In Townsville überlegen wir, ob ein Ausflug zur vorgelagerten Magnetic Island lohnt. Während wir bei einem Kaffee darüber diskutieren, verschwindet die Insel zusehends vor unseren Augen. Mit rasender Geschwindigkeit naht eine Wolkenwand, die kurz darauf ihr Wassergepäck über uns abwirft. Damit sind unsere Überlegungen zum Thema Insel abgeschlossen. Auch sonst verheißt die Wetterkarte nichts Gutes.
Von den Wallaman Falls wird berichtet, dass am Grund ein leuchtender Regenbogen zu sehen ist – vorausgesetzt die Sonne scheint, und man steht an der richtigen Stelle. Die brauchen wir erst gar nicht zu suchen, da sich zu den Wassertropfen vom Fall noch eine gehörige Portion Wasser vom Himmel dazu gesellt. Trotzdem halten wir inne. Es ist der faszinierende Anblick von Mustern, der uns fesselt. Sie werden von den Wassertropfen auf ihrem 268 Meter langen Weg in die Tiefe vor die Leinwand der Schlucht gezaubert. Wir stehen vor dem höchste Einzelwasserfall Australiens…
Weiter geht es in Richtung Cairns. Der stürmische Südostwind bläst nicht nur uns vorwärts, sondern er schleudert auch feuchte Ozeanluft an die hohen Berge der Great Dividing Range. Das Gebirge reicht hier bis an die Küste heran und ist von dichtem Regenwald umsäumt. Während wir den Paluma-Nationalpark noch einigermaßen im Trockenen erkunden, holt uns die Schlechtwetterfront bald wieder ein. Bei Mission Beach wandern wir stundenlang durch die nassen Wälder, um einen Kasuar zu entdecken. Der Laufvogel wird bis zu 170 cm groß und trägt einen markanten Helm auf dem Kopf. Leider entdecken wir keines der putzigen Tiere. Frustriert und völlig durchnässt drehen wir ab. An den Josephine Falls beschränken wir die Erkundung auf einen kurzen Spaziergang. Nur selten verirrt sich in den Regenpausen ein Sonnenstrahl durch das dichte Blätterdach des Waldes. Wenige Kilometer weiter nördlich an den Boulders wird es um die Mittagszeit erst richtig hell, als wir das Licht am Esstisch anschalten.
In Cairns buchen wir einen Ausflug mit der berühmten Kuranda-Bahn. Die Bahnlinie wurde 1891 für den Personen- und Holztransport errichtet und führt durch die wilde Schlucht des Barron River. Am Tag des Ausflugs bereuen wir unsere Entscheidung, hat doch der Himmel erneut alle Schleusentore geöffnet. Tom bringt uns zum Bahnhof und erklärt, dass in den letzten Tagen viel zu viel Regen gefallen sei. In einigen Regionen kamen innerhalb von 2 Stunden 300 mm Wasser vom Himmel. Das ist höchst ungewöhnlich für die jetzt herrschende Trockenzeit. Dafür war die letzte Regenzeit im Dezember und Januar viel zu trocken. Im Moment nützt uns das herzlich wenig.
Am nächsten Morgen läuft unser Brot fast allein aus dem Küchenschrank. Auf Grund der Feuchtigkeit hat sich innerhalb kürzester Zeit eine dicke Schimmelkruste auf dem Laib gebildet. So begnügen wir uns mit Knäckebrot, dem die nasse Luft auch schon ordentlich zugesetzt hat. Im Bad quillt der Sack mit Schmutzwäsche über. Ein ursprünglich geplanter Waschtag fällt buchstäblich ins Wasser. Erneut regnet es Bindfäden, sodass der Trockenplatz komplett unter Wasser steht. Dort baumeln schon seit Tagen einige Wäschestücke und warten auf Sonne.
Besorgt schauen wir auf die Wetterkarte, wollten wir doch eine Schnorcheltour am Great Barrier Riff unternehmen. Als die Vorhersage ein paar Sonnenstrahlen und etwas weniger Wind verspricht, buchen wir die Tour. Im strömenden Regen fahren wir am nächsten Morgen zum Hafen. Unsere Stimmung ist am Nullpunkt. Kaum hat das Boot den Schutz der Hafenbucht verlassen, pflügt es durch meterhohe Wellen. Babsi lässt sich das gestrige Abendessen als Erste nochmal durch den Kopf gehen, bei Jörg folgt es kurze Zeit darauf. Trotz Tabletten hat uns die Seekrankheit voll im Griff. Der erste Schnorchelgang wird zur Hölle, da rundherum alles schaukelt. Um das aufgebaute Lunchbuffet machen wir später einen großen Bogen.
Plötzlich reißt der Himmel auf. Inzwischen wirken auch die Tabletten gegen die Seekrankheit, sodass der zweite Schnorchelgang zum Hochgenuss wird. Völlig fasziniert betrachten wir die Unterwasserwelt des Great Barrier Riffs. Bunte Fische ziehen langsam um die leuchtenden Korallen und lassen sich durch uns nicht stören. An den Korallen wiegen sich Millionen feiner Härchen in der Strömung, immer auf der Suche nach einem guten Happen im Meer. Wir sind überwältigt von dem Anblick und hoffen, dass das Riff in dieser Schönheit noch lange erhalten bleibt.