Kalter Frühling

Wir radeln

Jörg sitzt am Schreibtisch, Babsi hat es sich auf der Couch bequem gemacht. Kurzfristig mussten wir unser Leben im Wohnmobil gegen das in einer Gästewohnung tauschen. Von unserem Fenster haben wir einen fantastischen Blick über Leipzig. Weniger gut geht es Babsis Eltern, weswegen wir unsere Reise unterbrochen haben. Hier gibt es Einiges zu tun.

Eben schwitzten wir noch bei 40 Grad in Afrika, nun tänzeln einige Schneeflocken vor dem Fenster. Tiefhängende Wolken verbreiten eine düstere Stimmung. Vor wenigen Tagen war in Deutschland noch Frühling, seit unserer Ankunft hat es sich jedoch merklich abgekühlt. Bei einem Besuch in Bremen weht uns ein eisiger Wind um die Nase. Die warmen Jacken liegen im Wohnmobil in Afrika. Auf dem Osterfeuer köchelt ein Potjie vor sich hin. Der typisch südafrikanische Eintopf wärmt durch, als das Feuer erloschen ist, bibbern wir jedoch um die Wette.

Trotz der kalten Witterung erwacht die Natur aus dem Winterschlaf. Wir steigen auf`s Rad. So macht es Spaß zuzuschauen, wie sich das frische Grün vom Waldboden bis in die Baumspitzen schiebt. Vor drei Jahren hatten wir zum letzten Mal Frühling erlebt, und heute fasziniert uns diese Jahreszeit mehr denn je. Eine Radtour führt uns von Berlin nach Leipzig. An der Strecke wohnen einige Freunde, die Wiedersehensfreude nach langer Zeit ist groß. Im Fläming kommt etwas Afrika-Feeling auf: Wir schieben die Räder durch Tiefsand und patschen durch fließende Riviere. Der Beelitzer Spargel schmeckt köstlich, leider ist es auf dem Freisitz der gemütlichen Gaststätte viel zu kalt. So bleiben wir Inside.

Deutsche Sprache, schwere Sprache und Raststätte ist ein ganz schweres Wort

Im Mai wird es langsam wärmer. Bei einem Räucherabend mit Freunden können wir schon draußen sitzen, trotzdem heizt der Gastgeber noch kräftig den Kamin.
Die Mütter freuen sich über unseren Besuch zu ihren Geburtstagen. Später brechen wir zu einer Stippvisite nach Saalfeld auf; hier nahm die Idee zu unserer großen Reise Formen an. Onkel und Tante freut es immer wieder. Auf dem Weg dorthin stoppen wir in Rodaborn, Deutschlands erster Autobahnraststätte. Hier werden Bratwürste über den Zaun verkauft. Mit Hilfe eines kleinen Korbes, der an einem Holzgalgen hängt, wechseln Geld und Ware den Besitzer. Der Amtsschimmel lässt grüßen. Wir suchen keine Bratwurst, sondern unser Nummernschild vom Auto. Das hatten wir in der Ausfahrt von der Raststätte verloren. Etwas lädiert finden wir das gute Stück zum Glück wieder.

Die Zeit vergeht rasend schnell. Eben saßen wir noch im Flugzeug nach Deutschland, schon sammeln wir unsere Siebensachen wieder für die Rückreise nach Afrika zusammen. Mit im Gepäck sind die Australienvisa und die Flugtickets nach Perth. Die letzte Tour durch das südliche Afrika wird uns zum Hafen nach Port Elisabeth führen, von wo aus unser Wohnmobil die Reise nach Australien antritt.

Trotz unserer vielen Unternehmungen war die Zeit mit Babsis Eltern sehr intensiv. Es geht ihnen inzwischen besser, sodass wir unsere nächste Reiseetappe hoffentlich beruhigter angehen können.

Illumination auf dem Leipziger Markt während der evangelischen Kirchentage

Zum Abschluss in Leipzig gibt es Veranstaltungen zum Kirchentag und ein Depeche Mode Konzert – kontrastreicher konnte das Programm kaum sein. Wir gesellen uns zu den rund 10.000 Zaungästen vor den Toren der Festwiese und lauschen den Klängen der Popgruppe. Zum großen Finale erklingt der Soundtrack von Heroes, und das in der Heldenstadt.

Und schließlich kommt der Frühling doch noch mit aller Macht. Unsere letzte Nacht in Leipzig sollte eine Tropische sein. Wir liegen im Bett und schwitzen um die Wette. Afrika wir kommen zurück – dort ist jetzt Winter.

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