Stippvisite in Swasiland

Straßenleben in Swasiland

Ungewisse Tage

Vor uns auf dem Tisch liegt eine Landkarte. Auf ihr ist die Umgebung von Sabie abgebildet. Wir suchen uns gerade zwei schöne Wandertouren aus, als Jörg auf seinem Handy neue Mails gemeldet bekommt. In einer der Nachrichten steht geschrieben, dass das Schiff, welches unser Auto nach Australien bringen soll, den Hafen von Port Elizabeth nicht anlaufen würde. Wir sollten auf einen Transfer ausweichen, der zwei Wochen früher stattfindet. Da wir die Message an einem Freitagabend bekommen, sind uns zunächst die Hände gebunden, um weitere Informationen einzuholen. Als erste Maßnahme beschließen wir, die Wandertage in Sabie ausfallen zu lassen und uns auf den Weg nach Süden zu machen. Immerhin sind auf direktem Weg bis Port Elizabeth noch rund 1500 Kilometer zurückzulegen. Nach und nach wird uns klar, dass mit der Umbuchung auch sämtliche von uns bereits organisierten Termine hinfällig sein würden. Dabei sind Werkstattbesuch und Fahrzeugreinigung noch das kleinere Übel. Vielmehr würde es die Flüge nach Australien betreffen und die Quartiere auf dem Weg dorthin. Wir rechnen fieberhaft und versuchen Informationen zu bekommen. Das Buchungsportal Opodo gibt eine Servicenummer an, die man speziell aus dem Ausland anrufen könne. Noch besser wäre es, wenn die auch funktionieren würde. So reihen wir uns in die Warteschleife aller Anrufer ein, bis unser Telefonguthaben aufgebraucht ist. Den bis dahin gehörten Musiktitel können wir inzwischen auswendig pfeifen. Entnervt suchen wir nach einer Mailadresse. Die finden wir auch, um einige Stunden später zu erfahren, dass unser Anliegen aus Datenschutzgründen nicht per Mail bearbeitet werden könne. Wenn das der Service der Nummer 1 der Online-Reisebüros ist, fragen wir uns, wie das Dienstleistungsangebot des Letztplatzierten aussieht. Schlimmer geht offenbar immer…

Absolut sehenswert sind die bunt sanierten Häuschen der ehemaligen Minenarbeiter in Bulembu.

Willkommen in Swasiland

Wir planen unsere letzten Reisetage. Für eine Stippvisite in Swasiland sollte die Zeit noch ausreichen. Ob das Land uns willkommen heißt, sind wir uns zunächst nicht so sicher. An der Grenze brauchen wir über eine Stunde für die Abfertigung. Gerade haben wir die Straßennutzungsgebühr bezahlt, als die Straße scheinbar zu Ende ist. Was auf südafrikanischer Seite noch feinster Asphalt war, mündet nun in eine ausgewaschene, steinig, steile Waldpiste. Wir sind froh, dass der Rahmen am Nissan verstärkt worden ist, in den Querrinnen auf dem Waldweg hätte er sicher den Rest bekommen. Auf den ersten Blick ist uns Swasiland nicht sehr wohl gesonnen.
Nach einem Wandertag im Malolotja-Nationalpark steuern wir die Hauptstadt Mbabane an. Eingebettet in eine malerische Hügellandschaft verbreitet der Ort mit seinen breiten Straßen, großzügigen Einkaufstempeln und Bankenhäusern ein wenig internationales Flair. Dass wir noch in Afrika sind, bemerken wir spätestens an der ersten Kreuzung, wo die Ampeln wohl nur empfehlenden Charakter haben. Ein kurzer Blick, und die Fahrt geht weiter, egal was die Leiteinrichtung anzeigt. Wer bei Rot nicht fährt, wird mit Dauerhupen dazu genötigt.

Die Preise in Märkten sind in der Währung Emalangeli ausgewiesen, die Mehrzahl von Lilangeni. Das „E“ an den Preistafeln erinnert Jörg an eine Story aus Studentenzeiten. Damals hatte er im Leipziger PhyMa-Club zusammen mit einigen Kommilitonen versucht, das „E“ als Maßeinheit zu definieren. Heraus kam dabei wenig Sinnvolles, aber viel Spaß. Liebe Grüße von dieser Stelle an Andreas.

Krokos

Wir fahren weiter in den Mlilwane-Nationalpark, der einige Kilometer südöstlich von Mbabane liegt. Dort finden wir ein ausgezeichnetes Wandergebiet vor. Neben Wandern nehmen wir auch an einem Staffellauf teil. Das Sportgerät ist in dem Fall eine Rolle Toilettenpapier, die im Laufe der Veranstaltung erheblich an Umfang verliert. Das Ziel, die Toilette des örtlichen Campingplatzes, war für solcherart Wettbewerbe zum Glück bestens geeignet: Großzügig und funktionell. Einen Sieger konnten wir leider nicht ermitteln, da die Angelegenheit nach einigen Tagen im Sande verlief.
Inzwischen kommen von der Schiffsagentur entwarnende Signale. Wir könnten unseren ursprünglichen Zeitplan beibehalten, müssten allerdings unser Auto statt in Port Elizabeth in East London auf das Schiff stellen. Die Variante gefällt uns recht gut, sind es doch nach East London rund dreihundert Kilometer weniger, und wir haben wieder etwas mehr Zeit.

Weitere Bilder zum Artikel sind hier zu finden…

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