Auf den Spuren der Goldsucher

zieren immer wieder Baos den Wegrand

Am Timbers Creek Roadhouse treffen wir Burney. Er steigt aus seinem Auto und möchte im feinsten Aussieslang irgendetwas von uns wissen. Wir verstehen nicht mal ansatzweise ein Wort. Als der Mann bemerkt, woher wir kommen, findet die weitere Konversation in Englisch statt. Der Mittvierziger erzählt uns, dass er eben aus Mount Isa kommt. Jörg überschlägt kurz und glaubt, dass er sich verhört hat. Mount Isa liegt etwa 1200 Kilometer entfernt. Ja, meint Burney lächelnd, er sei gestern Morgen dort weggefahren und mit seinem Transporter bis hierher durchgebrettert. Erstaunt fragen wir den Mann nach dem Grund seiner Eile. Burney ist Goldsucher und zu den alten Goldfeldern im Kimberleygebiet unterwegs. Im richtigen Leben arbeitet er in Port Douglas an der Ostküste als Fährmann. Einmal im Jahr durchquert er den Kontinent und sucht während seines Urlaubs Gold in den Kimberleys. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Lohnt sich das, fragt Jörg. Burney lächelt. Der Einsatz sei überschaubar, meint er. Außer den Reisekosten fallen noch 25 Dollar für ein Permit an. Im Gegenzug findet er mit etwas Glück Gold im Wert von 20.000 bis 30.000 Aussiedollar. Das wäre tatsächlich ein einträgliches Geschäft. Ungläubig starren wir den Mann an. Als er unsere Zweifel bemerkt, legt er einige Goldklümpchen auf den Tisch. Wir scheinen einen vertrauenserweckenden Eindruck zu machen. Nach und nach kramt Burney weitere Schätze aus seinem klapprigen Transporter. Kleinere Goldstücke bewahrt er unscheinbar in Tablettenröhrchen auf. Als sich unsere Unterkiefer in Richtung Fußboden bewegen, erzählt er lachend, dass er letztens zwei dieser Röhrchen nach dem Frühstück in einem Restaurant vergessen hatte. Wert: mehrere Tausend Dollar. Als er den Verlust nach einer Weile bemerkte, machte er kehrt und brauste zum Restaurant zurück. Die beiden Tablettenröhrchen standen noch genau dort, wo er sie hingestellt hatte.

Bei allem guten Geschäft, die Arbeit ist hart. Für sein einträgliches Hobby bleiben ihm maximal vier Wochen. In dieser Zeit durchquert er zweimal den Kontinent und durchforstet täglich zwölf Stunden bei 40 Grad die Goldfelder. Wo die seien wollen wir wissen, und welche Ausrüstung man braucht. Burney hat es plötzlich wieder eilig. Er wolle bis zum Abend die restlichen sechshundert Kilometer bis Halls Creek noch schaffen. Sprach’s und verschwand in einer dicken Staubwolke.

Inzwischen ist am Roadhouse ein großer Reisebus vorgefahren. Aufgeregt fragt uns der Fahrer, welche Richtung wir einschlagen wollen. Erstaunt schauen wir ihn an und meinen, dass Perth unser Ziel sei. Schade, meint der Busfahrer, er hätte vor der Grenze nach Westaustralien noch einiges Obst und Gemüse zu verschenken. Das dürfe er nicht mit über die Grenze nehmen, die der Bus in Kürze passieren wird. Da wir es nicht ganz so eilig haben, bleibt uns noch etwas Zeit bis zum Grenzübertritt. So nehmen wir gern einige Äpfel und Orangen aus dem Reisebus und bedanken uns für die nette Geste.

Einige Tage später fahren wir durch Halls Creek. Am Ortseingang steht ein Schild mit der Aufschrift „Goldenes Herz Australiens“. Wir halten Ausschau nach Burneys Auto. Vermutlich wird er aber nicht im Ort abstellen, wenn er Gold finden möchte. Umso größer ist unsere Überraschung, als wir im Besucherzentrum ein offizielles Faltblatt mit nützlichen Hinweisen zur Goldsuche sehen. Sollte unser Geld mal knapp werden, muss es nur noch für einen Trip in die Kimberleyregion reichen.

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