Heute herrschen angenehme Temperaturen in der Karoo. Gestern Abend hatte es etwas geregnet, sodass auch die Waldbrände erloschen sind. Als wir aufstehen, liegt das Frühstück faktisch schon auf dem Tisch, nicht unbedingt schmackhaft aber sehr eiweißreich. Hunderte von Mücken hatten sich, Schutz suchend vor dem Regen, durch die Lüftungsschlitze ins Wohnmobil gerettet, um in der Nacht einfach tot von den Wänden zu fallen. Zum Stechen waren sie Gott sei Dank gestern Abend schon zu faul. Nachdem die Kadaver beerdigt sind, brechen wir nach Süden auf. Das Landschaftsbild ändert sich schnell; es wird grüner. Die Straße windet sich über einige Höhenzüge und folgt im Wesentlichen dem Lauf des Sunday River, dem drittgrößten Fluß in Südafrika. Sein Wasser reicht aus, um etwas Landwirtschaft zu betreiben. So sind rund um Kirkwood große Zitronenplantagen entstanden.
Der Campingplatz im Addo-Nationalpark ist erwartungsgemäß ausgebucht. Die uns empfohlene Alternative im Aardvark Guesthouse empfinden wir wesentlich angenehmer als das enge Camp im Park. Zwar sind es bis zum Parkeingang 11 Kilometer, die legen wir aber mit abgesetzter Wohnkabine schnell zurück. Wieder ist Safari angesagt. Hektisch wird das Tele auf den Fotoapparat geschraubt, als wir in respektabler Entfernung von einem Kilometer den ersten Jumbo vor die Linse bekommen. Das Bild kann getrost wieder gelöscht werden, denn im weiteren Verlauf müssen wir schauen, dass die Elefanten und Büffel nicht auf unserer Ladefläche Platz nehmen. Besonders an einigen Wasserlöchern ist Betrieb wie auf deutschen Autobahnen zu Ostern…
Da wir auf der Fahrt von der Karoo schon die malerische Schlucht des Sunday River bewundert haben, wollen wir den Fluß nun mit dem Paddelboot befahren. Ausleihstationen gibt es kaum, jedoch nach einigem Suchen ergattern wir ein Boot für zwei Stunden. Besser als Nichts denken wir. Die Richtigkeit des Gedanken erwies sich nach der besagten Zeit, als der Kahn durch ein kleines Leck komplett vollgelaufen war und zu sinken drohte. Der Sunday River ist trotzdem sehr schön…
Wir waren lange nicht wandern – Zeit für eine kleine Herausforderung. Im nördlichen Teil des Addo sind im Reiseführer verschiedene Strecken beschrieben. Bei bewölktem Wetter entscheiden wir uns für eine mittelschwere Tour von acht Kilometern Länge, für die drei Stunden vorgesehen sind. Der Weg führt steil in eine Schlucht, uns schwant schon Ungemach. Dass am Ende aus den besagten 8 Kilometern elf wurden und 900 Höhenmeter zu bewältigen waren, lag an einer „kleinen“ Ungenauigkeit in der Beschreibung. Aus Protest haben Jörg`s Wanderschuhe ihren Dienst quittiert.
Heute Abend gibt es Kudu-Steak. Wir haben diese Tiere inzwischen schon oft in freier Wildbahn gesehen, jedoch noch nie eines auf dem Rost. Die Zubereitung soll nicht ganz einfach sein. Seit heute Morgen wartet das Fleisch, in Joghurt eingelegt, an kühler Stelle auf das, was da kommen wird. Mehr dazu beim nächsten Mal…