Reisepraxis Tansania

Allgemein:

Tansania ist eine Reise wert, wären da nicht die vielen unangenehmen Begleitumstände, die man als Individualreisender besonders zu spüren bekommt. Sorry fort that war eine Bemerkung, die wir in dem Land sehr häufig gehört haben, wobei die Leute genau wissen, dass sie mit diesen halbherzigen Worten die allerorten anzutreffenden Unzulänglichkeiten nicht wirklich beseitigen wollen. Und Unzulänglichkeiten gibt es viele: Seien es die völlig überzogenen Preise für wenig Leistung in den zugegebenermaßen einzigartigen Naturparks, sei es die fragile, heruntergewirtschaftete Infrastruktur oder die allfälligen Kontrollen, manchmal durch dubiose Leute. Dabei scheint man es bewusst auf Touristenfahrzeuge abgesehen zu haben. Während rollende Schrotthaufen freundlich durch die Straßensperren gewunken wurden, suchte man bei uns nach irgendeiner Kleinigkeit, aus der sich noch Geld machen ließe. Bei einer Individualreise durch Tansania braucht man ein recht dickes Fell. Unseres war nach sechs Wochen relativ dünn geworden.

Einreise:

Nachdem wir die Eintrittsgebühr von 50 US-Dollar pro Person und unsere Reisepässe an der Grenze über den Tisch geschoben hatten, verschwand die Beamtin mit den Papieren und ihrem Handy ca. eine halbe Stunde. Wir glaubten das Geld und die Pässe schon verloren, als die Dame zurückkehrte. In den Reisepass war ein Visum eingeklebt, was uns zu 90 Tagen Aufenthalt in Tansania berechtigte. Das Einstempeln unseres Carnets nahm eine weitere Stunde in Anspruch. Hier war ein Antrag auszufüllen, von dem unzählige Kopien angefertigt wurden. Einen funktionierenden Kopierer zu finden, war nicht einfach. Mehrfach verschwand der Pass von Jörg als Fahrzeuglenker bei den Zollbehörden, um auch davon Kopien anzufertigen. Nach ca. zwei Stunden nahm uns ein Versicherungsagent in Empfang, um die notwendige Autoversicherung zu verkaufen. Das Geld dafür konnten wir mit der Visakarte aus einem Bankomaten im Grenzgelände ziehen. Die Versicherungspolice hatte eine Gültigkeit von 3 Monaten und kostete umgerechnet ca. 62 Euro. Was die Versicherung im Schadensfall leistet, konnte uns niemand sagen. Zu allem Überfluss verkaufte man uns schließlich noch einen Aufkleber zur Geschwindigkeitsbeschränkung auf 80 km/h, obwohl der für Fahrzeuge bis 3,5t in Tansania nicht nötig ist.

unendliche Weite im Ngorogoro-Krater

Versorgung:

Ein Einkaufszentrum, so wie wir es von Deutschland kennen, fanden wir lediglich in Arusha. Es gibt wohl auch in Daressalam einige Shoppingmalls, die Stadt haben wir jedoch nicht angesteuert. Dinge für den täglichen Bedarf bekommt man in kleineren Geschäften zu kaufen, wobei internationale Markenprodukte sehr teuer sind. Für den Erwerb von Wurst und Fleisch lohnt ein Blick in die Tiefkühltruhe, falls vorhanden. Jedoch ist hier Vorsicht geboten, da bei den häufigen Stromausfällen im Land eine durchgängige Kühlkette nicht immer gewährleistet ist. Die Geschäfte haben auch samstags und sonntags geöffnet. Früchte, Gemüse und Eier kann man normalerweise preiswert auf den Straßenmärkten einkaufen, die es in jeder Ortschaft gibt. Hier erweist es sich jedoch als nützlich, wenn man die Preise kennt, denn angesichts unseres Fahrzeuges wurde häufig ein kräftiger Touristenaufschlag fällig. Alkohol wird in sogenannten Liquor-Shops verkauft, die sonntags geschlossen bleiben. Auf die Glasflaschen wird Pfand erhoben, die Höhe ist Ermessenssache. Auch ist die Rückgabe der Pfandflaschen nicht ganz einfach: Führt ein Laden die Getränkesorte nicht, hat man keine Chance, sein Flaschengeld zurück zu bekommen.
Restaurantbesuche sind vergleichsweise teuer, das Essen schmeckt selten wirklich gut. Wesentlich preiswerter isst man in einer der zahlreichen Garküchen am Straßenrand. Dass man es dort mit der Hygiene nicht so genau nimmt, tat der Funktion unseres Verdauungstrakts keinen Abbruch. Ausgewiesene Trinkwasserquellen insbesondere in Lodges und auf Campingplätzen kann man nutzen. Das Wasser wird meist aus Tiefbrunnen gefördert.
Die Treibstoffversorgung war bei unserer Reise flächendeckend gewährleistet. Tankstellen gibt es de facto in jedem Ort. Uns wurde empfohlen, den Sprit an Markentankstellen aufzufüllen. Bei kleineren Stationen könne es schon mal passieren, dass der Treibstoff gepanscht ist. Schwefelarmer Diesel ist in Tansania nicht erhältlich.
Grundsätzlich sollte man dort, wo Versorgung möglich ist auffüllen, auch wenn die Vorräte noch nicht zu Ende sind.

