Entlang der Traumstraßen Namibias

Die blaue Stunde kurz vor Sonnenaufgang hat auch Einiges zu bieten.

Etwa eine Stunde haben wir gebraucht, um uns auf dem Campingplatz in Windhoek von allen zu verabschieden. Es fiel schwer loszukommen, und irgendwie hoffen wir, viele von ihnen wiederzutreffen. Mit Sjors und Monique aus Holland könnten wir schon in zwei Wochen den Etosha durchqueren, Rene und Connie, ebenfalls aus Holland, sind, wie wir, nach Malawi unterwegs. Mit unseren Schweizer Freunden Brigitte und Eddy, die schon zehn Jahre on Tour sind, hatten wir am Abend zuvor schon zünftig am Grill Abschied gefeiert. Sie werden uns auf leicht abgeänderter Route folgen, und wir hoffen, auch sie irgendwo im südlichen Afrika wiederzutreffen. Es hat Spaß gemacht auf dem Urbancamp in Windhoek, wo wir schlussendlich zwei Wochen zugebracht haben. Mit vielen Gleichgesinnten wurden Erlebnisse ausgetauscht und Reiserouten diskutiert. Bernhardt, der Chef vom Camp, gab uns noch einige nützliche Tipps für die Reise durch Sambia bis hin zu den Highlights von Malawi. Und schließlich waren da noch Tim und Eva aus Belgien, die demnächst Safarireisen durch Namibia anbieten werden, und uns einiges Insiderwissen über den Etosha Park mit auf die Reise gaben. Wie gesagt, es dauerte eine Weile bis wir loskamen, und so hatten wir uns für den ersten Reisetag nicht allzu viel vorgenommen. Eines stand fest – es sollte nochmal nach Süden gehen. Einiges hatten wir dort noch gar nicht oder nur sehr flüchtig gesehen. Ein Anruf bei der Bagatelle Game Farm, die wir schon auf der Reise nach Windhoek besucht hatten, gab uns dann auch das erste Ziel vor. Wir freuten uns, wieder in der Kalahari unterwegs zu sein, auch wenn auf der Ranch nur für eine Nacht Platz war. Der Service war nicht mehr ganz so gut wie beim ersten Mal. Nachdem wir das Ventil für die Wasserversorgung unseres Stellplatzes gefunden hatten, konnten wir zumindest frisch geduscht wieder abreisen.

Plötzlich steht mitten im Nichts ein Schloss

Ein Schloss, so mitten im Nichts der kargen Steppe von Namibia – wir konnten es uns nicht vorstellen. Umso interessanter war es, das Schloss Duwisib anzusteuern. Es wurde vor gut einhundert Jahren von Wilhelm Sander im Auftrag eines Offiziers der deutschen Schutztruppe erbaut. Und ganz schlecht hatte dieser sich die Gegend für sein Traumschloss nicht ausgesucht: Eine beeindruckende Bergkette mit bis zu 1800 Meter hohen Gipfeln säumt das Trockenflussbett, in dem mächtige, immergrüne Bäume stehen. Auf einer kleinen Anhöhe, in sicherer Entfernung zu den einmal in hundert Jahren heranrollenden Fluten, steht das Schloss. Hier lernten wir Eddie kennen. Eddie, der heutige Schlossherr, ist eingesetzt von den Namibian Wildlife Resorts. Und während wir den NWR bisher oft durch mäßigen Service und verschlissene Anlagen kennen gelernt hatten, bewies uns Eddie, dass der Staatsbetrieb auch anders kann. Mit Herzblut führte er uns durch das Schloss. Schließlich lud er uns zum abendlichen Candlelight Dinner auf den Schlosshof ein und freute sich wie ein kleiner Schuljunge, als wir zusagten. So öffnete man uns nach Sonnenuntergang nochmals das knarrende Tor. Im Schlosshof fanden wir einen einzig für uns gedeckten Tisch im Kerzenschein vor – romantischer ging es kaum. Und Eddie hatte sichtlich Spaß daran, uns wie in einem Nobelrestaurant zu bedienen und einige Schwänke aus seinem Leben zu erzählen.

So präsentiert sich die Landschaft entlang der D707

Wer die 707 nicht gefahren ist, hat Namibia nicht kennen gelernt – so oder ähnlich beschreiben Insider eine ca. 120 Kilometer lange Straße im Südwesten des Landes. Für Übertreibungen sind wir nicht zu haben, aber der Autor dieser Worte hat Recht. Im Osten die Tirasberge und im Westen die roten Dünen der Namib-Wüste, so kann man das Naturschauspiel entlang der D707 zusammenfassend beschreiben. Die Straße lässt sich schlecht fahren, nicht etwa weil sie schlecht ist, sondern weil die Fotostopps jede Menge Zeit in Anspruch nehmen. Und schließlich klappte uns die Kinnlade herunter, als wir von der 707 abgebogen und nach 20 Kilometern schlechter Piste an der Farm Koiimasis angekommen sind. An der Ranch treffen das Bett eines Trockenflusses, hohe Berge und flache Savanne aufeinander – atemberaubend. Fully booked – mussten wir uns an der Rezeption sagen lassen, nachdem wir uns eine Stunde die schlechte Wegstrecke bis zur Farm gequält hatten. Im Angesicht der untergehenden Sonne fand die Hausherrin doch noch ein Herz und wies uns den Reservecampingplatz zu. Mitten in Felsen gelegen, war das einer der schönsten Plätze, den wir auf unserer Tour durch Namibia je hatten. In der pechschwarzen Nacht funkelten nur die Sterne der Milchstraße über uns.

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