Im Goldrausch

Den Umfang zu ermitteln war schon schwieriger

Unsere letzte Woche auf Tasmanien verbringen wir im Westen der Insel. Hohe Berge, tiefe Eukalyptuswälder, und viel Wasser kennzeichnen das einzigartige Gebiet. Ehrfürchtig stehen wir im Mount Field Nationalpark vor riesigen Swamp Gums. Es sind die ältesten und größten, noch verbliebenen Eukalyptusbäume der Erde. Mit bis zu 90 Metern Höhe stehen sie den Red Woods in Kalifornien kaum nach. Die meisten dieser majestätischen Giganten begannen zu wachsen, als Tasman Abel die Insel entdeckte. Später haben sie Waldbrände und Sägeorgien überlebt. Für uns ist es ein erhabenes Gefühl, durch diesen Wald wandern zu dürfen. Gleich nebenan rauscht das kristallklare Wasser der Russell Falls eine Felswand hinab. Es ist einer der schönsten Wasserfälle, den wir je gesehen haben.
Als wir den Nationalpark verlassen, überqueren wir einen Schienenstrang. Schon bei der Ankunft in Devonport waren wir erstaunt, dass es auf Tasmanien Eisenbahnstrecken gibt. Nun, nachdem wir einige Zeit auf der Insel unterwegs sind und die Entfernungen kennen, wundern wir uns nicht mehr. Auf einigen Strecken fahren Güterzüge, sodass sich der LKW-Verkehr auf der Insel in Grenzen hält. Jörg wird unruhig. Sieht er eine Eisenbahn, möchte er möglichst etwas vom Verkehr auf dem Schienenstrang mitbekommen, war doch sein frühester Berufswunsch, Lokführer zu werden. Als wir wenig später auch noch einige Draisinen auf den Gleisen sehen, bremst Jörg und fährt zurück.
Schnell sind zwei Fahrkarten für die einzige Draisinestrecke Australiens gelöst. Die Trasse führt einige Kilometer durch das Tal des Derwent-Flusses entlang einer ehemaligen Holzbahn. Mit uns stehen noch zwei weitere Fahrzeuge auf den Schienen. Für die Fahrt ist nur eine Stunde veranschlagt, wir sind gespannt. Das nun folgende Prinzip erweist sich als ebenso genial wie einfach. Geoff stellt sein Quad auf die Schienen und schiebt damit die drei Draisinen talaufwärts. In Norfolk angelangt, werden die Fahrzeuge auf einer einfachen Vorrichtung gedreht und nun darf jeder selbst bergab strampeln. Tatsächlich sind wir nach einer knappen Stunde wieder am Ausgangspunkt. Wir kommen mit Geoff ins Gespräch. Viele der Leute arbeiten ehrenamtlich bei dem Verein. Staatliche Förderung gibt es keine, sodass man hier auf die Erlöse aus Spenden und den Eintrittsgeldern angewiesen ist. Und trotz der spärlichen Finanzierung haben die Railtrack Riders noch große Pläne: Sie möchten die ursprüngliche Strecke wieder reparieren, damit das malerische Derwent Tal durchgängig mit Draisinen befahren werden kann.
Einige Tage später sitzen wir in einem richtigen Eisenbahnwaggon. Schnaufend rattert der Zug die Zahnradstrecke von Queenstown in den Regenwald hinauf. Oben angelangt, hat das Dampfross 3000 Liter Wasser verbraucht. Am Weg liegen einige ehemalige Goldminen. In Lynchford kann die alte Goldwäscherei besichtigt werden. Für die Besucher gibt es ein Säckchen mit staubigem Gestein aus dem Queen River. Babsi füllt den Kies in eine große Schale und schwenkt das Gefäß im Wasser. Plötzlich blinkt ein außergewöhnliches „Schottersteinchen“ in der Sonne. Das Glückskind hat tatsächlich ein kleines Stück Gold gefunden. Sofort fragen wir nach, ob wir in die erste Klasse des Zuges wechseln können…

bis das Goldstück zum Vorschein kommt

Unsere Reise führt weiter nach Norden. Unterwegs stoppen wir am Lake St Clair. Der von einem Gletscher geformte See ist mit 167 Metern das tiefste natürliche Binnengewässer Australiens und logischerweise in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen.
Als wir zu den Montezuma Wasserfällen wandern, versucht Babsi erneut ihr Glück in einer Goldmine. Weit kommt sie jedoch nicht, es wird dunkel und vor allem sehr nass im Stollen. Man soll das Glück halt nicht erzwingen.
Im Cradle Mountain Nationalpark zeigt sich Tasmanien von einer völlig anderen Seite. Umsäumt von mehreren Seen, die durch die letzte Eiszeit entstanden sind, ragen schroffe Felswände in den Himmel. Der Wanderweg um den Lake Dove ist als Einbahnstrecke ausgewiesen. Damit möchte man verhindern, dass die vielen Touristen miteinander kollidieren. Wir wählen einsamere Pfade und quälen uns den ersten großen Anstieg des Overland Tracks hinauf. Der rund 70 Kilometer lange Wanderweg führt quer durch die Tasmanischen Highlands. Jedes Jahr im Februar findet hier ein Rennen statt. Der Rekord für die Hardcorewanderung liegt derzeit bei 7 Stunden und 25 Minuten. Nach etwa dieser Zeit haben wir lediglich den Kratersee umwandert und einen überwältigenden Ausblick vom Marion Lookout genossen. Geschafft kehren wir am Abend zu unserem Wohnmobil zurück.

Auch ein Teufel muss sich ab und zu ausruhen.

Und dann steht er plötzlich vor uns, der Tassieteufel. Er balgt sich mit einigen Artgenossen um eine Kängurukeule. Auf Grund einer rasant fortschreitenden Krebserkrankung werden die Tiere in Schutzgebieten gehalten. Hoffen wir, dass uns die lustigen Beutler noch lange erhalten bleiben. Für uns gehen über vier erlebnisreiche Wochen auf einer traumhaften Insel zu Ende.

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