Mit Riesenschritten in den Herbst

Eine Wolkenwalze über dem Tafelberg

Eine dicke Wolkenwalze schiebt sich über den Tafelberg, Sturm kommt auf. Es ist der erste große Herbststurm und er lässt unser Wohnmobil während der Nacht bedenklich schaukeln. Nach den rund 300 Sonnentagen im letzten Jahr werden wir uns in nächster Zeit an anderes Wetter gewöhnen müssen. Wir satteln unser Schneckenhaus auf und kämpfen uns an einem Freitag durch Kapstadt. Die Aktion dauert drei Stunden. Weinbauern haben wir in letzter Zeit genügend gerettet, sodass wir die Weinmeilen um Paarl und Wellington schnell hinter uns lassen. Schon bald stehen wir auf einem rustikalen Naturcamp am Bainskloof Pass. Entlang des Witte River soll es einen schönen Wanderweg geben. Ausgerüstet mit Proviant und Kameras ziehen wir los. Unsere Campingnachbarn sind so nett und bringen uns mit dem Auto an den 8 Kilometer entfernten Ausgangspunkt der Wanderung. „Den Fluss überqueren und dann gleich links…“, gibt uns David, ein Einsiedler, mit auf den Weg. Wir entdecken gelbe Markierungen und folgen denen. Nach der Flussüberquerung steigt der Weg zunächst steil an. In einigen Dutzend Metern Höhe über dem Flussbett laufen wir parallel zum Gewässer talwärts. Nach knapp zwei Stunden werden wir stutzig: Von der Seite führt eine Schlucht in „unser“ Flussbett, die wir durchwandern müssten. Stattdessen steigt der Pfad erneut steil an und führt in die Schlucht hinein. Irgendwo am Ende können wir das Tal sicher queren – denken wir. Nach einer weiteren halben Stunde Weg wissen wir, dass wir völlig falsch sind. Erschöpft erfrischen wir uns in einer der zahlreichen Badegumpen, die in der Schlucht zu finden sind. Anschließend kehren wir um. Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit bleibt uns nichts weiter übrig, als zum Ausgangspunkt der Tour zurück zu kehren. David staunt. „Ich hatte gesagt am Fluss links“ meint er lächelnd. „Wir haben den ersten Weg nach links genommen“, erwidern wir, „den mit der gelben Markierung“. „Da ist kein Weg im Fluss“, erklärt David, „ihr müsst einfach nur durch das Kiesbett laufen, über die Felsen klettern und durch die Gumpen schwimmen“. Schlagartig wir uns klar, warum für die acht Kilometer Weg sieben Stunden veranschlagt werden. Wir laufen die Straße zurück und schauen unseren verpassten Wanderweg von oben an. Irgendwann, im Sommer, nehmen wir auch den noch – in Badehose und ohne Kameraausrüstung.

Hermanus

Zurück an Afrikas Südküste hat uns der Herbst komplett eingeholt. Der Sturm bläst uns den Regen ins Gesicht. Wir bummeln durch Hermanus, eine Touristenhochburg, die sich selbst als Walhauptstadt Südafrikas bezeichnet. Heute wurden schon Wale gesichtet, erklärte uns die Parkplatzwächterin als wir das Auto abstellten. Wir wundern uns, kommen doch die Tiere sonst erst ab Juni aus den südlichen Gewässern zum Kalben in die Bucht. Es seien immer welche da, meinte die freundliche Dame, man müsse nur Geduld haben. Kunststück bei dem Wetter! Wir nutzen eine Regenpause und wandern den Küstenpfad entlang. Fehlanzeige, kein Wal ist zu sehen. Vielleicht ist denen auch das Wetter zu schlecht um aufzutauchen, lästern wir. Später, in einer Gaststätte mit „Walblick“ haben wir mehr Glück. Zumindest sehen wir einige große Fontänen von den Rücken der Tiere aufsteigen. Lange können wir dem Vergnügen allerdings nicht frönen – eine Walblickkneipe in Hermanus ist nicht billig…

Nicht ganz so sehr wie die Wale lassen sich die Delfine in Mossel Bay bitten. Ihre typischen Sprünge nahe der Küste sind lustig anzuschauen. Ein Wanderweg mit beeindruckenden Ausblicken führt direkt an der Steilküste entlang und lässt uns immer wieder verharren. Riesige Wellen schlagen auf die Felsen. In der Nähe sehen wir einige Höhlen, in denen Spuren von der ersten Besiedlung in dieser Gegend gefunden wurden. Gern hätten wir uns die historische Stätte angeschaut, auf Grund der tosenden See wäre das jedoch viel zu gefährlich. So begnügen wir uns mit einer ausgiebigen Wanderung hoch über dem Inferno.

Seegang

Später stehen wir in der Tourist Information von Mossel Bay und fragen nach einer Wäscherei. Inzwischen nimmt unser Schmutzwäschesack bedrohliche Ausmaße an. Dummerweise ist es Samstagnachmittag, der kommende Montag ist Feiertag. Wir fragen die nette Dame am Schalter, ob noch eine Wäscherei im Ort geöffnet habe. Nein, meinte sie aber morgen, am Sonntag, hätte eine auf. Am nächsten Tag klingeln wir bei der angegebenen Adresse. Es tut sich nichts. Gefrustet fahren wir zurück zum Camp und zufällig an einer anderen Wäscherei vorbei. Hier steht die Tür offen. Wir fragen den freundlichen Herrn, ob er uns 10 Kilo Wäsche säubern könne. Er hätte am Sontag zwar geschlossen, für uns tut er das jedoch gern, spricht der Mann. Was lernen wir aus der Geschichte? In Südafrika ist nicht jeder offene Laden wirklich offen und nicht jeder geschlossene Laden hat auch wirklich zu.

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