On the road again

Erindi-Naturpark

Wir sitzen in einem Windhoeker Krankenhaus. Nachdem Babsi seit Wochen von einem hartnäckigen Husten geplagt wird, hat uns ein Arzt in die Klinik geschickt. Hier soll nun die Lunge untersucht werden. Über die modernen Anlagen und die perfekte Organisation sind wir erstaunt. Auf Nachfrage erklärt man uns, dass das in den privaten Kliniken Namibias Standard sei. Die staatlichen Einrichtungen sind wesentlich schlechter gestellt. Zwei Tage später sind die Untersuchungsergebnisse beim Doktor. Die Lunge ist zum Glück ohne Befund. Die bronchiale Reizung wird mit Cortison behandelt und schon bald lässt der Husten merklich nach.

Für uns wird es Zeit, von der Farm aufzubrechen. Unser Straßenpermit für Namibia läuft in wenigen Tagen ab. In der letzten Zeit waren wir noch einmal auf dem Gelände unterwegs, um einen Wachstumsstimulator für schädliche Pflanzen auszubringen. Hintergrund der Maßnahme ist, dass das Farmland zunehmend verbuscht. Die Wurzeln der großen Pflanzen saugen das wenige Wasser im Boden auf, sodass dort kein Gras mehr zur Viehbewirtschaftung wachsen kann. Wir streuen blaues Granulat an die besonders aggressiven Pflanzen. Mit diesem Hormon wachsen sich die Pflanzen schließlich zu Tode, ohne dass es schädliche Auswirkungen auf die restliche Vegetation hat. Übrig bleibt jede Menge trockenes Holz, mit dem Namibia einen Teil seines Energieproblems lösen könnte. Der Abschied von der Farm fällt schwer. Sicher werden wir eines Tages wieder kommen und nach den Farmersleuten mit ihren vielen Tieren schauen. Wir wünschen alles Gute und machen uns auf den Weg nach Norden.

Da wir im Sommer mit einigen Freunden gemeinsam durch Namibia touren werden, wollen wir uns noch einige schöne Reiseziele anschauen. So laufen uns im Erindi-Naturreservat tatsächlich Hippos und Krokodile über den Weg. Die weite Anfahrt zum Kavango und Sambesi können wir uns somit sparen.

Zurück bei den Tieren

Swakopmund empfängt uns mit der dort üblichen Frechheit: Während wolkenloser blauer Himmel vor den Toren der Stadt in Sichtweite ist, müssen wir uns an der Küste mit Dauergrau und Sprühregen begnügen. Die Stimmung sinkt auf den Nullpunkt, zumal auch Babsis Husten schlagartig wieder schlimmer wird. Demonstrativ holt sie die Wintersachen aus dem Schrank. Nach einigen Erledigungen lassen wir die Küstenstadt hinter uns. In den Naukluft-Bergen hoffen wir auf moderates Wetter, um etwas zu wandern. Als wir im Camp ankommen, herrschen lähmende 40 Grad. Nachts kühlt es nur wenig ab, sodass sich selbst bei einem zeitigen Aufbruch der Wanderspaß in Grenzen hält. Wir begnügen uns mit einem Bad in den Naturpools nahe dem Camp. Zu allem Unglück bemerken wir, dass unsere Stromvorräte zu Neige gehen. Trotz der neuen Solarzelle haben wir sehr wenig Saft auf den Batterien. Der Lüfter über dem Bett schleicht nur noch mit wenigen Umdrehungen dahin – eine kühle Brise sieht anders aus. Prophylaktisch starten wir vor dem Schlafengehen nochmal den Motor, um der Sache etwas Drive zu verleihen.

Bekommt man in Deutschland von einer Autowerkstatt die Rechnung, so ist häufig darauf vermerkt, dass man nach einigen Kilometern Fahrstrecke die Radmuttern auf festen Sitz überprüfen sollte. Hand auf‘s Herz – wer macht das? Welche fatalen Folgen das Nichtbeachten dieser profanen Regel hat, wird uns auf einer der schönsten Panoramastraßen Namibias klar. Ausgangspunkt ist eine einfache Reifenpanne, mit deren Behebung wir inzwischen Übung haben. Zu allem Glück hält auch noch ein netter Farmer, der sofort anbietet, den defekten Pneu auf seiner Farm reparieren zu lassen. Alles in Ordnung gebracht, fahren wir weiter. Einige Dutzend Kilometer weiter hören wir am Hinterrad seltsame Geräusche. Besorgt halten wir an. Nach und nach erfassen wir das ganze Ausmaß der Katastrophe: Die Muttern des ausgewechselten Rades hatten sich auf der schlechten Piste gelockert. Zwei von ihnen waren schon in die Weiten der Wüste gerollt. Die Ersatzteile lassen sich nicht montieren, da die Radbolzen an der Bremstrommel beschädigt sind. Wir schrauben die übrigen vier Muttern wieder fest und fahren langsam weiter. Was wir vorhin versäumt hatten, tun wir nun alle paar Kilometer: Wir prüfen den Sitz der Radmuttern!

Sternenhimmel

Als wir in im Camp ankommen ist es schon fast dunkel. Wüstenpferde begrüßen uns. Wir wollen das Licht in unserer Wohnung anschalten, erinnern uns aber an das zweite Problem, was wir noch haben. Im Schein der Milchstraße wedeln die Pferde mit dem Schwanz, als wollten sie uns sagen: Alles wird gut.

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