Jörg klagt über eine eitrige Blase am Daumen. Die war schonmal fast weg, ist in den letzten Tagen aber erneut größer geworden. In Ceduna gehen wir zum Arzt. Ein stämmiger Mann mit schwarzer Hautfarbe tritt ins Wartezimmer und ruft Jörg auf.
Hi, I’am Damian, begrüßt er Jörg. Noch bevor der Doktor die Diagnose stellen stellt, reden beide über Afrika. Ja, er stamme ursprünglich aus Afrika, meint der Arzt, bis es ihn nach Australien verschlagen hat. Nun hat es uns auch gerade von Afrika nach Australien verschlagen – Damian quittiert die Meldung mit einem breiten Schmunzeln. Hinter der eitrigen Blase vermutet der Doktor einen infizierten Spinnenbiss und verschreibt Antibiotika. Das giftige Australien lässt grüßen.
Immer wieder fällt uns auf, dass fast mehr Camper auf den Straßen unterwegs sind als andere Fahrzeuge. Bei der Fahrt über die Eyre-Halbinsel machen wir uns den Spaß und zählen die Autos. Wir kommen auf eine Quote von fünf zu eins zu Gunsten der Wohnmobile und Caravans. Später klärt uns Mad auf: Es ist die Zeit der Zugvögel. Viele Pensionäre verbringen den Winter im wärmeren Norden von Australien. Jetzt, im Frühjahr, kehren die meisten von ihnen zu ihren angestammten Wohnsitzen im Süden zurück. Wir nehmen uns vor, nach der Zugvogelzeit nochmal zu zählen.
Die Preise in Australien fordern ihren Tribut. Bei Jörg purzeln die Pfunde. Nicht, dass wir hier hungern – nein, wir essen, was uns schmeckt. Allerdings wurde der Konsum von alkoholischen Getränken drastisch eingeschränkt. Eine kleine Flasche Bier kostet umgerechnet mehr als einen Euro, und der australische Wein ist in den Regalen deutscher Supermärkte oft billiger als hier vor Ort. Also lassen wir es einfach und leben nach dem Motto „Klasse statt Masse“. Während wir in Afrika häufiger in Spelunken gutes Geld gelassen haben, gehen wir hier nur selten essen, dann aber in ein gemütliches Restaurant. Und dort wird auch ein gutes Bier getrunken.
Gerade rangieren wir in Port Lincoln zum Schlafplatz ein, als uns eine Mail aus der alten Heimat erreicht. Es ist eine weitergeleitete Nachricht von Facebook (Danke, lieber Claudio!), wonach auf dem letzten Parkplatz während unseres Einkaufs ein Bimobil neben dem Unserem parkte. Kate schreibt, dass leider keine Zeit war, auf uns zu warten. Es gäbe wohl noch ein Foto von den beiden Bimobilen und eben den Facebook-Kontakt. Am Abend übermitteln wir unsere Koordinaten, es meldet sich jedoch niemand. Auch unsere Idee, am nächsten Morgen im Caravanpark von Port Lincoln nachzuschauen, ob dort ein Bimobil steht, erweist sich als Fehlanzeige. Inzwischen glauben wir an einen Scherz.
Später fängt es an zu regnen. Zum Glück, muss man diesmal sagen, denn mit dem Scheibenwischer wischt munter ein Zettel über die Frontscheibe. Wir bergen die durchnässte Notiz. Auf der Visitenkarte ist ein Bimobil mit blauem Streifen abgebildet. Fata Morgana? Wohl nicht, auf dem Bild dient kein Nissan sondern ein Landy als Zugpferd.
Während der Fahrt zum Supermarkt beraten wir, was zu tun sei. Kaum haben wir unser Auto eingeparkt, sieht Jörg den anderen „Blauen“ durch einen Kreisverkehr in der Nähe fahren. Die Insassen haben uns nicht mitbekommen. Blitzschnell greift Jörg zum Telefon und wählt eine Nummer, die auf der Visitenkarte notiert ist. Fünf Minuten später stellen Kate und Lawrence ihr Gefährt neben unseres – es ist keine es Fata Morgana. Wir kommen ins Gespräch. Vor vier Jahren haben die beiden ihr Bimobil in Deutschland gekauft und die Überführung nach Australien mit einer kleinen Weltreise verbunden…
Ein kräftiger Schauer beendet die Unterhaltung abrupt. Beim Abschied kommt es uns vor, als kennen wir uns schon ewig. Wir versprechen, in Kontakt zu bleiben und nehmen die Einladung nach Margaret River im nächsten Jahr gern an. Bis dahin sind wir gespannt, ob wir noch mehr blaue Bimobile in Australien treffen.