Vom Rosten und vom Einrasten

Vor der Silhouette des Schlern warten die Schneekanonen auf ihren Einsatz. Die werden bei Nachmittagstemperaturen von 18 Grad auch dringend benötigt.

Nach unserer Reise durch Afrika und Australien fragten uns viele Leute, was wir während der letzten vier Jahre am meisten vermisst hätten. Ganz oben auf der Liste stand dabei das Skifahren. So machten wir uns Ende Februar auf nach Südtirol und genossen einige entspannte Tage auf der Skipiste. Viel zu gut meinte es das Wetter mit uns. Praller Sonnenschein und Temperaturen bis 18 Grad Celsius verwandelten den Schnee nachmittags in eine schwer beherrschbare sulzige Brühe. Trotzdem hat es Spaß gemacht.
Auf der Skipiste trafen wir Frank. Der Mann ist Kfz-Meister, und in seiner Werkstatt steht im Moment unser Nissan. So konnten wir uns während der gemütlichen Rast auf einer Berghütte aus erster Hand über den Zustand des Patienten informieren. Frank meinte, dass sich mittlerweile jede Menge Rost am Unterboden angesiedelt hat. Kein Wunder, wurde der doch im Outback ordentlich sandgestrahlt. Erwartungsgemäß waren auch die vorderen Querlenker völlig hinüber. Verblüfft hat uns, dass Stoßdämpfer und Federn die Strapazen relativ unbeschadet überstanden haben. Schwieriger wird die Suche nach der Ursache für ein defektes Rücklicht. Das in Australien eilends installierte Kabel vom funktionierenden Licht kann auf Dauer so nicht bleiben. Hier muss der Kabelbaum noch von Grund auf durchgecheckt werden. Entgegen unseren Befürchtungen, dass der Nissan mit seinem geschweißten Rahmen in Deutschland keinen TÜV bekommen würde, gab es Entwarnung. Die Werkstatt in Pretoria hat sauber gearbeitet, sodass es der gestrenge Kontrolleur diesbezüglich keine Beanstandungen hatte. Nun fiebern wir mit Spannung  der Fertigstellung des Nissan wir entgegen, um die Ladefläche wieder aufzusetzen.

Bei den Magischen Lichterwelten im Bergzo von Halle/Saale wurden Erinnerungen an Afrika wach.

Ungeachtet dessen, dass unsere kleine Wohnung in Leipzig inzwischen vollständig eingerichtet ist, harren noch dutzende Kisten, darauf ausgepackt zu werden. Wir vermissen nicht mehr viel, sodass sich das Leeren der Kartons hinzieht. Zum Vorschein kommen meist Dinge, bei denen wir uns fragen, warum wir sie nicht schon vor der Reise entsorgt haben. Irgendwann stellte sich allerdings damals eine gewisse Lustlosigkeit gegenüber dem Ausräumen unseres Hauses ein, und im Lager war ja noch Platz…. Inzwischen läuft der Schredder auf Hochtouren, und die Garage füllt sich zunehmend mit Gegenständen, die zum Sperrmüll gefahren werden müssen. Das kann allerdings erst passieren, wenn der Nissan wieder fit ist.
Insgesamt sind wir erstaunt, wie schnell man nach vier Jahren Reisens in den heimischen Gefilden wieder einrastet. Im Lebensalltag hat sich nicht viel geändert, sodass man sich sofort wieder zurechtfindet. An einigen Stellen hat man sogar das Gefühl, die Zeit sei stehen geblieben. Lediglich bei der Bürokratie geht es mit rasanten Schritten vorwärts, was nicht zuletzt der 2018 neu eingeführten Datenschutzverordnung geschuldet ist.  Babsi hat sehr schnell in ihrem alten Beruf wieder Arbeit gefunden, und Jörg beschäftigt sich mit der Aufbereitung des Bild- und Filmmaterials von der Reise. Außerdem entsteht derzeit ein Internetportal, in dem viele Wander-, Rad- und Bootstouren zum Nachahmen angeboten werden.
Im Familienkreis haben wir inzwischen die neuen Mitglieder kennen gelernt, die während unserer Reise das Licht der Welt erblickten. Besonders gefreut haben wir uns in den letzten Tagen, als wir einen neuen Erdenbürger kurz nach seiner Geburt begrüßen konnten. Auch das Leben in der alten Heimat ist für uns voller neuer Entdeckungen und eine schöne „Welterfahrung“.

Noch etwas gezeichnet von der anstrengenden Geburt, aber zufrieden liegt die kleine Elise in Muttis Arm.

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