Car wash

markanter Schriftzug

Im Morgengrauen blinzelt Babsi unter der Bettdecke hervor und schaut ans Thermometer. Was sie dort entdeckt, lässt sie sofort wieder unter der Decke verschwinden. Und das liegt keinesfalls am Anblick der Außentemperatur, die sich gerade auf minus drei Grad eingepegelt hat. Unter dem Gerät sitzt eine handtellergroße Spinne und starrt uns an. Offensichtlich ist es dem Tier draußen zu kalt, und auf der Suche nach einem warmen Örtchen ist es schlussendlich bei uns am Schrank gelandet. Nun ist Jörg sonst nicht unbedingt zimperlich beim Umgang mit derart Eindringlingen, doch der Anblick dieses Gesellen lässt auch ihm das Blut in den Adern erstarren. Da Babsi nicht mehr ansprechbar ist, muss er allein überlegen, wie er die Spinne wieder nach draußen befördert. Das gelingt schließlich mit einem Tuch. Als er das Tier an den Beinen packt, hat er das Gefühl, Klingeldraht in der Hand zu halten. Später kommt auch Babsi noch in den Genuss des Klingeldrahtgefühls, als sie beim Putzen ein Bein der Spinne findet. Das entsorgt sie tapfer selbst.

Der Strand von Fraser Island wird vielseitig genutzt

Es ist frisch geworden in Australien, der Winter hat uns eingeholt. Die Tage sind sehr kurz und neben den martialischen Nachttemperaturen im küstennahen Bergland sind in den Schaufensterauslagen an der Gold Coast wärmende Unterwäsche, Skihelme und sogar Schneeketten zu finden. Um die Ecke warten einige Surfer bei Wassertemperaturen um die 23 Grad auf die nächste perfekte Welle – kontrastreicher kann der Unterschied zwischen den Jahreszeiten auf so engem Raum kaum sein. Einmal mehr sind auch die Campingplätze rund um Brisbane gut besucht. Vor den Wagenburgen stehen Autos mit südaustralischen, tasmanischen und victorianischen Kennzeichen. In diesen Landesteilen von Australien herrscht jetzt richtiger Winter, und die sogenannten Zugvögel machen sich auf den Weg nach Norden. Dort ist die Regenzeit vorüber, und an der Küste lässt es sich gut aushalten.

Car Wash nennen die Einheimischen eine Situation, bei der man am North Shore Strand von Noosa mit dem Auto im Sand stecken bleibt. Der Strand ist an dieser Stelle nicht sehr breit und nach einiger Zeit spült unweigerlich die Flut über den Havaristen. Dass so etwas täglich passiert, davon konnten wir uns während eines Ausflugs nach Fraser Island hautnah überzeugen. Dass wir selbst in eine solche Situation gelangen, konnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen.

Babsi stellt den richtigen Reifenluftdruck für Tiefsandfahrten ein.

So steuern wir unseren Nissan an einem sonnigen Morgen an den Strand, um dort den Red Canyon zu besuchen. Auf halber Strecke bemerkt Jörg, dass er den Fotoapparat in der abgesetzten Wohnkabine vergessen hatte – es sollte nicht unser Tag werden. Zunächst werden wir jedoch in der Roten Schlucht vom Anblick der farbigen Sandsteinformationen vor tiefblauem Himmel entschädigt. Beim anschließenden Frühstück auf unserer Strandterrasse ist Jörg mit sich wieder versöhnt. Wenigstens sind mit dem Handy einige Aufnahmen entstanden. Rechtzeitig vor der Flut machen wir uns auf den Rückweg. Nicht eingeplant sind widrige Umstände auf der Strandpiste, kurzum – der Nissan bleibt stecken. Die Flut ist zu diesem Zeitpunkt noch gut einen Meter vom Fahrzeug entfernt, allerdings erkennen wir sofort unseren Fehler: Man fährt am Strand nie zu der Zeit, wenn die Flut steigt. Nun nämlich ist Eile angesagt, um der drohenden Autoversenkung zu entgehen. Wir schaufeln wie die Wilden, damit die Sandbleche positioniert werden können. Inzwischen gelangen die ersten Wellen bis an die Räder und spülen in das freigeschaufelte Loch neuen Sand hinein. Nachdem die Bergebleche untergeschoben sind, starten wir einen ersten Befreiungsversuch mit dem Ergebnis, dass sich unser Auto noch mehr in den Tiefsand eingräbt. Die Anfahrhilfen waren zu steil angesetzt. Unser Auto ist nunmehr bis zum Unterboden versunken und bietet den Wellen einen guten Angriffspunkt. Als wir abermals um das Leben unseres Nissan schaufeln, stoppt ein Toyota neben uns. Das Abschleppseil ist schnell herausgeholt. Beim darauffolgenden Bergeversuch versinkt auch unser „Retter“ im Sand. Wenigstens sind wir nun zu viert, die wir zunächst den Toyo wieder freilegen. Der kann bald aus seiner Kuhle herausfahren und positioniert sich erneut, um den Nissan zu bergen. Inzwischen hat Jörg die Bergebleche wieder untergelegt und startet den Motor. Es gibt einen kurzen und heftigen Ruck… und auch der Nissan steht wieder auf festem Boden. In zügiger Fahrt steuert Jörg das schlingernde Auto nun zwischen Tiefsandabschnitten und Brandung bis zur Strandausfahrt. Wir kommen nicht einmal mehr dazu, unseren Rettern zu danken, denn auch sie hatten angesichts der drohenden Flut schnell das Weite gesucht. Deshalb von dieser Stelle nochmal herzlichen Dank. Am Ende kommt der Nissan doch noch zu seiner Wäsche. Am Strand gibt es eine Autowaschanlage, um das Salz und den Sand abspülen zu können. Und wir selbst nehmen einige wertvolle Erfahrungen, direkt aus der Praxis, mit auf die weitere Reise.

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