Währung und Preise:

Die Währung in Tansania ist der Tansanische Schilling (TZS). Zum aktuellen Umrechnungskurs (Anfang 2017) erhält man für einen Euro rund 2350 TZS. Als Schattenwährung wird der US-Dollar geführt, die Umrechnung erfolgt allerdings nicht immer fair. Geldautomaten, an denen VISA und Master Card akzeptiert werden, gibt es in allen größeren Orten. Zu beachten ist, dass fast alle Banken bei der Bargeldabhebung saftige Gebühren verlangen. Es empfiehlt sich daher, gleich größere Beträge zu ziehen, da die Entgelte konstant bleiben. In Hotels, Lodges und Restaurants kann in der Regel mit Kreditkarte bezahlt werden. Dabei wird allerdings häufig ein Aufschlag von 5% fällig.
Kraftstoff ist günstig, wir zahlten für einen Liter Diesel im Durchschnitt umgerechnet rund 75 ct.
Die Eintrittspreise und die Beträge für Übernachtungen in den Nationalparks empfanden wir als sehr teuer. Hinzu kommt, dass für Autos mit nichttansanischen Kennzeichen extrem hohe Gebühren für die Einfahrt in die Nationalparks verlangt werden. Preisgünstigere Alternativen zur Übernachtung inklusive der Anmietung eines heimischen Fahrzeuges finden sich häufig in den Gemeinden vor den Toren der Parks.

Leider geschlossen - dieser Friseurladen in Mbeya

Verkehr:

In Tansania herrscht Linksverkehr. Viele Hauptstraßen vor allem im Osten und Norden des Landes sind geteert, oft aber in schlechtem Zustand. Ortsdurchfahrten oder sonstige „gefährliche“ Streckenabschnitte sind mit zum Teil hohen Bumps gespickt. Durch den Westen von Tansania entlang der großen Seen führen häufig nur Pisten. Ein höher gelegtes Allradfahrzeug ist hier unbedingt von Vorteil.
Auf der Strecke zwischen Iringa und Mbeya wird auf ca. 150 km gebaut, und das wahrscheinlich noch Jahre. Die Umleitung des Verkehrs erfolgt über schlechte, staubige Bypassstrecken.
Oft überqueren Haustierherden die Fahrbahn, sodass eine vorsichtige Fahrweise angesagt ist. Große Unfallgefahr geht außerdem von rollenden LKW-Schrotthaufen und Überlandbussen aus. Letztere fahren so, als seien sie auf der Flucht. Überhöhte Geschwindigkeit und riskante Überholmanöver vor Bergkuppen oder Kurven sind an der Tagesordnung, getreu dem Motto: Wer zuerst bremst, kommt später an.
Seltsamerweise werden die Fahrer von Bussen oder LKW an den allfälligen Straßenkontrollen kaum angehalten. Andere Fahrzeuglenker müssen jederzeit damit rechnen, dass sie ein gefälschtes Bild aus einer „Geschwindigkeitskontrolle“ unter die Nase gerieben bekommen oder wegen fadenscheiniger Belange zur Zahlung eines Geldbetrages aufgefordert werden. Hier muss man für sich eine Verfahrensweise finden, die einerseits ein zügiges Vorwärtskommen erlaubt, andererseits aber auch nicht jeder Wegelagerer bezahlt wird. Zügiges Vorwärtskommen bedeutete bei uns im Schnitt nicht mehr als 40 km/h.

