Im Radio hören wir einen Beitrag zum Welterschöpfungstag. Damit ist der Tag gemeint, an dem die Menschheit ihre nachwachsenden Ressourcen für das laufende Jahr aufgebraucht hat. Neben der Bemerkung, dass dieser Tag jedes Jahr weiter nach vorn rückt ist der Radiobeitrag gespickt mit Möglichkeiten zur Einsparung von natürlichen Ressourcen. Hoffentlich hören’s viele Aussies, denn was hier abläuft lässt uns manchmal nur den Kopf schütteln.
So beobachten wir auf Campingplätzen oft, dass der kurze Weg vom Stellplatz bis zur Toilette mit dem Auto zurückgelegt wird. Der Motor läuft natürlich auch beim Toilettengang oder gar während einer halbstündigen Mittagspause. Andernfalls wäre das wohlklimatisierte Fahrerhaus im Eimer. In das Gesamtbild passt auch, was wir neulich auf einer Hundewiese beobachteten. Dort wurde das Auto nicht etwa am Rand geparkt, um den Liebsten Gassi zu führen. Die Aussies ließen den Hund raus und gaben Gas, gerade so viel, dass es der Liebling schafft, nebenher zu sprinten. Am Ende der Wiese dann kurze Pause, damit der Hund pinkeln kann, und schon ging das Spiel von vorne los, Bahn für Bahn.
Zumindest haben die großen Ladenketten in Sachen Umweltbewusstsein einen Anfang gemacht, indem sie seit Mitte des Jahres keine kostenlosen Einkaufstüten mehr anbieten. Erstaunlich ist dennoch, wie viele Leute gedankenlos den Obolus für die Plastiktüten zahlen, statt eigene Beutel mitzubringen. Da ist das Verpackungsmaterial noch viel zu billig.
In Alice Springs bleiben wir länger als geplant. Neben den wirklich beeindruckenden Naturerlebnissen im Zentrum Australiens hat die Stadt auch in anderen Bereichen einiges zu bieten. So brechen wir zu einer ungewöhnlichen Wanderung auf, die uns zwei Kilometer entlang des Ghan führt. Der Luxuszug macht gerade in Alice Station. Mit seinen 34 Waggons und zwei Lokomotiven bringt er es immerhin auf knapp einen Kilometer Länge. Einmal Hin und zurück hat man zwei Kilometer in den Beinen. Unterwegs gibt es viele Informationen über den Zug.
Als Babsi im Reptilienhaus eine Schlange um den Hals gelegt wird, meint sie, es sei ein Gefühl wie beim Zahnarzt. Dort sieht man in der Regel nicht, was er tut. Entsprechend ist Babsis Blick, denn genauso wenig sieht sie, was die Schlange gerade macht. Man spürt lediglich, welch immense Kraft das Tier entwickelt. Dabei haben wir es nur mit einem jungen Exemplar der Olive Python zu tun. Auch wollen wir im Moment nicht an das Gefühl denken, wenn man eine ausgewachsene Schlange von 6 Metern Länge am Körper hat. Allerdings können wir uns nun gut vorstellen, dass die Schlange auch kleine Kängurus auf der Speisekarte hat. Resümee von Babsi – die Schlangennummer war nicht unbedingt ein Genuss. Ganz anders schaut sie daher, als eine Agame in ihrer Hand kuschelt. Die genussvollen Blicke von Mensch und Tier verraten Vieles.
Wenig später stehen wir in der School oft the Air. Hier, im größten Klassenzimmer der Welt, wie die Schule sich nennt, werden Kinder in den entlegensten Regionen des Outbacks über das Internet an Telearbeitsplätzen unterrichtet. Hautnah können wir erleben, wie eine Unterrichtsstunde abläuft. Dabei sitzt der Lehrer in einem Studio und wird von verschiedenen Kameras bei seiner Arbeit gefilmt. Wir haben den Schülerarbeitsplatz vor uns und sehen den Lehrer als kleines Bild in der oberen Ecke. Im Großformat erscheint das entsprechende Unterrichtsmaterial auf dem Bildschirm, in dem der Lehrer wie an einer Tafel arbeitet. Im unteren Bereich des Bildschirms befindet sich eine „Meldetaste“, mir deren Hilfe sich die Schüler bemerkbar machen. So kann man auch mit dem 1700 Kilometer entfernt sitzenden Schüler arbeiten, als säße er im Klassenzimmer nebenan. Während beim heutigen Stand der Technik vieles vorstellbar ist, ist es doch interessant zu sehen, wie die Schule über das Funknetz des Royal Flying Doctor Service vor über 50 Jahren anfing zu arbeiten.
