Allgemein:
Die Fahrt mit dem eigenen Auto durch Australien ist, wie jede andere Reise auch, mit Höhen und Tiefen verbunden. Man trifft auf schöne „europäische“ Selbstverständlichkeiten ebenso wie auf Unvermutetes. Uns ist aufgefallen, dass es in Australien keineswegs so locker zugeht, wie man in manchen Kreisen oft Glauben machen möchte. Die vermeintliche Lockerheit entstammt einer gewissen Pragmatik, die ihre guten und auch ihre schlechten Seiten hat. So werden zum Beispiel Gebiete von Nationalparks einfach auseinandergerissen, wenn wirtschaftliche Interessen es erfordern, pragmatisch halt. Auf der anderen Seite ist Vieles mit Vorschriften überreguliert; Dinge, deren Sinn wir zunehmend hinterfragt haben. Praktisch ist, dass zu jeder Restriktion auf dem entsprechenden Schild gleich die Preisliste mit hinterlegt ist. Somit kann sich jeder ausrechnen, wie teuer es im Falle des Nichtbeachtens wird. Kontrolliert wird selten, wenn aber, dann streng.
Auf Grund einer gut ausgebauten Infrastruktur kann man in Australien zahlreichen Aktivitäten nachgehen. Oft findet man an den allüblichen Besucherzentren auch saubere Toiletten und einen gepflegten Picknickplatz.
Insgesamt aber haben wir Australien als geschundenen Kontinent empfunden. Das liegt nicht allein an der gnadenlosen Abholzung weiter Gebiete vor allem im 19. Jahrhundert. Schon die ersten europäischen Siedler trafen in Australien auf von Ureinwohnern kultiviertes Land. Dazu zählte auch, dass weite Landstriche abgefackelt wurden. Das wird noch heute gemacht und ist in einigen Traumzeitgeschichten der Aborigines durchaus legitimiert. Wir empfanden es in Zeiten steigender Umweltbelastung unsinnig, ebenso wie das ewige Laufenlassen von Fahrzeugmotoren bei jeder Gelegenheit. Hintergrund der Maßnahme ist häufig, die angenehme Innentemperatur im Fahrzeug zu erhalten.
Wünschenswert wäre für uns gewesen, noch mehr über das alte und neue Leben der Aborigines aus erster Hand zu erfahren. Leider grenzen sich die Bevölkerungsgruppen in Australien sehr voneinander ab. Nur langsam kommen gemeinsame Projekte der verschiedenen Ethnien in Gang. Offenbar können aber alle Seiten mit dem „Nebeneinander“ gut leben.
Alles in allem ist man bemüht, die Narben aus der Vergangenheit zu heilen, sofern das mit den wirtschaftlichen Interessen einhergeht.
Einreise:
Vor der Einreise nach Australien muss ein eVisitor-Visum beantragt werden. Das kann man über die Website der Australischen Immigrationsbehörde https://online.immi.gov.au/lusc/login erledigen. Für touristische Reisen bis zu drei Monaten Aufenthaltsdauer beantragt man dort ein kostenloses Visum der Subclass 651. Wer länger bleiben möchte, erwirbt ein touristisches Jahresvisum der Subclass 600, für das knapp 100 Euro Gebühren anfallen. In diesem Fall empfiehlt sich, ein Multientry Visum zu beantragen, mit dem man ab der Genehmigung ein Jahr lang beliebig oft nach Australien einreisen kann. Dabei verlängert sich das Visum bei jeder Einreise automatisch um ein weiteres Jahr. Ein Jahr nach dem Genehmigungsdatum ist allerdings nur noch die Ausreise möglich. Die Aufnahme einer Arbeit ist mit den genannten Visa nicht erlaubt.
Wem das Ausfüllen des Visaantrags in englischer Sprache zu kompliziert ist, der kann auf einen der zahlreichen, jedoch meist kostenpflichtigen Dienstleister im Internet zurückgreifen.
Bei der Einreise nach Australien gibt es keinen Stempel in den Reisepass. Die Prozedur wird elektronisch abgewickelt.
