Hauptstadthopping

Da braut sich etwas zusammen...

Zum x-ten Mal klingelt Jörg am Tor unseres Campingplatzes bei Gaborone. Wir stehen im wahrsten Sinne des Wortes im Regen. Über uns zucken Blitze. Schließlich öffnen uns einige Gäste der Lodge das Tor, zum Glück noch rechtzeitig. Der zuständige Wachmann erklärt uns lakonisch, dass sein Dienst erst um sechs beginnt, bis dahin hätte er noch fünf Minuten Zeit. Was nun folgt ist ein Unwetter, wie wir es auf unserer Reise noch nicht erlebt haben. In der Nacht blitzt es ununterbrochen; unser Wohnmobil ist taghell erleuchtet. Dazu schüttet es wie aus Eimern. Gespannt schauen wir, ob alle Fenster dicht sind. Sie sind es; die Leute in Mosselbay haben mit der Silikonspritze gut gearbeitet. Am nächsten Morgen waten wir durch knöcheltiefes Wasser. Es regnet immer noch. Auch scheinen sich die Gewitter nicht vom Fleck zu bewegen. Zwei Stunden später sehen wir etwas blauen Himmel am Horizont. Das Unwetter verzieht sich genauso schnell, wie es am vorhergehenden Abend gekommen ist. Lächelnd öffnet uns der Wachmann das Tor. Sein Dienst scheint auch nach 15 Stunden noch nicht zu Ende zu sein.

Vor dem Supermarkt in Maun herrscht Gedränge. Verunsichert dreht sich Babsi um und schaut in drei Gesichter, die verlegen dreinblicken – gerade so, als hätten sie etwas ausgefressen. Wir denken uns nichts Schlimmes dabei, sind doch Portmonee und Handy unversehrt an Bord. In der Schlange am Supermarkt weist uns ein Wachmann darauf hin, dass am Rucksack ein Fach offensteht. Also doch! Fast unbemerkt hatten die drei Herren von vorhin den Reißverschluss geöffnet. Objekt ihrer Begierde war eine Plastetüte mit eingerolltem Papier. Schon oft konnten wir beobachten, dass die Einheimischen in Ermangelung von Geldbörsen Scheine und Münzen in solchen Tüten transportieren. So hofften die Diebe auch bei uns auf fette Beute. Schade, dass wir ihre Gesichter nicht sehen konnten, als sie bemerkten, dass sie lediglich eine halbe Rolle Toilettenpapier ergattert hatten.

von diesen Hörnern möchte man nicht aufgespießt werden

Wesentlich ehrlicher geht es in einer Gaststätte in Maun zu. Als wir nach dem Abendessen zurück zum Wohnmobil kommen, vermisst Jörg sein Handy. Er konnte es nur auf dem Tisch im Gasthaus liegen gelassen haben. Schnell sprintet er zurück und findet Nichts. Geklaut! Denkt er. Dabei klingt die freundliche Frage der Bedienung, ob sie helfen könne wie ein Hohn. Am liebsten hätte er sie direkt gefragt, wohin sie das Gerät gerade gebracht hat. Die nette Frau bietet an, das Handy anzurufen. Dabei kennt Jörg nicht mal seine botswanische Telefonnummer. Aus einem Wust von Papier selektiert die Dame Jörgs Telefonnummer und wählt die Ziffern. Es ruft, sagt sie erfreut, in der Umgebung ist jedoch kein Klingeln zu hören. Ja – natürlich. Sie wäre ja blöd, wenn sie das Telefon nicht soweit weggebracht hätte, dass der Klingelton noch zu hören wäre. Aufgeregt kommt Babsi angelaufen, in der Hand Jörgs Handy, was immer noch klingelt. Es lag unter dem Tisch am Wohnmobil. Erleichtert nimmt Jörg die Frau vom Service in die Arme und bedankt sich. Die Geduld und die Freundlichkeit wie sie mit seiner Schusseligkeit umgegangen ist, hatten wir so nicht erwartet.

Lange lassen wir das Wasser in der Dusche laufen. Der Sanitärraum des Campingplatzes ist pik sauber, leider bleibt das Duschwasser kalt. Der Wachmann fragt, ob er helfen könne. Natürlich kann er, indem er sich um warmes Wasser kümmert. Nichts einfacher als das, spricht er und verschwindet. Als der Herr nach knapp drei Stunden wiederauftaucht hatten wir inzwischen kalt geduscht. Strahlend hält er uns einen Schlüssel vor die Nase. Es ist der Zugang zu einem der Familienzelte, in dem es wohl auch warme Duschen gibt. Wir bedanken uns artig und erklären, dass wir den Genuss gern am nächsten Morgen in Anspruch nehmen würden. Er nickt verständnisvoll. Dumm nur, dass wir seine Dienstzeit, die morgens halb sechs endet und unsere Aufwachzeit gegen sieben nicht miteinander abgestimmt hatten. Sowohl vom aufmerksamen Wachmann als auch vom Schlüssel zum Bad ist bei Sonnenaufgang nichts mehr zu sehen.

Im Flussdelta stehen die Brunnenpumpen auf Stelzen. So bleiben die Motoren auch bei Flut trocken.

Inzwischen sind wir zurück in Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Es gibt etliche Dinge zu erledigen: So muss eine große Fahrzeugdurchsicht organisiert werden, außerdem stehen einige Reparaturen und eine gründliche Reinigung unserer Hütte an. Routiniert können wir die Dinge erledigen, kennen wir doch in Windhoek die entsprechenden Anlaufstellen recht gut. Tatkräftig werden wir von Bernhardt, dem Chef vom Urban-Camp unterstützt. Das ist auch gut so, denn viel Zeit bleibt nicht. Wir erwarten Besuch aus Deutschland und freuen uns auf eine große Namibia – Rundreise mit Freunden.

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