Glücksspiele

Zwei Omas versuchen an den Spieltischen ihr Glück.

Wir sitzen am Frühstückstisch. Neben uns hören wir ein deutliches Rülpsen. Entgeistert blicken wir uns an, wagen es aber nicht, direkt zu den Campingnachbarn zu schauen. Aus deren Richtung kam das Geräusch. Wenig später klingt es, als wenn sich jemand sein Essen nochmal durch den Kopf gehen lässt. Verstohlen lassen wir unsere Blicke schweifen. Die Nachbarn waschen gerade ab und machen nicht den Eindruck, als ob es ihnen schlecht ginge. Dicht neben ihnen stehen zwei Impalaböcke im hohen Gras. Sie sind kaum zu sehen, dafür umso besser zu hören. Schnell werden die Tiere als Verursacher der Geräusche ausgemacht. Begleitet von der Unterhaltung der Böcke frühstücken wir in Ruhe weiter.

Es heißt, Sun City sei die südafrikanische Antwort auf Las Vegas. Babsi möchte sich das vermeintliche Zockerparadies gern anschauen – nur Gucken, wie sie meint. Die Gerüchte, die wir bisher über Sun City gehört hatten, gehen weit auseinander. Also fahren wir hin. Schon am Eingang werden wir gefragt, ob wir eine Badekarte mit kaufen möchten. Kann ja nicht schaden – da wir unser Haus dabeihaben, sind auch die Badesachen nicht weit. Wir stellen das Womo auf einem riesigen Parkplatz ab. Ein Kleinbus bringt uns zum Casino. Gleich am Eingang sitzen zwei Omas und versuchen ihr Glück am Spieltisch. Nachdem wir uns durch das Gewirr von einarmigen Banditen und anderem wild blinkenden Mobiliar gekämpft haben, meint Babsi, dass die Roulettetische wohl in der oberen Etage stehen würden. Ein Aufzug führt hinauf, uns fährt er jedoch zunächst in den Keller. Dummerweise hatten wir im Lift die „1“ gedrückt, ohne zu wissen, dass wir bereits in der 3. Etage zugestiegen sind. Nun probieren wir es mit der vier. Der Fahrstuhl hält im zweiten Kellergeschoss, ohne dass eine Person zugestiegen wäre, anschließend bewegt sich das Fahrzeug wieder abwärts. Erneut im Keller angekommen, steigt ein Mann ein, den der Lift bis an die Stelle befördert, wo wir eingestiegen waren. Nun schlägt unsere große Stunde, der Aufzug fährt zur Etage 4. Roulettetische sind nirgends zu sehen, dafür eine leere Hotelbar. Übermütig drückt Babsi die 5, der Lift fährt allerdings erneut in den Keller… Eine gute Viertelstunde später ist unser Aufzugsroulette beendet und wir stehen entnervt wieder im Freien. Gern hätten wir uns zwischendurch über eine Treppe „geschummelt“, die aber gibt es im Gebäude nicht – Glücksspiel halt.

Ein Wahrzeichen von Sun City ist die Elefantenallee.

Schnell durchstreifen wir das sogenannte Entertainment-Center, bei uns würde man es Einkaufstempel nennen. Der weitere Weg verengt sich in eine Grotte. An deren Ausgang stehen wir an einer breiten Allee, die mit Elefantenfiguren gesäumt ist. Rechts und links sind die Köpfe der Big Five in den Felsen gehauen. Nachdem wir die Elefantenallee abgeschritten haben, eröffnet sich der Blick auf eine riesige Badelandschaft, die dem altrömischen Stil nachempfunden ist. In einen See sind künstliche Inseln eingebracht, umspült von Wellen, die ein Pumpwerk lautstark im Hintergrund erzeugt. Hier hat Dekadenz einen Namen: Sun City. Im Hintergrund sehen wir die Türme des Palasthotels. Ab einem mittleren dreistelligen Eurobetrag pro Nacht, kann man sich in der Anlage, die einer mittelalterlichen Burg nachempfunden ist, gut betten.

Wir sind geplättet und folgen zunächst einem der ausgeschilderten Wandertrails. Nach wenigen Augenblicken umgibt uns dichter Urwald, der Badetrubel ist scheinbar weit weg. Vögel zwitschern und Geckos huschen über den Weg. Ab und an rauscht ein Wasserfall im dichten Blätterwald. Immer tiefer gelangen wir in den Dschungel. Gerade als wir eine Hängebrücke überqueren wollen, entdecken wir die Grüne Boomslang. Sie hat uns wohl schon eine Weile beobachtet. Jeder verharrt auf seiner Position und wartet ab, was der andere wohl machen würde. Wir überlassen der Schlange ihr Revier und treten vorsichtig den Rückzug an. Schon bald stehen wir wieder mitten im Trubel der Badenden. Wir entern einen Doppelschwimmring und lassen uns im Wasserkanal durch das Gelände treiben. Babsi behält den Ring und probiert damit gleich noch die Loops der Wasserachterbahn aus. Jörg ist seinen Drehschwindel gerade erst los und will keinen Neuen provozieren. Völlig unspektakulär passt er auf die Sachen auf.
Ein schöner Tag geht zu Ende. Für das Casino war uns das Geld zu schade. Direkt in der Nachbarschaft zu Sun City befinden sich die größten Platinminen der Welt. Einige Zeitgenossen können sicherlich mit den Erlösen von dort mühelos einen Casinobesuch verschmerzen.

In den Badesee sind künstliche Inseln eingebracht worden.

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