Wer sein eigenes Fahrzeug mit nach Australien nehmen möchte, benötigt ein Carnet de Passages. Das Zolldokument ist beim ADAC erhältlich und ein Jahr ab Ausstellung gültig. Mit entsprechender Begründung kann für das Dokument beim Australischen Automobilclub eine Verlängerung beantragt werden (Stand 2018). Das Fahrzeug selbst muss bei der Einfuhr absolut sauber sein. Nach der Ankunft in Westaustralien war es erforderlich, beim australischen TÜV vorzufahren. Außerdem ist in Australien eine Haftpflichtversicherung für das Auto abzuschließen.
Versorgung:
In den Orten an der Süd- und Ostküste kauft man ein wie in Europa. Trotzdem sich die Shopping Malls vorzugsweise vor den Toren der Orte befinden, wirken die Innenstädte nicht ausgestorben. Hier gibt es kleine Läden und Boutiquen, die für mehr oder weniger Flair sorgen. Die Geschäfte haben meist sieben Tage in der Woche geöffnet.
Im Outback wird die Versorgung über sogenannte Roadhäuser gewährleistet. Die liegen im Schnitt zweihundert Kilometer auseinander und bieten neben Treibstoff und Waren des täglichen Bedarfs meist auch Trinkwasser und sanitäre Einrichtungen. Das Angebot in den Roadhäusern ist jedoch meist dürftig und exorbitant teuer. Häufig ist ein Campingplatz und/oder Hotel angegliedert.
Eine Gaststättenkultur, wie wir sie von Europa kennen, ist in Australien nur in größeren Städten zu finden. Die Gaststätten auf dem Land vereinen oft den ungemütlichen Gasttraum mit einer Spielhölle und Gemeinschaftsräumen, in denen häufig nebenher eine Veranstaltung stattfindet. In den meisten Gaststätten ist Selbstbedienung angesagt, Trinkgelder sind nicht üblich.
Alkohol gibt es nur in Spezialgeschäften, den sogenannten Bottle Shops. Gebietsweise ist es erforderlich, dass man sich beim Kauf von Alkohol ausweisen muss.
Die Treibstoffversorgung war während unserer Reise flächendeckend gewährleistet. Lediglich am Ostende der Nullabor war Diesel zeitweise ausverkauft. Im Outback sollte man dort, wo Versorgung möglich ist, auffüllen, auch wenn die Vorräte noch nicht zu Ende sind.
Währung und Preise:
Landeswährung in Australien ist der Australische Dollar. Im Jahr 2018 bekam man für einen Euro etwa 1,55 Dollar. Mit Bargeld versorgt man sich an Geldautomaten, die in der Regel alle gängigen Kreditkarten akzeptieren. Die ATM’s sind fast überall, auch bei den Roadhäusern, zu finden. In den meisten Geschäften kann man mit der Kreditkarte bezahlen. Für den Einkauf auf Märkten und in kleineren Geschäften sollte man immer etwas Bargeld bereithalten.
Australien ist teuer! Die Preise für Waren des täglichen Bedarfs liegen um einiges höher als in Europa. Relativ günstig kauft man bei ALDI ein, die Geschäfte der Supermarktkette finden sich im Süden und Osten des Kontinents. Allerdings bekommt man hier oft nicht alles, was auf dem Einkaufszettel steht, sodass man anschließend doch nochmals beim Vollsortimenter Coles oder Woolworth einkehren muss. Dort gibt es bei Einkäufen über 30 Dollar einen Treibstoffgutschein über 4 ct. pro Liter. Der kann bei entsprechenden Partnertankstellen eingelöst werden. Aber Vorsicht! Oft haben die „Partner“ im Vergleich zu anderen Tankstellen überteuerte Angebote.
Sehr viel Geld muss man in Australien für Bier und Zigaretten bezahlen. So kostet ein Sixpack mit 0,33l-Flaschen locker 10 bis 15 Euro. Für den Glimmstengel legt man nicht selten einen Euro pro Stück auf den Tisch. Zigaretten liegen nicht frei in der Auslage, sondern müssen an der Kasse angefragt werden. Relativ günstig ist guter Wein zu haben.