Kommunikation:

Die gebräuchlichste Sprache in Tansania ist Swahili. Neben Swahili ist Englisch weit verbreitet, man kann jedoch selbst in touristischen Hochburgen damit nicht rechnen, dass das Gegenüber die englische Sprache beherrscht. Die meisten öffentlichen Ausschilderungen oder Schriften sind zweisprachig verfasst. Neben Englisch und Swahili werden in Tansania noch unzählige Stammessprachen gepflegt.
Bezüglich mobiler Kommunikation haben wir in Tansania das am besten ausgebaute Netz aller von uns bereisten Länder vorgefunden. An vielen Stellen liegt 3G oder 4G Internet und ein vernünftiger Telefonpegel an.
Prepaid-Telefonkarten werden faktisch überall am Straßenrand verkauft. Nicht jeder Verkäufer kann die Karte konfigurieren. Meist hilft hier die automatische SMS-Mitteilung des Netzanbieters weiter. Prepaidkarten und Airtime sind günstig. Die Voucher bekommt man an fast in jeder Verkaufsstelle oder bei fliegenden Händlern am Straßenrand.

Die Kinder sind unendlich dankbar für ein paar Luftballons - und die Erwachsenen auch.

Übernachtung:

In den Touristenzentren und Städten gibt es zahlreiche Hotels und Lodges. Einige von ihnen bieten Campingmöglichkeiten. Die Einrichtungen in den Nationalpark sind sehr teuer. Auch ist hier eine recht umständliche Voranmeldung erforderlich. Übernachtet man außerhalb der Parks, ist das günstiger und der Lodgebetreiber übernimmt ggf. die Anmeldung für den geplanten Ausflug in das Reservat. Außer vielleicht in der oberen Preisklasse kann man nicht unbedingt damit rechnen, dass die Infrastruktur in den Übernachtungsstätten funktioniert. Fehlende Stromanschlüsse, Duschen aus denen kein Wasser kommt oder Toiletten, die den Sanitärraum schwemmten gehörten bei unserer Reise zur Tagesordnung. In den Hotelzimmern, die man uns zum Teil hilfsweise aufschloss, sah es nicht viel besser aus. Einmal mehr waren wir froh, unser eigenes Zimmer dabei zu haben.

Gesundheit:

Tansania gehört auf Grund seiner Lage in den Tropen ganzjährig zum Risikogebiet für Malaria. Entsprechende Vorkehrungen sollten getroffen werden.
Beim Baden in Seen und stehenden Gewässern besteht die Gefahr, an Bilharziose zu erkranken. Eine Blutuntersuchung frühestens acht Wochen nach dem letzten Bad schafft hier Gewissheit. Achtung! Häufig wird in den Einrichtungen an den Seeufern das Brauchwasser aus den Gewässern gepumpt. Es kann also durchaus sein, dass man sich mit Seewasser duschen oder waschen (muss).
Frisch gewaschene Wäsche wird in Tansania gebügelt. Der Grund hierfür ist, dass die Mangofliege in den feuchten Wäschestücken gern ihre Eier ablegt. Und krabbeln die Maden erst einmal unter die Haut, gibt es schmerzhafte Entzündungen.

Sicherheit:

Unfreundliche Beamte und schlitzohrige Gestalten gehören zum Alltag in Tansania. Trotzdem hatten wir bei unserer Reise durch das Land wenig Sicherheitsbedenken.
In Vorbereitung auf den Besuch des Landes sollte man die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes studieren. Wie in jedem anderen Land dieser Erde, kann auch in Tansania etwas passieren. Beherzigt man jedoch einige grundlegende Verhaltensregeln, kann man das Risiko, selbst Opfer eines Übergriffs zu werden, stark minimieren. So sollte man Taschen und Rucksäcke gut verschlossen so am Körper tragen, dass sie nicht plötzlich entrissen oder unbemerkt geöffnet werden können. Außerdem sollten keine Dinge, vor allem bei Ortsdurchfahrten, sichtbar im Fahrzeug liegen. Es empfiehlt sich, die Autotüren von innen zu verriegeln. Abendliche Restaurantbesuche beschränkten wir auf Einrichtungen innerhalb der Lodges. Zum Fotografieren hatten wir in den Städten stets nur eine kleine Kamera dabei. Übernachtungsplätze sollten prinzipiell bei Tageslicht angefahren werden.

Sansibar

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