Wir sind im Outback unterwegs. Strahlend blauer Himmel überspannt die blutrote Baumsavanne. Es weht eine warme Briese. Die Sonne schafft es hier auch im Winter, Tagestemperaturen bis 30 Grad zu erzeugen.
Apropos Sonne – vergessen sind die regnerischen Tage von Cairns. Schon auf unserem Weg zur York Halbinsel besserte sich das Wetter zusehends. So konnten wir die Tage im äußersten Nordosten Australiens ordentlich genießen. Wir wanderten entlang einsamer Sandstrände und durch urwüchsigen Regenwald. Zum Lunch gab es frische Kokosnüsse direkt von der Palme. In der Moosman – Schlucht verbrachten wir einen angenehmen Wandertag mit Walter und Yvonne. Die beiden Holländer trafen wir zum ersten Mal im November vergangenen Jahres in den südaustralischen Bergen. Seitdem fahren wir uns sporadisch über Weg und tauschen dabei unsere Reiseerlebnisse aus.
Von der York-Halbinsel ging es anschließend wieder nach Süden zu den Atherton Tablelands. Statt, wie erwartet, Tafelberge zu sehen, ist die Landschaft von Vulkankegeln und Kraterseen gekennzeichnet. Das Gebiet hat erst in der jüngeren Erdgeschichte sein derzeitiges Antlitz erhalten. Einige überlieferte Traumgeschichten der Aborigines erzählen noch heute von gewaltigen Vulkanausbrüchen, die deren Vorfahren erlebten. Am Rande der Tablelands stürzen einige beeindruckende Wasserfälle durch die Schluchten der Great Dividing Range. Während unserer Wanderungen dort schauten wir nach Baumkängurus, die hier heimisch sein sollen – leider vergeblich. Stattdessen stolperten wir beim Suchen in den Bäumen immer wieder über Menschenmassen. An den Aussichtspunkten zu den Wasserfällen mussten wir oft sogar anstehen, um einen Blick auf die Naturschauspiele zu erhaschen.
Schließlich freuten wir uns auf das Outback und weniger Betrieb. Umso verdutzter waren wir, als der erste Stellplatz in Ravenshoe ausgebucht war. Auch ein Platz zum Dinner im höchsten Pub von Queensland blieb uns verwehrt – fully booked. Bei Temperaturen um die 10 Grad und erneut einsetzendem Regen suchten wir schnell das Weite. Jörg meinte, er fahre nun bis die Sonne scheint. Das dauerte nicht allzu lange. Schon bald empfingen uns strahlend blauer Himmel und besagte, angenehme Wintertemperaturen – allerdings auch wieder jede Menge Leute. Nahe einem malerischen Weiher konnten wir am Abend nur mit Mühe und Not noch zwischen zwei anderen Campern einparken. Als einer von beiden seinen Generator startete, war es vorbei mit der Outbackidylle.
In Karumba gelangten wir erneut zur Küste. Outback trifft auf’s Meer, so wird diese Gegend am Golf von Carpentaria im Norden Australiens genannt. Hier, im Winterdomizil der Gray Nomads waren erneut sämtliche Campingplätze ausgebucht. Amüsiert beobachteten wir, wie die älteren Herrschaften in den Camps bespaßt werden. Nachdem man sich während eines gemeinsamen Kaffees bekannt gemacht hatte, wurde ein Quiz veranstaltet. Wir selbst bespaßten uns am Abend mit einem traumhaften Sonnenuntergang und verabschiedeten uns für nun für längere Zeit vom Meer. Schließlich fanden wir ihn doch noch – den einsamen Platz mitten im Outback. Ein wenig abseits der Hauptstraße waren wir allein und hatten wir nur das Sternenzelt über uns.
Inzwischen sind wir im Westen von Queensland angelangt. Seit Tagen fahren wir durch staubige Baumsavanne. Die günstige Versorgung mit Lebensmitteln und Kraftstoff wird zur logistischen Herausforderung, da die Tankstellen und Märkte mehrere hundert Kilometer auseinander liegen. Marktpräsenz zahlt sich hier in barer Münze aus, die Preise liegen zum Teil um ein Mehrfaches höher als an der Ostküste.
Als eine sehenswerte Landschaft in diesem Gebiet wurde uns der Flusslauf des Lawn Hill River empfohlen. Nach beschwerlicher Anfahrt über eine grottige Piste sitzen wir nun in unserem Boot und paddeln durch die Schlucht des Flusses. Es ist eines der schönsten Täler, die wir je gesehen haben. Vor den steilen roten Felswänden wachsen üppige Palmenwälder in den blauen Himmel des Outbacks. Dicke Baramundis tummeln sich im glasklaren Wasser. Am Ufer hält ein Krokodil seinen Mittagsschlaf. Wir genießen die Szenerie, schwimmen unter Wasserfällen und spazieren durch die Palmenwälder. Als wir zurück paddeln, steht die Sonne schon bedenklich tief. Kurzerhand fragt Jörg einen Ranger, ob wir im Nationalpark übernachten dürfen – wir dürfen. Am Abend müssen wir etwas improvisieren, da Tisch und Stühle auf dem 10 Kilometer entfernten Campingplatz stehen. Dort wird derweil wahrgenommen, dass wir nicht zum Übernachten erschienen sind. Besorgte Nachbarn alarmieren angesichts unserer vereinsamten Möbel das Personal. Als wir am nächsten Abend zum Camp zurückkehren, werden wir „gebührend“ empfangen. Wo wart ihr denn, werden wir gefragt. Als wir erzählen, wie schön es da draußen war, ernten wir nur Kopfschütteln. Selbst in den Weiten des Australischen Outbacks geht niemand so schnell verloren.