Für Kraftstoff zahlt man in Australien rund einen Euro je Liter. Mal ist Benzin teurer, mal Diesel, das hängt unter anderem von der Region ab.
Die Übernachtungspreise auf den Campingplätzen liegen zwischen 20 und 40 Euro für zwei Personen und das Fahrzeug pro Nacht. Dabei sind die Camps in den Nationalparks günstiger, häufig jedoch ohne nennenswerte Infrastruktur.
Während staatliche Einrichtungen, wie einige Museen oder botanische Gärten oft kostenlos zu besuchen sind, wird in privaten Parks, wie zum Beispiel in zoologischen Garten in der Regel ein recht hoher Eintrittspreis verlangt.
Verkehr:
In Australien herrscht Linksverkehr. Die Teerdecke auf den Hauptstraßen ist häufig so dünn, dass sie nach kurzer Zeit verschlissen ist. Oft hat man auf Teerstraßen das Wellblechmuster der ehemaligen Staubpiste noch unter den Rädern. Bis zu 56 m lange Roadtrains tun ihr Übriges. Über Land gilt eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 110 km/h, die von den Roadtrains gern ausgereizt wird. Ungeteerte Straßen präsentieren sich meist in schlechtem Zustand, selbst wenn sie in der Karte als „Hauptstraßen“ markiert sind. Bei Fahrten durch‘s Outback empfiehlt sich prinzipiell ein höher gelegtes Auto mit Vierradantrieb.
Vorsicht vor Kängurus. Die Tiere kreuzen oft während der Dämmerung oder in der Dunkelheit die Fahrbahn. Leider findet man auch immer wieder überfahrene Tiere auf der Straße. Vor allem auf der westaustralischen Seite der Nullabor liegt streckenweise alle hundert Meter ein totes Känguru. Gute Erfahrungen haben wir mit Warnpfeifen gemacht. Die zwei Plastikröhrchen werden vorn auf der Stoßstange befestigt und erzeugen ab einer Geschwindigkeit von 50 km/h Ultraschall, der die Tiere warnt.
Einige Strandabschnitte, wie zum Beispiel der Teewah Beach an der Sunshine Coast oder auf Fraser Island sind für den Fahrverkehr frei gegeben. Neben einem Vierradantrieb ist hier jedoch auch einige Erfahrung mit Tiefsandfahrten notwendig. Auf keinen Fall sollte man die Fahrt zu Zeiten steigender Flut unternehmen.
Wer Australien nicht mit dem Auto bereisen möchte, der kann vor allem an der Ostküste auf ein gut ausgebautes Fernbusnetz zurückgreifen.
Kommunikation:
Die Amtssprache in Australien ist Englisch. Durch den Slang sind der Kommunikation jedoch oft Grenzen gesetzt. Mancherorts hatten wir das Gefühl, dass „sauberes“ Englisch nicht verstanden wird oder verstanden werden wollte.
In den Ballungszentren an den Küsten und entlang der Hauptverkehrsrouten im Westen ist Australien mit mobiler Kommunikation und mobilem Internet recht gut erschlossen. Weite Teile des Outbacks sind jedoch nicht versorgt, hier tun die guten alten Richtfunkstrecken entlang der Hauptstraßen noch ihren Dienst. Nach und nach rüstet man die Funktürme aber auch mit Internetantennen aus.
Prepaid – Telefonkarten holt man sich bei den einschlägigen Anbietern, wobei Telstra die beste Netzabdeckung vorweisen kann. Ein Paket mit Sprachflat innerhalb Australiens und einigen GByte Datenvolumen kostet hier zwischen 30 und 40 Dollar pro Monat. Im Rahmen von Bonusaktionen wird das Datenvolumen zeitweise erhöht. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass man im Folgemonat wieder den Grundpreis zahlt. Beim Erwerb einer Telefonkarte muss der Reisepass vorgelegt werden.
