Quer durch Namibia, Teil 1

Verschlossene Türen in Grünau

Etwa 800 Kilometer trennen uns noch vom Treffpunkt mit der Verwandtschaft, die uns in Namibia besuchen will. Die Zeit wird knapp. Nach einer gründlichen Innenreinigung unserer Wohnung, die letzte Staubschlacht hatte ihre Spuren hinterlassen, brechen wir vom Ufer des Orange River nach Keetmanshoop auf.

Wir fahren durch Grünau, ein Ort, der in Deutschland oft mit Hochhäusern und vielen Menschen in Verbindung gebracht wird. Im namibischen Grünau bekommen wir nicht mal einen Kaffee, da die einzige Kneipe in der 400-Seelen-Gemeinde geschlossen hat. Keetmanshoop lassen wir links liegen und fahren weiter nach Norden. Uns wurde ein Camp in einem kleinen Köcherbaumwald empfohlen. Dort würden bei Sonnenuntergang auch die typischen Afrika-Fotos entstehen… Wir erreichen das Wäldchen rechtzeitig. Der Hain ist sehr übersichtlich, auf jeden Baum kommen etwa zehn Fliegen. Das Aloegewächs wird Köcherbaum genannt, weil die Ureinwohner die ausgehöhlten Äste der Pflanze als Köcher für ihre Speere verwendet haben. Wir übernachten auf einem spartanischen Campingplatz und bewundern den nächtlichen Sternenhimmel; kein störendes Licht weit und breit.

Die Reise geht im Eiltempo weiter. Auf der Teerstraße in Richtung Lüderitz kommen wir gut voran. Das Tal des Fishriver präsentiert sich spektakulär, für Fotos ist jedoch keine Zeit. In Goageb wollen wir einen Kaffee trinken. Neben der Bahnstation finden wir jedoch nur zerfallene Häuser vor. Die Temperatur nähert sich der Vierzig-Grad-Marke, als wir in Bethanie an einer Tafel mit der Aufschrift Ice vorbeifahren. In der dazugehörigen Bar wird sogar Eiskaffee angeboten. Hocherfreut bestellen wir das Erfrischungsgetränk. Bei der Zubereitung lässt die Freude schnell nach: Aus einem Automaten wird eine Tasse mit sicherlich wohlschmeckendem heißen Kaffee gezapft. Eine zweite Bardame crasht nebenher Eiswürfel. Beide Komponenten werden anschließend zu einer lauwarmen Brühe mit einem Hauch von Kaffeegeschmack zusammengerührt. Einzig das dürre Gras im Innenhof der Bar hat’s nach dem Weggießen gefreut.

Die alte Tankstelle in Helmeringhausen hat man sich selbst überlassen und viele Jahre später ein Schild mit der Aufschrift "Museum" über die Ruine gehängt.

Inzwischen fahren wir nur noch Schotterpisten. Das Tempo liegt zwischen 20 und 90 km/h, der Staub dringt in jede Ritze. Im Camp versuchen wir dem feinen Sand Herr zu werden, das gelingt auf den staubigen Stellplätzen allerdings kaum.

Ein weiterer Fahrtag über Wellblech bringt uns zum vereinbarten Treffpunkt. Der Campingplatz liegt in einem trockenen Flussbett, günstig für die Reinigung des Areals. Dass lange kein Wasser geflossen ist, sieht man an den schmutzigen Grillstellen und Abfallbehältern. Christian und Joachim kommen spät und berichten von einer abenteuerlichen Fahrt durch Wasserläufe. Der Wagen sah entsprechend aus. Am nächsten Tag besuchen wir gemeinsam die Dünen von Sossusvlei. Wir erklettern einen der weltgrößten Sandberge. Die Luft schwirrt bei über 40 Grad, der Sand hat gefühlte 60 Grad. Auf gut halber Strecke geben wir auf. Christian und Babsi rutschen die einhundert Höhenmeter im heißen Sand hinunter – sie hatten es sich leichter vorgestellt. Die letzten Kilometer zur Salzpfanne von Sossusvlei führen durch ein trockenes Flussbett. Der Fahrer des Jeeps gibt alles, damit keiner der Insassen in den Sitzen bleibt.

Dünen

Ein erlebnisreicher Tag geht zu Ende. Morgen geht die Reise weiter nach Swakopmund. Nach Sossusvlei werden wir auf jeden Fall noch einmal zurückkehren.

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