Schiedwetter

Wieder einen Schauer überstanden

In Albany verlassen wir die Küstenregion. Schwer kämpft sich unser Nissan durch das Unwetter. Der Spritverbrauch steigt genauso schnell, wie die Außentemperatur sinkt. Regen peitscht waagerecht an das Wohnmobil. Böen von über einhundert Stundenkilometern drücken immer wieder gegen die Kabine. Das Fahren erfordert höchste Aufmerksamkeit. Und dabei wollten wir vor der herannahenden Wetterfront ins Landesinnere flüchten. Dort war besseres Wetter vorhergesagt. Nun fahren wir seit Stunden durch Sturm und Regen, vermutlich zieht die Front genauso langsam mit uns, wie wir fahren. Schemenhaft ziehen die Berge des Stirling Range Nationalparks vorüber. An einen Wanderstopp ist nicht zu denken, die Gipfel stecken tief in den Wolken.

Dreihundert Kilometer weiter, am Wave Rock, sieht das Wetter nicht besser aus. Obwohl hier im Durchschnitt nur rund ein Viertel des jährlichen Niederschlages gegenüber der Küstenregion fällt, hatten wir nicht damit gerechnet, dass ein Gutteil dieser Menge am Tag unseres Besuchs niedergeht. Trotzdem schauen wir uns die über zwei Milliarden Jahre alte Granitformation an. Beim nächsten Schauer kommt uns Hippo’s Yawn, eine Steinformation, die einem gähnenden Flusspferd ähnelt, gerade recht. Im weit geöffneten Maul der Figur stellen wir uns unter. Als der Regen nachlässt, wollen wir zurück zum Auto eilen. Das ist eine denkbar schlechte Idee, denn sobald wir den schützenden Felsen verlassen, schüttet es erneut wie aus Kannen. Durchnässt bis auf die Haut ziehen wir uns „zu Hause“ erstmal um. Unsere letzte verbliebene Kamera wird in der Hoffnung, dass sie uns den Trip nicht übelnimmt, sofort trockengelegt. Eine weitere Wanderung in der Gegend legen wir ad Acta.

Der Wave Rock

Länger zu bleiben und die Wetterkapriolen vor Ort auszusitzen ist auch eine schlechte Alternative, denn am Fuße der Steinwelle findet gerade ein Musikfestival statt. Der „Wave Rock“ droht zu einer riesigen Schlammschlacht zu werden.

Im Fitzgerald Nationalpark bessert sich das Wetter etwas. Der Regen lässt nach, sodass wir wieder zum Wandern aufbrechen können. Vorher jedoch legt Babsi die Gamaschen frei. Wussten wir zu Beginn unserer Reise noch nicht so recht, was wir damit anfangen würden, ist es nun klar. Nachdem wir in der kurzen Zeit unserer Reise durch Australien mehr Schlangen gesehen haben, als die zwei Jahre in Afrika zusammen, geht es ab sofort nur noch mit festem Schuhwerk wandern, und eben mit den Gamaschen.
Nach der Wanderung fahren wir tiefer in den Park. Auf dem sonnigen Asphalt der Teerstraße wärmt sich ein Waran den Bauch und seinen Schwanz. Kurz vor dem Tier bringt Jörg den Nissan zum Stehen. Babsi beschließt, den Waran zu retten. Sie steigt aus und berührt vorsichtig den Schwanz des Reptils. Der Wicht ist davon nicht allzu begeistert. Statt zu flüchten, dreht er sich um und geht in Kampfstellung. Deutlich sieht man den Hals anschwellen. Babsi zieht sich zurück. Hinter uns warten inzwischen mehrere Fahrzeuge. Die Lenker wissen nicht so recht, warum wir die Straße blockieren. Mit einem langen Stock kommt Babsi aus dem Wald zurück und versucht damit, den Waran zum sicheren Straßenrand zu befördern. Unter großem Protest verlässt das Tier schließlich selbst die Straße, sodass die Fahrzeugkarawane passieren kann.

Karibisches Flair

In Westaustralien sind inzwischen die Frühlingsferien angelaufen. Die Campingplätze sind merklich voller, häufig sogar ausgebucht. So bekommen wir in Esperance nur noch eine letzte Ecke zugewiesen. Der Stellplatz ist kaum größer als eine Parkbucht am Supermarkt, aber das Argument einer heißen Dusche und der leere Wassertank nach einigen Tagen in der Wildnis wiegt stärker. So sind wir froh, als wir im Cape Le Grande Nationalpark wieder Naturnah übernachten können und den Nachbarn nicht schnarchen hören. Von der Bucht mit türkisfarbenem Wasser und dem schneeweißen Sand bekommen wir nur noch den Abspann mit. Zu schnell zieht sich der Himmel wieder zu, und es schüttet erneut Wasserfälle. Dazwischen zuckt immer wieder ein Blitz durch die tiefhängenden Wolken. Wir warten weiter auf den Frühling in Australien.

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