Übernachtung:
Australien ist eine Campingnation. Es gibt jede Menge Campingplätze, oft mit guter Ausstattung (Camperküche, Waschmaschinen, Grillplätze, etc.). Meist sind die Stellflächen jedoch nicht sehr großzügig ausgelegt, sodass die Fahrzeuge vor allem in der Hauptsaison dicht an dicht nebeneinander stehen. Mit den beiden Smartphone-Apps Wikicamps.au (rund 5 €, die Geldausgabe lohnt allerdings) oder Campermate (kostenlos) findet man die Daten zu den meisten Campingplätzen und vor allem auch die Bewertungen eines breiten Publikums. Freies Campen ist an einigen Stellen möglich, die Plätze sind in den Apps in der Regel mit aufgeführt. Das hat allerdings zur Folge, dass schöne Fleckchen häufig voll sind. Auf Grund der dort fehlenden Infrastruktur muss man sich immer mal auf laute Nächte oder knatternde Generatoren einstellen. Freies Camping an beliebigen Stellen wird sehr restriktiv gehalten und ist an schönen Plätzen oft untersagt.
Eine Alternative zum Camping bilden Hotels, die es so gut wie in jedem Ort gibt. Häufig haben die Etablissements jedoch nur ein oder zwei Zimmer, die in früheren Tagen als Ausnüchterungsraum zur meist angeschlossenen Gaststätte dienten. Der Zustand mancher Einrichtungen erinnerte uns denn auch mehr an diverse Orte in Afrika als an gepflegte Häuser. Eine gute Alternative zu den Hotels bilden B&B’s, die es flächendeckend gibt. Interessant fanden wir auch den Aufenthalt in einem australischen Haushalt im Rahmen von Airbnb.
Gesundheit
In Australien gibt es keine speziellen Anforderungen an gesundheitliche Vorsorge und Prophylaxe. Zu beachten ist, dass in abgelegenen Gegenden für einen Arztbesuch zum Teil mehrere hundert Kilometer zurückgelegt werden müssen. In dringenden Fällen ist der Royal Flying Doctor Service in nahezu allen Landesteilen innerhalb kurzer Zeit verfügbar. Bei Bedarf kann der Bereitschaftsdienst faktisch über jedes Funkgerät auf einer Farm angerufen werden.
Häufig wird vor giftigen Tieren in Australien gewarnt. Auf unserer fünfzehnmonatigen Reise über den Kontinent sind uns etliche dieser Spezies begegnet. Beachtet man jedoch einige Grundregeln, wie zum Beispiel festes Schuhwerk beim Wandern, verlaufen diese Begegnungen meist harmlos. Keines der Tiere sucht die Konfrontation mit den Menschen und flüchtet, wenn möglich. Deshalb gilt, die Tiere nicht zu provozieren und Fluchtwege zu ermöglichen.
Nationalparks
In vielen Australischen Nationalparks wird Eintritt verlangt. Zwar sind die Gebühren nicht sehr hoch, auf Grund der Vielzahl lohnt sich jedoch bei längeren Reisen, einen Nationalparkpass zu erwerben. Den gibt es in den Besucherzentren des jeweiligen Bundeslandes meist für verschiedene Zeitintervalle. In einigen Parks wird unabhängig vom Pass ein Extraeinritt fällig (z.B. Kakadu-NP).
Häufig kann man in den Nationalparks auf Campingplätzen übernachten. Da die Plätze sehr begehrt sind, empfiehlt es sich, auf den jeweiligen Webportals der Bundesländer die Kapazitäten zu erfragen und ggf. zu reservieren.
Sicherheit
Australien ist ein verhältnismäßig sicheres Reiseland. Wie in jedem anderen Land dieser Erde, kann auch in Australien etwas passieren. Um nicht Ziel eines Übergriffs zu werden, sollte man sich grundsätzlich vor einer Reise mit den Gepflogenheiten des Landes vertraut machen und sich an die Gegebenheiten anpassen, auch wenn sie manchmal unangenehm sind. Wie überall, sollte man keine Dinge im Fahrzeug sichtbar liegen lassen und die Geldbörse sowie Wertsachen sicher verstauen. Unbekannte Strecken und Übernachtungsplätze sollten, wenn möglich bei Tageslicht angefahren werden. Der größte Feind im Outback und auf unwegsamen Strecken ist häufig Selbstüberschätzung.