Seit einigen Tagen putzen wir auf dem Campingplatz von Fremantle unser Wohnmobil, was die letzten vier Jahre unser zu Hause war. Es ist schon ein komisches Gefühl, nun vorerst von diesem Lebensabschnitt Abschied zu nehmen.
Als wir unsere Putzorgie in der Waschanlage fortsetzen, färbt sich der Boden rot. Zwischen den Rädern und am Rahmen haben wir das halbe Outback mitgeschleppt. Mit Wasser vermischt, ergibt der rote Sand einen harten Schlamm, der sich nur schwer entfernen lässt. Das Fahrzeug muss nicht ganz so sauber sein wie bei der Einreise, hieß es seitens der Spedition, es ist jedoch schon im eigenen Interesse, die Wohnung wieder richtig sauber zu bekommen.
Auch wenn wir diesmal nicht mit Sprayflasche und Zahnbürste putzen müssen, ist die Fahrzeugabgabe in Australien nicht weniger spannend als der Empfang vor 15 Monaten. Zur Verschiffung wird ein Zertifikat für den leeren Gastank im Wohnmobil gefordert. Auf unsere vorsichtige Nachfrage, woher wir das bekommen, meint man, dass es wohl in Brisbane eine Firma gibt, die solche Zertifikate erteilt. Etwas ungläubig starren wir den Spediteur an, liegt doch die Stadt an der Ostküste rund 4000 km von unserem derzeitigen Standort entfernt. Der Mann meint, dass wir in Perth keine Chance hätten, ein solches Papier zu bekommen. Was bleibt, wäre den Gastank auszubauen und kostenpflichtig zu entsorgen. Wir fahren von Pontius zu Pilatus, wirft man doch nicht einige hundert Euro mal nebenbei in die Tonne. Obwohl es rund um den Hafen mehrere Firmen gibt, die den Gastank professionell spülen könnten, erteilt keiner das amtliche Zertifikat. Und ohne Zertifikat erfolgt kein Transport des Fahrzeugs. Am Ende müssen wir den Gastank tatsächlich ausbauen, indem wir die Sicherheitsbefestigung zerstören. Die Aktion kostet uns neben jeder Menge Geld auch einige Tage Verzögerung.
Mit einem mulmigen Grummeln im Bauch fahren wir zum Hafen. Wir werden das Gefühl nicht los, dass die Fahrzeuge bei der Ausreise strenger kontrolliert werden als bei der Einreise. Am Hafentor finden sich neben dem Spediteur drei Gutachter ein. Zwei von ihnen bekommen während der gesamten Inspektion die Hände nicht aus den Hosentaschen. Der Dritte drückt uns Shampoo und Duschgel aus dem Badezimmer in die Hand, Dinge, die wir laut Verschiffungsinformationen ausdrücklich hätten im Fahrzeug belassen können. Im Gegenzug bleibt die Flasche Geschirrspülmittel an ihrem Ort. Die Kosten der rund fünfzehnminütigen Aktion belaufen sich auf umgerechnet mehr als 200 Euro. Auch hier wurde uns im Vorfeld nur rund ein Viertel des Preises genannt. Am Ende sind wir jedoch froh, als unser Wohnmobil durch das Hafentor rollt.
Manchmal liegen Leid und Freud eng beieinander. Als Jörg mit dem Putzlappen unter unserem Auto liegt, hört er das bekannte Geräusch eines Fiatmotors. Christian und Yvi, die beiden Schweizer, biegen zum Campingplatz ein. Am letzten Abend lässt es sich Christian nicht nehmen, nochmal für alle zu kochen. Jörg sprintet derweil zum nächsten Liquorshop und kümmert sich um die Getränke. Hier läuft innerhalb von 5 Minuten nochmal ein kompletter Australienfilm ab, so wie wir den Kontinent im letzten Jahr oft erlebt haben:
Wie schon vor Monaten in Alice Springs, muss Jörg auch in Fremantle seinen Ausweis vorzeigen, um zwei Flaschen Wein zu erstehen. In Ermangelung von Bargeld will er nun mit Babsis Kreditkarte zahlen. Seine ist vor ein paar Wochen abgelaufen. Die Verkäuferin vergleicht die Daten auf der Kreditkarte mit dem Namen auf dem Ausweis und Jörgs Konterfei. Das Ergebnis muss hier nicht näher erläutert werden. Plötzlich gibt es zwei Überraschungen. Die Verkäuferin fragt, ob Jörg die PIN der Geldkarte kennt. Die weiß er natürlich nicht, da geringe Beträge bisher stets im Touch-Verfahren ohne Geheimnummer bezahlt werden konnten. Gerade, als er unverrichteter Dinge den Laden wieder verlässt, steht ein Herr von der Bar auf und meint, er bezahlt die beiden Flaschen Wein. Jörg ist baff und möchte das nicht annehmen. Später will er wenigstens eine Flasche zurück ins Regal stellen, der Gönner beharrt allerdings vehement darauf, beide Flaschen Wein zu bezahlen.
Sprach’s und reicht seine Kreditkarte über den Tresen. Zum Abschied meint der Unbekannte, dass es ihm eine Freude sei, wenn Touristen seine Heimat in guter Erinnerung behalten…
Wenig später hebt unser A380 in Richtung Europa ab.
Was bleibt, ist an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank an alle diejenigen zu sagen, die uns während der Reise so fantastisch unterstützt haben. Besonders möchten wir uns bei Babsis Mutti bedanken, die unsere Post zuverlässig bearbeitet hat. Und Danke, Claudio – ohne Dich hätte es diesen Blog nicht in der Form gegeben. Unsere „Welterfahrung“ werden wir zunächst in Europa fortsetzen, bleibt schön neugierig.