Fully booked?

Die Kängurus frühstücken mit uns

Am legendären Strand von Bondi Beach bekommen wir Lust auf Meer. Nachdem der Wind die Wolken beiseitegeschoben hatte und wir den warmen Sand durch die Zehen rieseln lassen, reift der Plan, mit Manu und Henrik zunächst an der Küste in Richtung Melbourne zu fahren. Wir wissen zwar, dass ganz Australien im Januar auf den Rädern ist, aber an der Küste reiht sich ein Zeltplatz an den anderen. So sind wir guter Hoffnung, einen schönen Platz zu bekommen. Jörg sucht die besten Plätze aus der Camperapp heraus und ruft bei einem der Caravanparks an. Die Stimme am anderen Ende der Leitung klingt entrüstet. Man fragt, wieso wir anrufen. Es sollte doch allgemein bekannt sein, dass im Januar alle Stellplätze ausgebucht sind. Wir lassen uns nicht entmutigen, werden aber nach der sechsten Absage schon nicht mehr so wählerisch. Nun kontaktieren wir auch Parks, die keine guten Bewertungen erhalten. Aber auch hier – Fehlanzeige. Selbst Campingplätze, die nicht direkt an der Küste liegen, sind komplett ausgebucht. Bei den folgenden Telefonaten muss man nicht mal mehr seine Anfrage formulieren. Hier geben Anrufbeantwortet darüber Auskunft, dass eine Nachfrage bis Ende Februar nicht lohnt. Nach dem elften Versuch werden wir fündig. Trotzdem der Platz schlecht bewertet wird, greifen wir zu. Umso angenehmer ist die Überraschung, als wir einen grasbewachsenen Campingplatz direkt am Strand vorfinden. Die Anlage ist sauber, und so bleiben wir, bis das Wetter umschlägt.

Die zweitausend Meter Höhe sind geschafft

Die weitere Reiseroute führt uns durchs Gebirge. In Australiens Hauptstadt verbringen wir einen kalten Regentag. Wir sind etwas überrascht, haben wir doch so eine Hauptstadt noch nie gesehen. Eben noch im quirligen Sydney unterwegs, wirkt Canberra auf uns wie ein verschlafenes Nest. Das trübe Wetter tut sein Übriges. Zügig fahren wir weiter nach Thredbo. Die Besteigung des höchsten Berges Australiens, dem Mount Kosciuszko, wird zum Erlebnis. Unter strahlend blauem Himmel herrschen auf zweitausend Meter Höhe angenehme Temperaturen. Später übernachten wir auf einigen schönen Stellplätzen mitten im Wald. Begleitet von hämischen Lachen der Kookaburras frühstücken wir gemeinsam mit den Kängurus.
Es naht der Tag, an dem wir zur Küste zurückkehren und uns erneut auf Campingplatzsuche begeben müssen. Zunächst überrascht uns jedoch ein Hauch von Winter. In Omeo fühlt sich Henrik an die Geyerschen Teiche im Erzgebirge versetzt. Das Wetter ist wohl derzeit dort ähnlich wie hier: Kalt, regnerisch und stürmisch. Bei wärmendem Kerzenschein im großen Wohnmobil von Manu und Henrik gehen uns die unterschiedlichsten Gedanken durch die Köpfe. Henrik meint, dass der Fluss, an dessen Ufer wir unmittelbar stehen, beginnt anzuschwellen. Und Jörg denkt über die gelben Flecken im Rasen an der Waterfront nach. Auf einem davon steht unser Wohnmobil. Im Ergebnis unserer Überlegungen parken wir die Wohnmobile am späten Abend noch um. So können wir in Ruhe schlafen und sind vor steigenden Wasserständen sowie abbrechenden Uferböschungen geschützt.

In Omeo war das Wasser des Livingstone Creek wärmer als die Luft

Am nächsten Morgen beginnt das Telefonroulette nach einem Übernachtungsplatz aufs Neue. Auch die Küste östlich von Melbourne scheint komplett ausgebucht zu sein. In unsere Stellplatzsuche lassen wir nun taktische Überlegungen einfließen: Es sollte keine telefonische Vorbuchung möglich sein, der Platz sollte auf der Camperapp schlecht bewertet sein, und er sollte möglichst weit ab von den klassischen Urlaubsorten liegen. Auf gut Glück fahren wir zweihundert Kilometer zu dem Platz, der alle die Kriterien erfüllt … und werden abermals fündig. Ein leerer Sandstrand, glasklares Meerwasser und strahlender Sonnenschein lassen uns einige schöne Tage verbringen. Etwas übermütig schlägt Henrik nun vor, in den Camps nicht mehr anzurufen, sondern einfach hinzufahren. Jörg ist skeptisch. Als wir jedoch innerhalb kürzester Zeit einen weiteren schönen Stellplatz auf Philip Island direkt am Meer bekommen, ist auch er überzeugt: Australien ist im Januar doch nicht ganz ausgebucht!

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