Altlasten, Teil 1

Ursprünglich waren wir mit dem guten Gefühl auf Reisen gegangen, vor unserem Abflug noch allen Behördenkram erledigt zu haben. Das war eine völlige Fehleinschätzung, denn sowohl die Behörden als auch die Versorgungsunternehmen sind langsam – zum Teil sehr langsam. So erhielten wir die letzte Stromabrechnung für unser Haus erst 6 Wochen nach unserer Abreise. Die Stadtreinigung in Leipzig bat uns noch heftig zur Kasse, obwohl der Käufer unseres Hauses, der inzwischen auch eingezogen war, die Kostenübernahme bestätigt hatte. Formlos geht gar nicht, und das entsprechende Formular für solche Fälle wurde erst im Rahmen eines Widerspruchsverfahrens, von uns in Südafrika geführt, zugestellt. Inzwischen ist an dieser Front Ruhe.

Eine andere Front, an der die Kämpfe auch noch 5 Monate nach unserer Abreise flackern betrifft die Telekom. So hatte uns die Firma im September vergangenen Jahres fristgerecht wegen Technologieumstellung gekündigt. Trifft sich gut, dachten wir, da die Kündigung in etwa mit dem Auszugsdatum aus unserem Haus zusammengefallen war. Inzwischen wollte die Telekom von ihrer Kündigung jedoch nichts mehr wissen – man hätte es ja gar nicht so gemeint, flötete ein Mitarbeiter an der Hotline. Trotz ihrer eigenen Kündigung schrieb die Telekom weiter fleißig Rechnungen. Inzwischen sind aus den Rechnungen nicht nachvollziehbare Gutschriften geworden, der Ausgang der Odyssee ist ungewiss.

Was wäre eine ordentliche Ummeldung, wenn es dabei nicht noch einen Schriftwechsel mit dem Beitragsservice der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten (ehemals GEZ) geben würde. Trotzdem wir den Tag unseres Auszuges der Behörde unverzüglich schriftlich mitgeteilt hatten, erreichte uns in Südafrika ein Schreiben, wonach die Abmeldung wegen verspäteter Meldung erst ein Quartal später wirksam werden sollte. Auf unseren Widerspruch erfolgte bis heute keinerlei Reaktion. Einige Zeit danach, wir waren inzwischen in Namibia, erhielten wir die ultimative Aufforderung, uns unter der neuen Adresse anzumelden. Auch hier hatten wir dem Beitragsservice bereits vor unserer Abreise mitgeteilt, dass für die neue Adresse bereits ein Beitragskonto besteht. Der Ausgang steht auch hier in den Sternen.

Für knapp 20 Euro kann man bei der Deutschen Post eine Weiterleitung der Postsendungen an eine neue Adresse beantragen. Nachdem der Auftrag ein halbes Jahr lief, können wir resümieren, dass die Sache ihr Geld nicht wert ist. Etwa die Hälfte der Sendungen ist mit erheblicher Verspätung an die neue Adresse zugestellt worden. Bei der anderen Hälfte konnten wir zumindest teilweise nachvollziehen, was damit geschehen ist: Einige Sendungen wurden einfach in den Postkasten unserer alten Adresse geworfen, obwohl dort, deutlich leserlich, ein anderer Name steht. Andere Poststücke sind einfach an den Absender zurück geschickt worden, und wieder andere Sendungen sind spurlos verschwunden. Die Folge sind natürlich Mahnungen und zum Teil sehr unangenehme Situationen. Unser Fazit ist, dass man sich auf den Nachsendeauftrag bei der Post in keiner Weise verlassen kann.

Vielleicht noch so viel zur Qualität des Nachsendeauftrages: Von den Wasserwerken in Leipzig hörten wir erst kürzlich, sieben Monate nach dem Auszug aus unserem Haus. Von dort kam nicht etwa eine Endabrechnung für den Wasserverbrauch sondern gleich eine Mahnung. Auf Nachfrage erklärte man uns umschweifig, dass die Schlussrechnung bereits im März ausgefertigt wurde. Sie konnte jedoch, inklusive diverser Mahnungen, nicht zugestellt werden. Der Briefzusteller hatte nun das Poststück einfach in einen fremden Kasten geworfen. Die „Finder“ hatten den Brief versehentlich geöffnet und uns informiert. Gut für die Wasserwerke, sie würden sonst heute noch auf ihrer Forderung sitzen.

Sehr gut hat unsere Ummeldung bei den Banken geklappt. Noch bevor wir eine entsprechende Mitteilung an alle Banken versenden konnten, wussten die über unsere neue Adresse Bescheid. Hier leistet die Schufa offensichtlich ganze Arbeit, obwohl wir bei denen auf Grund fehlender Kredite keinen Eintrag haben dürften.

Insgesamt sind wir gespannt, welche Behörde sich in den nächsten Wochen und Monaten noch bei uns melden wird. So fehlt beispielsweise noch ein neuer Grundsteuerbescheid, wobei der notarielle Akt des Verkaufs bereits im Mai 2014 stattgefunden hat. Die heimatlichen Behörden haben alle Zeit der Welt und wahrscheinlich auch einen langen Arm.


Ergänzung im September 2015

Wie schon vermutet, geben die Behörden und Großbetriebe keine Ruhe. In regelmäßigen Abständen flattern Schreiben ins Haus, die uns immer wieder zwingen, sich mit der Sachlage erneut zu beschäftigen.

So schickte die Telekom Mitte September erneut eine Mahnung für Beträge, die dem Unternehmen nicht zustehen. Erst nach massiver Intervention, man möge doch den Saustall bitte aufräumen, erfolgte nun mit salbungsvollen Worten der Entschuldigung eine Gutschrift. Nach neun Monaten Kampf an dieser Front, hoffen wir nun, das Kapitel ad acta legen zu können.

Nachdem der Beitragsservice der öffentlich rechtlichen Rundfunkanstalten uns vor Monaten noch ultimativ aufgefordert hatte, Beiträge für einen von uns nicht geführten Haushalt zu zahlen, kam nun auch hier im September die Kehrtwende. Für einen Monat zu viel entrichteten Beitrags, den wir innerlich schon abgeschrieben hatten, flatterte ein Scheck ins Haus. Das Komplizierte an der Sache wird nun, den Scheck einzulösen. Auch hier hoffen wir nun, dass wir das Kapitel Rundfunkgebühren zehn Monate nach Auszug aus unserem Haus abschließen können.

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