Grenzgänge

Karge Landschaft am Aninous-Paß

Unser Reisen wird teurer. Das liegt einerseits am fallenden Wert des Euro gegenüber dem Südafrikanischen Rand, andererseits sind die Spritpreise nicht, wie erhofft, nach Ostern wieder gefallen. Im Gegenteil, sie haben sich auf einem recht hohen Niveau eingepegelt.

Babsi kam auf die Idee, in einer Nissan-Vertretung zu fragen, ob wir ein Oryx-Nummernschild für unser Auto haben könnten. Beim Autohändler gab es das nicht, wir bekamen von dort allerdings den entscheidenden Tipp. Im Zubehörladen sahen wir wenig später auch schon die bunten Rohlinge an der Wand hängen. Babsi drehte das Ding, und wenig später zierte ein Oryx mit unserer Nummer das WoMo.

Von Springbok bis zur namibischen Grenze sind es gut einhundert Kilometer. Peter gab uns in Kapstadt allerdings den Tipp, zunächst über den Aninous-Paß zur Küste zu fahren. Von dort könnten wir an der Küste zur Mündung des Orange-River, dem Grenzfluss zwischen Südafrika und Namibia, gelangen. Dessen wunderschönes Tal könnten wir hinauffahren und am Ende einer mittelmäßigen Schotterstraße würde dann eine Fähre über den Orange-River nach Namibia übersetzen… Es klang abenteuerlich, aber die Hauptstraße kann jeder fahren, dachten wir. Also machten wir uns auf den Weg zur Küste. Der Aninous-Paß bot ein atemberaubendes Panorama. Entlang der Küstenstraße bis zur Flussmündung des Orange-River entdeckten wir bekanntes Gelände: Abraumhalden, größer als wir sie je gesehen hatten. Auf der gesamten Strecke kreiste ein Flugzeug über uns. Wir fuhren mitten durch eines der wichtigsten Diamanten-Abbaugebiete Südafrikas, und die Besitzer passen auf ihre Steine auf. Wir folgten dem Flusslauf. Der Südostwind blies immer stärker und bald sahen wir im Staub nur noch die Konturen der umliegenden Berge. Die Übernachtung im Camp wurde zur Staubschlacht. Es war heiß im Wohnmobil, man konnte jedoch kein Fenster öffnen.

auf der Grenzfähre über den Orange River

Am nächsten Morgen lachte die Sonne vom Himmel, als sei nichts gewesen. Gut gelaunt machten wir uns auf, die Fähre zu suchen. Schon bald kamen wir in eine kleine Ortschaft am Fluss und fragten nach dem Weg zum Boot. Kollektives Schulterzucken bei den Bewohnern – hier gibt es keine Fähre. Es dauerte eine Weile bis wir unseren Irrtum bemerkten. Wir hatten zwei ähnlich klingende Ortsnamen verwechselt – wer lesen kann ist hier klar im Vorteil. Für die folgenden vierzig Kilometer brauchten wir knapp zwei Stunden, dann standen wir tatsächlich vor einer recht abenteuerlichen Fähre über den Orange-River. Nach der Grenzabfertigung in Südafrika schoben wir unser Wohnmobil langsam auf den Ponton. Schwimmwesten wurden ausgeteilt und die zwei Außenborder wurden gestartet. Nach wenigen Minuten standen wir in Namibia, völlig unspektakulär nach zehn Wochen Reise durch Südafrika und 6425 Kilometern. Wir entschieden, dem Orange-River weiter flussaufwärts zu folgen. Die sehr gute Schotterstraße glich stellenweise einer Achterbahn. Immer wieder führte der Fahrweg steil durch die Seitentäler des Orange-River.

Einen Campingplatz auf namibischer Seite bekamen wir erst im dritten Anlauf, dafür war der umso schöner. Endlich konnten wir hier auch ein Boot mieten, um auf dem Fluss zu paddeln.
Die ersten Probleme gab es beim Einstieg in den Kahn, als am Boden springbrunnenartig Wasser hineinlief. Bis dato hatten wir keinerlei Erfahrungen mit einem Rafting-Schlauchboot. Schnell wurde aber klar, dass das bei dieser Sorte Boot völlig normal ist. Man stand eben die ganze Zeit bis zum Knöchel im Wasser… Das Boot paddelte sich furchtbar, bei einigen Stromschnellen machte sich der Rafting-Untersatz allerdings bezahlt.

Paddeltour auf dem Orange River

Am Ende hat es Riesenspaß gemacht, den Orange-River auch von der Wasserseite kennen zu lernen. Man kann auf namibischer Seite baden und auf südafrikanischer Seite picknicken oder umgekehrt.

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