Auf den Spuren unserer Vorfahren

Der berühmte Steinbogen von Spitzkoppe

Pünktlich zu unserer Abreise aus Swakopmund kämpft sich von Süden die Sonne durch das Grau. Da wir nach Norden fahren, haben wir die Nebelsuppe jedoch bald wieder eingeholt. Kurz vor Hentjes Bay weht uns bei der Besichtigung eines Schiffswracks schon wieder ein eiskalter Wind um die Ohren. Wir wechseln unsere Fahrtrichtung und drehen die Nase gen Osten. Und tatsächlich, nach einigen Dutzend Kilometern erscheint ein blauer Streifen am Horizont. Das Wolkenband ist überwunden. Sofort schnellt die Temperatur von 11 auf 28 Grad. In der Ferne sehen wir die ersten Inselberge. Die schroffen Felsen heben sich bis 1000 Meter aus der sonst ebenen Wüste. Einer dieser Giganten ist unser heutiges Ziel. Im Gebiet der Spitzkoppe ist ein kleiner Naturpark angelegt, den eine Felsgruppe umgibt. Wir erkunden die Hochebene, besichtigen alte Felsmalereien und bewundern den Sonnenuntergang unter bizarren Steinformationen. Jörg hat Zahnschmerzen. Dumm ist, dass der nächste Zahnarzt seine Praxis rund 200 Kilometer entfernt hat. Zu allem Überfluss ist am nächsten Morgen auch wieder ein Reifen platt. Den Radwechsel erledigen wir mittlerweile in Rekordgeschwindigkeit. Dumm auch in diesem Fall ist, dass der nächste Reifenflicker gut 50 Kilometer entfernt sitzt. Die Straße dorthin ist alles andere als gut. Den Reifen bekommen wir für’s kleine Geld repariert, die Sache mit dem Zahnarzt gestaltet sich schwieriger. Wir sind inzwischen zur Ameib-Farm weitergezogen. Geduldig telefoniert die Besitzerin durch die umliegenden Siedlungen und fragt, ob dort in den nächsten Tagen ein Medizinmann zu erwarten wäre. Fehlanzeige. Am Ende bringt eine Mail zum Leipziger Hauszahnarzt den Durchbruch. Eine ordentliche Ladung Antibiotika lindert die Schmerzen sehr schnell.

Wir werden beobachtet

Im Ameib-Naturpark können wir seit langer Zeit wieder ausgiebig wandern. Die Wege sind bestens markiert, und die Ziele sind attraktiv. Ehrfurchtvoll stehen wir vor den 4500 Jahre alten Felszeichnungen in der Philips-Höhle. Besonders beeindrucken uns die Jagdmotive, die mit einfachen Strichen sehr ausdrucksstark dargestellt sind. Wir kämpfen uns weiter durch die Savanne. Es gibt hier kaum eine Pflanze, die nicht von Stacheln übersät ist. Entsprechend zerkratzt kommen wir an den Steinen von Bulls Party an. Wir versuchen einige der Brocken von der Stelle zu rollen, die bewegen sich jedoch nicht. So begnügen wir uns mit dem Anblick der majestätischen Felsen. Im Riesental kreuzt eine Herde Paviane unseren Weg. Das Leittier sitzt auf einem Stein und beäugt argwöhnisch jeden unserer Schritte. Die lenken wir recht schnell wieder zum Wohnmobil, denn dort stehen bei 30 Grad Wärme zwei Dachfenster offen…

Knapp 20 Grad weniger haben wir ein paar Stunden später. Angesichts einiger zu erledigender Dinge beschlossen wir, nach Swakopmund zurück zu fahren. Auch wollen wir sehen, wie sich Jörgs Zahngeschichte entwickelt – ein entsprechender Facharzt sitzt hier in der Nähe des Campingplatzes. Direkt an der Küste empfängt uns das schon bekannte mitteleuropäische Novemberwetter. Das stört gehörig beim Trocknen des Wäscheberges, den wir nach der Staubschlacht der letzten Tage in die Wäscherei gegeben hatten. Auch sind unsere Gasvorräte in der letzten Zeit schnell geschrumpft. Wegen fehlender Stromanschlüsse auf den Campingplätzen mussten wir den Kühlschrank oft mit Gas betreiben. In einem großen Baumarkt werden wir fündig: Hier wird Gas verkauft, zwar nicht so komfortabel wie in Windhoek von einer Tanksäule, aber immerhin stehen etliche mehr oder weniger große Flaschen auf dem Gelände. Das Personal müht sich redlich. Wie schon in Port Elisabeth wird auch hier gebastelt. Nach einigem Hin und Her entsteht ein Anschlussschlauch, der über unseren südafrikanischen Adapter an kleine namibische Gasflaschen geschraubt werden kann. Alles Weitere ist ein Kinderspiel: Der Inhalt des Behälters wird einfach in unseren Tank gekippt. Das Ganze sieht recht abenteuerlich aus, vor allem, wenn es an den undichten Verbindungen faucht und zischt. Am Ende hat die Vorrichtung allerdings ihren Zweck erfüllt.

Diesen tollen Ausblick hatten unsere Vorfahren aus ihrer Wohnung

Im Café Anton kennt man uns schon. Leckere Schokotorte und ein flinkes WiFi lassen uns dort immer wieder zum Vesper einkehren. In dem Gasthaus besprechen wir, völlig entgegen unserer Natur, die weitere Reiseroute für die nächsten zwei Wochen. Da es in Swakopmund ein NWR-Büro gibt, können wir schon hier unsere Übernachtungen für den Etosha buchen. So bleibt uns, jetzt in der Hochsaison, ein „fully booked“ im Nationalpark erspart. Die Campingplätze im Naturpark sind allerdings erst in zwei Wochen frei. Es bleibt also genügend Zeit für die Strecke dorthin, die wir mit Sicherheit brauchen werden!

Weitere Bilder zum Artikel sind hier zu finden…

DatenschutzerklärungImpressum