Die Weihnachtszeit liegt nun schon einige Tage hinter uns. Trotzdem sind hier noch allerorts der Schmuck und die glitzernde Beleuchtung präsent. Nicht selten wird mit der gleichen Illumination in einigen Monaten einfach der Osterhase angeschaltet.
Kurz vor den Festtagen waren wir beide nochmal beim Friseur. Dass Jörg sich von Babsi die Haare schneiden lässt, hat schon eine lange Tradition. Dass Babsi sich allerdings ihre Haare von Jörg kürzen ließ, war neu und mutig. Begleitet von skeptischen Gesichtsausdrücken fielen einige Zentimeter von Babsis langer Haarpracht. Am Ende waren alle zufrieden und Weihnachten konnte kommen. Die Festtage verbrachten wir vor den Toren von Sydney. Ein Wetterumschwung sorgte pünktlich zum Heiligen Abend auch bei uns für Weihnachtsstimmung. Bei trübem Himmel und Temperaturen weit unter 20 Grad verbrachten wir die Feiertage meist „Inside“ bei Kerzenschein. Am Abend kamen die Wombats vorbei und schauten, was vom Festmahl übriggeblieben war. Übermütig schaukelten die dicken Gesellen unser Wohnmobil, sodass wir zunächst an ein Beben dachten. Nachdem sie sich das Ungeziefer aus dem Pelz gekratzt hatten, zogen die Tiere von dannen.
Auch wir zogen bald weiter in die Großstadt und freuten uns auf den Besuch aus Deutschland. Hier trafen wir zunächst Volker. Ihm war es gelungen, neben einigen Zeitungen auch kulinarische Köstlichkeiten nach Australien zu „schmuggeln“. So kamen wir etwas verspätet in den Genuss von Dresdner Christstollen und selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen. Danke, liebe Tante Siegrid, es hat wirklich gut geschmeckt, auch wenn die Schokolade wegen der Temperaturen recht schnell einen flüssigen Zustand angenommen hatte. Schlussendlich freuten sich die Möwen am Circular Quay noch über Krümel von Weißem Baumkuchen aus Salzwedel, ein Mahl, das ihnen so schnell sicher nicht wieder serviert wird.
Einige Tage später begrüßten wir Manu und Henrik. Seit Wochen freuten wir uns auf ihren Besuch, zumal wir nun für einige Zeit gemeinsam reisen werden. Standesgemäß wurde auf das Ereignis mit Triebes Wein aus Würchwitz angestoßen, stammen doch Henrik und Jörg aus der Gegend.
Im Vorfeld unserer Reise hatten wir viel über die Silvesterfeierlichkeiten in Sydney gehört. Man sollte dort gewesen sein, hieß es. Es sei eine gigantische Party mit einem noch gigantischeren Feuerwerk. Dass es etwas besonders sein müsse, bemerkten wir spätestens bei der Vorbereitung im September. Zu diesem Zeitpunkt nämlich waren fast alle erschwinglichen Schauplätze auf das Feuerwerk ausverkauft. Bei den kostenfreien Plätzen sollte man gutes Stehvermögen mitbringen, wurde gesagt. Für das zweimal fünfzehnminütige Feuerwerk und die Bootsparade müsse man sich schon früh am Silvestermorgen einfinden, um einen Platz mit guter Sicht zu bekommen. Hat man den ergattert, darf man nicht weichen, denn andere Leute rücken gnadenlos nach…
Durch sehr glückliche Umstände durften wir die Silvesterfeier direkt an der Harbour Bridge verbringen. Auch wenn wir am nächsten Morgen einen kleinen Gehörschaden hatten – es war einfach unbeschreiblich schön.
Die guten Wünsche für ein gesundes neues Jahr hielten bei Jörg gerade mal einige Stunden. Dachten wir zunächst noch, das Kratzen im Hals seien Nachwehen der feucht fröhlichen Silvesterparty, weitete sich das Ganze bald zu einem ordentlichen Infekt aus. Dank ärztlicher Kunst hielt sich der Totalausfall in Grenzen. Schon bald konnte Jörg wieder ein Motorboot steuern und damit durch die Wellen unter der Harbour Bridge pflügen.
Stairway to Heaven – so fühlten wir uns beim Aufstieg der Treppen zum Sydney Opera House; hatten wir doch Tickets in der Tasche, die uns zum Besuch einer Veranstaltung in dem weltberühmten Haus berechtigten. Im Konzertsaal erklangen die größten Hits von Led Zeppelin, arrangiert mit Orchester. Wir schwelgten in Erinnerungen an alte Zeiten und beim Titelsong der Veranstaltung gab es Gänsehaut pur. Das Konzert war laut und unvergesslich, so wie die Gruppe im Original, die wahrscheinlich nie im Sydney Opera House gespielt hat.
Eine Woche später sitzen wir wieder im Kangaroo Valley, und die Wombats schleichen erneut um unser Wohnmobil. Manu und Henrik stehen neben uns und wissen, dass das Schaukeln ihres Mobiles kein Erdbeben ist.