Der Teufel im Detail

die Küste

Mit dem Naturreservat De Hoop ist das so eine Sache. Zweimal schon nahmen wir Anlauf, um einen der schönsten Naturparks an der Südküste zu besuchen. Und zweimal sollte es schief gehen. Beim ersten Anlauf waren die 10 Campingplätze ausgebucht. Daraus hatten wir gelernt, sodass wir unseren Platz beim nächsten Mal vorreservierten. Als wir vor den Toren des Parks standen, regnete es Bindfäden, sodass wir uns unverrichteter Dinge hinter die Küstengebirgskette zurückzogen. Nun, beim dritten Anlauf, stimmt alles: Die Vorreservierung ist bestätigt, und die Sonne lacht vom strahlend blauen Himmel. Je näher wir dem Reservat kommen, desto mehr schwindet jedoch unsere Hoffnung, beim dritten Mal unser Ziel zu erreichen. Dunkle Rauchwolken verfinstern den Himmel und den dazugehörigen Buschbrand machen wir direkt an der Zufahrtsstraße zum Park aus. Beim Näherkommen sehen wir, dass an der Straße schon alles verbrannt ist und nur noch einige Glutnester glimmen. Der Wind steht günstig, sodass wir die schlechte Piste im Eiltempo passieren. Am Ziel angelangt, fällt uns aus sämtlichen Schränken, die wir öffnen, deren Inhalt entgegen. Lieber aufgesammelt als verbrannt…

Unsere Befürchtung, dass das Feuer bei der Rückreise immer noch lodern würde, zerstreut sich schnell. Wieder verfinstern dunkle Wolken den Himmel. Diesmal sind es Regenwolken und das aufkommende Wetter erinnert uns an einen regnerischen Spätherbsttag in Mecklenburg. Am nächsten Tag erklimmt der Wetterfrosch dann doch noch seine Leiter, wenigstens bis zur Hälfte. Wir mieten zwei Mountain Bikes und radeln durch den Park. Es macht Spaß, die Elandantilopen, Buntböcke und Straußenvögel in ihrer natürlichen Umgebung hautnah zu erleben. Einige freche Paviane haben es auf unser Lunchpaket abgesehen, aber die Nummer kennen wir ja bereits. Lange Zeit beobachten wir hunderte von Wasservögeln an der Lagune. Gerade als wir mit unseren Rädern am Weitesten vom Campingplatz entfernt sind, ist ein Reifen platt. Nun steht auf dem Rahmen zwar eine Telefonnummer, die Smartphones hatten wir aber dummerweise zu Hause gelassen. Babsi erbarmt sich und fährt ein Stück mit dem platten Rad bis gar nichts mehr geht. Nun sind zwei Stunden Fußmarsch angesagt. Unterwegs passieren wir einen sorgsam gestapelten Holzhaufen. Zum Bereiten des Abendessens packen wir einige Scheite ein. An der Rezeption des Campingplatzes ist man sehr kulant und erlässt uns die Miete für die Räder. Und was das Abendessen angeht, so werden kleine Sünden sofort betraft: Durch den Regen war das Holz so nass geworden, dass es nicht anbrannte. Unser Essen bereiten wir schließlich auf dem Herd zu.

So ein Eland mit den Trampern

Normalerweise freuen wir uns, wenn tagsüber die Sonne scheint und es nachts regnet. Nicht jedoch dann, wenn das Wasser im Schlaf auf die Nase tropft. Nach den vielen Sonnentagen in der Vergangenheit war uns nicht aufgefallen, dass eine Stelle am Dachfenster über dem Bett undicht ist. Größere Probleme gibt es auch im Bad: Der Waschbeckenausfluss ist verstopft und die Duschwanne ist gerissen. Deshalb werden wir einige Tage in Mossel Bay bleiben. Die Jungs der hiesigen CamperWorld-Filiale wollen nach dem Human Rights-Feiertag eine Abwasserleitung so verlegen, dass sie an der Pumpe der Duschwanne mit angeschlossen ist.

Auf Grund der Osterferien sind die Campingplätze nun oft bis auf die letzte Lücke gefüllt. In Mossel Bay sind es gerade mal kuschelige drei Meter bis zu unseren Nachbarn – das haben wir schon großzügiger erlebt. Wir harren vier Tage auf dem Platz aus. Die Zeit am Wochenende nutzen wir unter anderem, um auf geschichtsträchtigen Pfaden im Diaz-Museum zu wandeln. Hier bestaunen wir den Nachbau des Schiffes, das anlässlich des fünfhundertsten Jahrestages der Anlandung von Diaz erneut die Reise von Lissabon nach Mossel Bay antrat.

Draußen rauschen hunderte von Motorrädern vorbei. Die Biker treffen sich zu einer vorösterlichen Ausfahrt in der Stadt. Am zeitigen Dienstagmorgen stehen wir in der Werkstatt. Dort eröffnet man uns, dass das Umverlegen der Wasserleitung nicht so einfach ist. Man müsse Teile bestellen und dann einen neuen Termin machen. Das Dachfenster und die Duschwanne könne man uns jedoch sofort abdichten… Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach, denken wir. Während die Leute in der Werkstatt die Silikonspritze schwingen, kaufen wir im gegenüberliegenden Baumarkt eine Spirale zur manuellen Säuberung der Abwasserleitung.

Touristinfo in George

Von George sind wir enttäuscht. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt beschränken sich auf einige hübsche Kolonialgebäude an der Hauptstraße. Ein richtiges Stadtzentrum gibt es nicht. Auch der angepriesene Rundgang durch das historische Pacaltsdorp, einem Stadtteil von George, erweist sich als Flop. Die sehenswerten Anlagen sind als solche nicht bezeichnet, verschlossen und heruntergekommen. Wir entscheiden uns für eine im Reiseführer erwähnte Rundwanderung um den nahe gelegenen Stausee. Nach anfänglich übersichtlicher Wegführung werden wir dann doch stutzig. Wir fragen einige Waldarbeiter nach dem richtigen Rundweg. Die kennen sich vermeintlich bestens aus und sagten, wir sollen uns immer nur links halten. Dort würde es zurück zur Staumauer gehen. Bald erblicken wir auch wieder das Wasser vom See und in der Ferne schon die Staumauer. Zunächst laufen wir beruhigt weiter. Dumm nur, dass unser Wanderweg als solcher kaum noch erkennbar ist. Wir schlagen uns durch das Dickicht. Nach gut acht Kilometern geht nichts mehr. Ein Blick auf das Navi bestätigt unsere schlimme Vorahnung: Wenn wir sicher wieder zum Ausgangspunkt unserer Wanderung kommen wollen, müssen wir die Strecke zurück laufen, die Hälfte davon durch den Dschungel. Erschwerend kommt hinzu, dass wir die Distanz in neunzig Minuten schaffen sollten, da nach dieser Zeit die Schranke zur Parkplatzzufahrt geschlossen wird. Völlig erschöpft, durstig und zerkratzt stehen wir fünf Minuten vor Schließung des Parks am Auto. Unser Bedarf an Wanderungen ist für die nächste Zeit gedeckt.

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