Zwischen Hunter Valley und Central Coast

Hier gibt es Weine, die schmecken

Hallo Raser! Wir haben zwei Friedhöfe, aber kein Krankenhaus…, diese Worte begrüßen uns am Ortseingang von Branxton, einem winzigen Nest im Hunter Valley. Schnell sind wir sowieso nicht unterwegs, denn wir suchen in dem Weinanbaugebiet nördlich von Sydney ein Gut, wo es Segways zu mieten gibt. Wenig später stehen wir auf den zweirädrigen Fahrzeugen und versuchen die Balance zu halten. Zum Glück haben wir noch keinen Wein getrunken. Glaubten wir vor der Tour, dass wir auf gepflegter Asphaltpiste unterwegs sein werden, wird uns dieser Zahn schnell gezogen. Nach einer kurzen Platzrunde geht es mit den Segways ins Gelände. Vorsichtig versuchen wir jede Bodenwelle auszutarieren, und derer gibt es viele in den Weinbergen. Mit der Zeit bekommen wir ein Gefühl für die elektrischen Flitzer. Nach einer halben Stunde beginnt es richtig Spaß zu machen, wenn der Schwung, ähnlich wie beim Skifahren, aus der Hüfte kommt.

Unsere Reise führt weiter nach Norden. Hey Fremder – wie geht’s, so werden wir in der Dorfkneipe von Dungog begrüßt. Der kleine Ort liegt am Rand des Barrington Nationalparks, wo wir am nächsten Tag wandern wollen. Nachdem wir die Geschichte unserer Reise erzählt haben, rücken die Leute zusammen. Später schweift das Thema ab. Wir landen bei deutscher Gründlichkeit, Ökonomie und schließlich bei Betriebswirtschaft. Mit jedem Bier werden die Ausführungen lustiger und vor allem lauter. Am Ende überlegt Jörg, ob er das Ganze in einem Projekt unterbringt, das er gerade beim Wickel hat.

Hier fanden Jörgs Wanderschuhe eine würdevolle Ruhestätte

Unsere Wanderung am nächsten Tag wird kurz. Wir entscheiden uns für eine kleine Runde, nachdem Jörgs Wanderschuhe den Geist endgültig aufgegeben haben. Die Trennung von seinen Tretern fällt schwer, schließlich haben sie ihn mehr als 1000 Kilometern auf Wanderwegen durch Afrika und Australien begleitet. Am Ende bekommen die Galoschen einen würdevollen Abgang auf dem Schuhfriedhof von Barrington. Dort hängen schon einige hundert ausgediente Paare am Zaun einer Farm.

Auch Babsi hat zur Wanderung die falschen Schuhe an. Immer wieder entfernt sie glitschiges Zeug von ihren Sandalen. Während sie zunächst glaubte, es seien nasse Blätter, entpuppt sich das vermeintliche Laub als ausgewachsene Blutegel, die sich an ihren Füßen festgesaugt haben. Schnell sind die Tiere entfernt. Zurück bleiben rot geschwollene Wülste, wo sich die Egel festgesaugt hatten. Später lesen wir, dass die Tiere durchaus Nützliches leisten, zum Beispiel bei der Reinigung des Blutes. So können wir der kurzen Wanderung wenigstens den Stempel „medizinisch wertvoll“ aufdrücken.

alte Bäume konnten wir im Manning River Valley bestaunen

Über die weitere Fahrtroute gibt es Diskussionen. Während Babsi einige Nationalparks an der Central Coast besuchen möchte, hat Jörg Bedenken, sind doch in weiten Teilen des Landes noch Herbstferien. Gewöhnlich herrscht auf den Campingplätzen in dieser Zeit Hochbetrieb. Hinzu kommt der ANZAC-Day, ein weiterer Feiertag, den die Aussies gern für ein verlängertes Wochenende nutzen. Umso erstaunter sind wir im kleinen Örtchen Hawks Nest, als wir problemlos ein Paddelboot leihen können und auch auf dem Wasser kein übermäßiger Betrieb herrscht. So können wir in Ruhe durch die Mangrovenwälder gleiten und die Vogelwelt beobachten. Auf dem Campingplatz holt uns die Realität ein. Dicht an dicht stehen die Camper, und es geht laut zu. Ein Aussie meint treffend, dass die Wochenendkrieger wieder unterwegs seien. Am nächsten Morgen prasselt ein heftiges Gewitter herunter. Hektisch versuchen die Weekend Warrior ihre Lagerfeuer zu schützen. Das gelingt allerdings nur den Wenigsten und das Camp ist nach wenigen Minuten in dicken stinkenden Nebel gehüllt. Eine kleine Wanderung blasen wir ab. Auch sonst verheißt die Wetterkarte für die Küste in den nächsten zwei Wochen nicht Gutes. Wir beschließen, ins sonnige Outback abzudrehen und wiederzukommen, wenn die Ferienzeit und das Regenwetter vorüber sind.

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