Gerade sind wir fertig mit Wäschewaschen, als Sturm aufkommt. Der kräftige Wind ist während dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich, ärgerlich nur, dass der gesamte Trockenplatz in eine einzige Staubwolke gehüllt ist. Der heftige Südwind treibt uns nach Norden. Pro einhundert gefahrene Kilometer steigt die Temperatur um ein Grad. Babsi frohlockt, kann sie doch nun dem Winter entfliehen. Leider denkt nicht nur sie so. Der Campingplatz am Devils Marbles Roadhouse ist, wie so viele Plätze an der Strecke, ausgebucht. Zu den unzähligen grauen Nomaden, die in warme Gefilde unterwegs sind, gesellen sich nun viele Touristen aus Europa. Wir könnten auf dem Parkplatz vor der Raststätte übernachten, meint die freundliche Dame an der Bar. Angesichts dessen, dass das Roadhouse eingezäunt ist wie Alcatraz, fragen wir, ob wir dort sicher stehen. Ja, meint das Mädchen lachend, die Umzäunung dient dazu, damit uns die Aborigines nicht wegen dem Alkohol die Bude einrennen – ein Feeling wie mancherorts in Afrika. Zumindest gibt es für uns warme Duschen und ein leckeres Glas Bier. Als wir schlafen gehen wollen, parkt ein Roadtrain neben uns. Der macht zwar Krach, wird aber gleich wieder weg sein, denkt Jörg. Tatsächlich fährt der Roadtrain ein paar Minuten später wieder ab. Was bleibt ist der Lärm, denn der Fahrer hat einen seiner Kühlanhänger abgekoppelt. Vermutlich ist es eine Lieferung für die Raststätte, die am nächsten Tag entladen werden soll. Schnell springt Jörg aus dem Bett. Im Schlafanzug startet er den Nissan und fährt einige Kilometer weiter zu einem Wanderparkplatz. Derweil hält Babsi hinten alles fest, was umfallen könnte. Den Parkplatz kennen wir zum Glück und wissen, dass wir eine ruhige Nacht unter der Milchstraße verbringen werden.
Inzwischen sind wir in tropischen Gefilden angelangt. Während wir in Alice Springs bei winterlichen Temperaturen abgefahren sind, herrscht tausend Kilometer weiter nördlich Hochsommer. Die Strecke entlang des Stuart Highway ist eintönig. Nun jedoch, in der Nähe von Darwin reihen sich wieder mehrere Highlights aneinander. Bei Mataranka gibt es einige Thermalquellen. Hier schießt das Wasser mit 34°Celsius aus der Erde und ergießt sich in einen Badepool. Als wir den besteigen, sinkt das Durchschnittsalter im Becken schlagartig. Was bleibt, ist der enorme Lärmpegel. Offenbar haben etliche der Gray Nomads vor dem Baden ihr Hörgerät abgelegt, nur so kann man die Lautstärke ihrer Konversation erklären. Schwimmen ist bei dem Betrieb nicht möglich, so ergreifen wir schnell wieder die Flucht. Als wir nach Sonnenuntergang zum Pool zurückkommen, haben wir den für uns allein. Nach einigen Schwimmbahnen setzen wir uns auf eine Sandbank und schauen in die Sterne. Keiner will aus dem warmen Wasser gehen, denn selbst hier sind die Abende nach Sonnenuntergang noch empfindlich frisch. So sitzen wir und hoffen, dass sich das bis Darwin noch ändert.