe unser Frühstück genießen.

Nach über eintausend Kilometer Fahrt durch absolut ebene Landschaft tun sich vor uns nun erste Hügel auf. Beim näheren Hinsehen erweisen die sich als riesige Hinterlassenschaften von Termiten. Wenig später tauchen am Horizont richtige Berge auf. Bei Mazabuka passieren wir große Zuckerrohrplantagen, die selbst jetzt in der Trockenzeit erfrischend grün wirken. Vor größeren Ansiedlungen werden wir immer wieder von Polizeikontrollen gestoppt. Die Uniformierten fragen meist nur, woher und wohin, ab und zu wollen sie die Einreisepapieren sehen.

Lusaka ist ein Moloch. Eine solche Hauptstadt hatten wir vorher noch nicht gesehen. Die Empfehlungen von anderen Reisenden reichten von „weglassen“ bis hin zu „naja – mal 2 Stunden“: Wir nehmen uns einen ganzen Tag für Sambias Hautstadt. Eine weitere Warnung Anderer lautete: „Bloß nicht mit dem eigenen Auto…“ Da wir aber in Richtung Malawi sowieso quer durch Lusaka müssen, wollen wir zunächst schauen, wie das Andere machen. Dabei vermittelt uns John, der Taxifahrer wertvolle Erfahrungen: Eigentlich ruht der Verkehr in Lusaka, da in den Hauptstraßen permanent Stau herrscht. Erschwerend kommt hinzu, dass durch die tägliche Stromsperre natürlich auch die Ampeln, sofern vorhanden, ausfallen. Vieles versucht man über Kreisverkehre zu regeln, an deren Zufahrten heftige Aufrauhungen in der Fahrbahn die Autos jedoch zu Schrittgeschwindigkeit zwingen. Das war nicht immer so, erklärt uns John. Früher, als es die Hindernisse auf der Fahrbahn noch nicht gab, flog immer mal ein Wagen über den Kreisverkehr, da dessen Fahrer nicht rechtzeitig gebremst hat. Spuren an den Bordsteinen in den Kreisverkehren zeugen noch heute von den Flugversuchen. An den „Langsamfahrstellen“ stehen dutzende von Leuten auf der Straße, die ihre Waren anbieten. Hier kann man vom Boxershirt über Toilettenpapier und Reinigungsmittel bis hin zu Telefonkarten fast alles kaufen. Ist die Strecke nach einem Hindernis für wenige hundert Meter frei, muss man sehr schnell und aufmerksam sein; es beginnt das Hauen und Stechen auf Lusakas Straßen. Ständige Spurwechsel, abruptes Bremsen wegen Fußgängern und plötzliches Abbiegen lassen die Fahrt zum Abenteuer werden.

Shopping Mall am Bahngleis

John lenkt uns sicher durch die Hauptstadt. Dass der Angstgriff im Fahrzeug am Ende pitschnass war und uns der Schweiß in Strömen von der Haut lief, lag sicher nur an der fehlenden Klimaanlage im Wagen. Dabei wurde die Fahrt durch ein kleines Missverständnis unnötig verlängert. Ursprünglich wollten wir uns am Bahnhof absetzen lassen, da der zentral liegt und dort sicherlich auch ein Taxi für die Rückfahrt zu finden sei. Wo der Bahnhof ist, wissen wir bis heute nicht. Mit dem Begriff „Station“ verband John den zentralen Busbahnhof. Als wir ihm während der Fahrt noch erzählten, dass wir weiter nach Malawi reisen wollten, fanden wir uns kurze Zeit darauf eingeklemmt inmitten von rangierenden Überlandbussen und hunderten von Leuten, die aufgeregt ihre Bussen suchten. Wir bemerkten den Irrtum erst, als John einen Passanten nach dem Ticketschalter für die Busse nach Chipata fragte… Eine weitere halbe Stunde brauchten wir, um das Gelände vom Busbahnhof wieder zu verlassen. Zur „Belohnung“ setzte uns John an der Levy-Mall ab, eine der ersten Einkaufsadressen der Hauptstadt.

Solche Konsumtempel kennen wir zur Genüge. Uns zieht es ins ursprüngliche Lusaka. Das finden wir an der Bahnlinie nach Livingstone. Rechts und links der Hauptstrecke sind hunderte von Verkaufsbuden aufgebaut. Die Leute flanierten auf den Gleisen, da sie hier wenigstens durchkommen. Von vielen Verkaufsständen quäken automatische Megafone, deren blecherne Stimme erklärt, was für 5 Kwachas, umgerechnet 50 Cent, alles zu haben ist. An den Klamottenständen haben wir den Eindruck als wenn gerade ein Rot-Kreuz Kleidercontainer ausgekippt worden ist. Wir setzen uns in eine Imbissbude und verfolgen das Treiben.

Fest in Chinesischer Hand.

Geordneter geht es in der Cairo Road, der Hauptgeschäftsstraße von Lusaka zu. Hier hängen die Sachen in den Geschäften auf Bügeln oder stehen in Regalen. An die Läden kommt man jedoch oft nur schwer heran. Auf dem Fußweg davor hat sich eine Reihe von Händlern etabliert, die sich die Ladenmiete nicht leisten kann. Mit Staubwedeln wird die Ware immer mal vom größten Schmutz befreit. Am späten Nachmittag holt uns John fast pünktlich an der Levy Mall wieder ab, und fragt, ob wir dort ordentlich shoppen waren. Wir verneinen, erklären ihm aber, dass wir Lusaka erlebt haben. Unsere eigene Durchfahrt durch die Hauptstadt haben wir für einen Sonntag geplant – dann sollte sich der Verkehr in Grenzen halten.

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