Mit Zahnbürste und Sprayflasche

Gut ausgerüstet geht es auf dem fast schnellsten Weg nach Süden.

Unsere letzten Reisetage durch Afrika

Wir sitzen über der Planung zur Tour durch die Naturparks im Nordosten von Swasiland, als uns die Meldung erreicht, dass unser gebuchtes Schiff nach Australien den Hafen von East London nicht anlaufen wird. Nun haben wir die Wahl zwischen Pest und Cholera, zwei Wochen eher oder drei Wochen später zu verschiffen. In letzteren Fall müssten wir zunächst nach Mozambik ausreisen, um ein neues Zolldokument für das Wohnmobil stempeln zu lassen. Wir entscheiden uns für die Flucht nach vorn. Noch am selben Tag verlassen wir Swasiland in Richtung Port Elizabeth. Zurück bleiben freundliche Menschen, eine liebliche Landschaft, und eine erstaunliche Infrastruktur für ein kleines Königreich – wir sind versöhnt mit Swasiland.

Unterwegs rechnen wir nicht mehr mit Tagen, sondern mit Stunden für die Highlights auf dem Weg nach Süden. Es kommt so etwas wie Panik auf – was wir alles noch sehen wollten. Allerdings haben wir nun einen nicht mehr verschiebbaren Termin. Den Besuch der Nationalparks an der Nordostküste streichen wir zu einem Strandspaziergang zusammen. Für einen Abstecher zum Denkmal, an der Stelle, wo Nelson Mandela 1962 verhaftet wurde, sollte die Zeit noch ausreichen, ebenso für eine Paddeltour auf dem Mtentweni River bei Port Shepstone. Als wir vor einem Schrotthaufen von Plastikbooten stehen winken wir dankend ab und entscheiden uns für eine Wanderung durch die Oribi-Schlucht.

Die finale Putzorgie wurde von Profis erledigt.

Putzorgien

Für die Vorbereitung zum Verschiffen des Wohnmobils planen wir knapp zwei Wochen. Der erste Weg unseres treuen Gefährts wird in Australien zur Quarantänebehörde führen. Die hat uns im Vorfeld schonmal achtundachtzig Punkte zukommen lassen, was bei der Reinigung des Fahrzeuges zu beachten ist. Schnell wird klar, dass wir das Mobil komplett ausräumen müssen. Vieles erinnert an die Auflösung unseres Haushaltes vor drei Jahren. Genauso schnell wird klar, dass Seifenwasser und Putzlappen nicht ausreichen, um dem feinen Wüstenstaub in den Ritzen beizukommen. Hier leisten Zahnbürsten und eine Sprayflasche nützliche Dienste. Die Zeit rennt davon. Scheinbar viel zu langsam haken wir unsere lange Liste ab.

Die finale Putzorgie überlassen wir Profis. Wesley und seine Mannen geben sich mit dem Dampfreiniger alle Mühe. Knapp sechs Stunden rücken sie dem Schmutz an Fahrwerk, Unterboden und im Motorraum zu Leibe. Später wienern drei Frauen das Fahrerhaus. Draußen regnet es Bindfäden. Ausgerechnet heute können wir das gar nicht gebrauchen. Schließlich kämpft sich die Sonne doch noch durch die Wolken, und wir können den Reinigungsplatz auf trockenen Straßen verlassen.

Tags darauf geht alles sehr schnell. Wir ziehen in eine kleine Pension und packen die Sachen ein, die wir in den nächsten drei Wochen brauchen werden. Einige Dinge, die völlig überflüssig sind, wandern in ein Paket, das wir nach Deutschland schicken. Unterwegs lassen wir noch das Radio in der Wohnkabine reparieren, das Zolldokument stempeln und schon rollen wir mit unserem Wohnmobil in den Hafen.

