Die Bilanz ist ernüchternd: Eine kaputte Bremstrommel, von der wahrscheinlich nicht mal mehr das Rad abzuziehen geht. Das Hinterrad auf der anderen Bremstrommel verliert Luft, zwar nur wenig, das aber ständig. Auch das reparierte Ersatzrad ist nicht dicht. Unsere Reifenpannen in Namibia gehen inzwischen in den zweistelligen Bereich. Aus dem Turboschlauch am Motorblock tritt erneut Öl, die Steckdose am Zigarettenanzünder ist kaputt, sodass die Kühlbox außer Betrieb ist. Unseren Spannungswandler für 230 Volt hatte der Föhn hingerichtet und die Rückfahrscheinwerfer an der Wohnkabine blinken mit den Blinklichtern um die Wette. Ganz zu schweigen von der defekten Kloschüssel, die einige Dreiecke in den Dichtungsgummi der Kassette bohrt. Hier war selbst der Hersteller, den wir kontaktiert hatten, ratlos.
Dabei ist es noch nicht mal zwei Wochen her, seit wir in Windhoek guter Dinge aufgebrochen sind.
Zunächst nehmen wir die defekte Bremstrommel in Angriff. An einer kleinen Tankstelle in Aus entfernt man problemlos das Rad von der Trommel. Das ist für uns ein gewisser Lichtblick, denn so können wir bei einer weiteren Reifenpanne wenigstens das Rad selbst abziehen. Weiter kommen wir an der Tanke allerdings nicht, die abgebrochenen Bolzen können dort nicht repariert werden. Auch der Meister, der Reifen flicken kann, ist gerade nicht zu Gange. Morgen oder vielleicht auch erst übermorgen würde er wieder da sein. Man könne uns ja täglich Luft aufpumpen. Nun wollten wir die Tankstellenbesitzer nicht überstrapazieren und kramen an den nächsten Tagen immer wieder unseren eigenen Kompressor hervor.
Wir bleiben noch einige Tage in Aus. Am kältesten Ort Namibias können wir ein wenig durchatmen. Tagsüber wandern wir bei angenehmen Temperaturen durch die Berge am Rand der Namibwüste. Abends holen wir die langen Hosen aus dem Schrank. Von der langen Zeit der Nichtbenutzung waren die schon recht eingestaubt. Nach einigen entspannten Tagen fahren wir sehr verhalten weiter, die Teerstraße kommt uns hier gerade recht. In Rosh Pinah finden wir eine Reifenwerkstatt, die uns das Ersatzrad richtig abdichtet. Da es in dem Ort keinen Stellplatz gibt, beschließen wir die Reparatur der Bremstrommel in Südafrika nochmals in Angriff zu nehmen. Mit gedrosselter Geschwindigkeit nehmen wir die Schotterpiste durch das Tal des Orange River bis zur Grenze.
Im südafrikanischen Springbok führt unser erster Weg zur Nissanwerkstatt. Professionell wird die Bremstrommel wieder gerichtet. Das Beschaffen eines neuen Turboschlauches würde zwei Tage dauern. Darüber sind wir nicht böse, zumal man uns noch eine Adresse von einem versierten Autoelektriker gibt. Der findet in den Tiefen des Fahrzeuges irgendwo eine Sicherung, nach deren Austausch der Zigarettenanzünder wieder seinen Dienst tut. Am Problem der blinkenden Rückfahrscheinwerfer scheitert der gute Mann allerdings. Ohne Sachaltplan geht da gar nix, meint er. So müssen wir die Lösung dieses Problems verschieben, bis wir den Belegungsplan für die Stecker besorgt haben.
Beim Reifendienst lassen wir unser leckes Hinterrad prüfen. Mit Bedauern im Gesichtsausdruck spricht der Meister das Todesurteil über den Pneu. Als hätte jemand eine Ladung Schrot durch den Gummi geschossen, tritt an vielen Stellen ein klein wenig Luft aus dem Reifen. Zum Glück im Unglück ist die Reifensorte vorrätig, sodass wir eine halbe Stunde später mit einem nagelneuen Pneu die Werkstatt verlassen können.
Die Zeit bis zur Lieferung des Turboschlauches vertreiben wir uns mit einer Wanderung durch das Gebiet des nahe gelegenen Goegap Nature Reserve. Wir sind die einzigen Besucher und wandern stundenlang allein durch die bezaubernde Landschaft. Ab und an springt ein Oryx völlig verstört aus dem Gebüsch. Es ist kaum vorstellbar, dass im August hier Tausende von Besuchern einfallen, um das blühende Namaqualand zu bewundern. Da es einige Tage vor unserer Ankunft geregnet hatte, kamen auch wir zu unserer Blütenschau, allerdings nur in Gelb.
Das Ersatzteil für unseren Turbo ist geliefert und in wenigen Augenblicken eingebaut. Mit einigen Sorgen weniger drehen wir unsere Nase in Richtung Kapstadt.