der Hafen von Port Elisabeth

Endlich Zeit: Unterwegs in Port Elizabeth

Port Elizabeth ist eine der größten Städte Südafrikas, hat sich aber eine gewisse Beschaulichkeit bewahrt. Im Zentrum stehen einige sehenswerte alte Gebäude, leider sind viele von ihnen geschlossen. Wir nutzen die Zeit für einen Spaziergang zum 1861 erbauten Leuchtturm. Von hier werfen wir einen letzten Blick auf unser Wohnmobil. Einsam steht es im Hafen und wartet auf das Schiff nach Australien. Am Fuße des Leuchtturms fragt uns ein Pärchen, wo es zur Altstadt geht. Wir weisen ihnen den attraktiv ausgebauten Weg in die Downtown. Im Laufe des Gesprächs erkundigen sich die Leute, wie man am besten zur Gardenroute kommt. Jörg beschreibt aufwändig die kürzeste Strecke zur Nationalstraße, die nach Kapstadt führt. Völlig unvermittelt möchte die Frau gegenüber wissen, ob man das laufen könne oder ob man dafür ein Auto braucht. Wir schauen uns entsetzt an, und Jörg fragt, wie lange sie für die gut siebenhundert Kilometer bis zu ihrem nächsten Quartier am Kap eingeplant hätten. Schnell lenkt der junge Mann ein, und meint entschuldigend, dass man vom Reisebüro nur ein paar Zettel bekommen hätte.

Später plagt uns der Hunger. Drei der im Reiseführer empfohlenen Lokale haben geschlossen. Auch der Mann in der Touristinfo kann kaum weiterhelfen, lässt er sich doch von seinem wichtigen privaten Telefonat durch uns nicht ablenken. Schließlich fragt Jörg im Grand Hotel. Ob wir draußen sitzen wollen? Ja, natürlich bei dem herrlichen Wetter. Etwas bange schauen wir in die Speisekarte, ob wir nicht wegen der Preise in so einer Einrichtung gleich wieder gehen sollten. Dann trauen wir unseren Augen kaum. So günstige Preise haben wir in Südafrika überhaupt noch nicht gesehen. Der Grund dafür findet sich kurze Zeit später: Weder zu Speisen noch zu den Getränken gibt es Zubehör, das heißt, wir müssen mit den Fingern essen. Auch das hatten wir in einem Grand Hotel nicht erwartet. Wenigstens waren die Toiletten so sauber, dass man sich nach der Mahlzeit die Hände waschen konnte.

Rüssel hoch zum Abschied.

Wir mieten uns ein kleines Auto. Wie immer im Rechtslenker, ist in der Gewöhnungsphase zunächst „Naßblinken“ angesagt. Statt der Anzeige eines Fahrtrichtungswechsels wippen dabei die Scheibenwischer lustig auf und ab.

Zunächst bringen wir das Paket nach Deutschland zur Post. Angesichts des Portos von über 60 Euro stockt uns der Atem, denn so viel ist der gesamte Inhalt kaum Wert. Allerdings bleibt jetzt nur noch die Wahl zwischen Wegwerfen oder Versenden. Wir entscheiden uns für Letzteres.

Viele Naturreservate rund um Port Elizabeth laden zum Wandern ein. Während wir am Maitland Fluss Dünen besteigen und durch Urwald laufen, stehen wir einige Kilometer weiter völlig entsetzt vor verbrannter Erde. Hier, am van Stadens River, standen bis vor Kurzem Wald und unzählige Wildblumen.

Abnormal - immer wieder begegnen uns solche Situationen

Leider mussten wir während unserer Reise immer wieder beobachten, wie Zeitgenossen die Randstreifen der Straßen oder ganze Weideflächen anzündeten. Schnell geraten solche Brände außer Kontrolle und vernichten wertvolle Natur. Während in aller Welt über die Verringerung der Umweltbelastung diskutiert wird, werden die Brandstifter hier nicht müde, die Nützlichkeit ihres Tuns zu erklären, auch wenn es noch so sinnlos ist.

Weitere Bilder zum Artikel sind hier zu finden…

DatenschutzerklärungImpressum