Vor uns steht Sakkie, der Besitzer des Camps in Upington. Wie auch der Stellplatz, hat Sakkie seine besten Jahre schon hinter sich. Er kommt ins Schwärmen, wenn er davon erzählt: Vor zwanzig Jahren steppte hier noch der Bär, vor allem im Camp gegenüber, am anderen Ufer des Orange River. Wenn man da nicht schon ein Jahr im Voraus bezahlt hatte, bekam man keinen Platz. Ende der Neunziger Jahre ging das Gelände dann in kommunale Hand über. Damit begann der rapide Verfall. Heute kann man seine Campingmöbel nachts nicht mehr draußen lassen, wenn man die am nächsten Morgen noch braucht. Viel Wehmut liegt in Sakkies Stimme. Dass der Mann redet wie der Buttler im „Dinner for one“ nach der dritten Runde, tut der Kommunikation keinen Abbruch.
Wir drehen unsere Nase gen Nordosten und rollen auf der N14 auf Johannesburg zu. Da wir uns unterwegs nochmal die Beine vertreten wollen, folgen wir der Empfehlung des Reiseführers. Der verspricht einen Campingplatz an der Barberspan. Es soll ein Naturreservat sein, in dem man wandern und Vögel beobachten kann. Die Zufahrt ist schlecht ausgeschildert, und am See erwartet uns ein etwas in die Jahre gekommenes Ferienresort. Selbstverständlich können wir hier campen, meint Cathryn, die Grand Dame an der Rezeption. Sie gibt uns auch gleich noch den Schlüssel für ein Chalet, in dem wir das Bad nutzen können. Im Sanitärblock des Campingplatzes gäbe es zurzeit kein warmes Wasser. Wir schlendern durch die Anlage. Früher war hier noch richtig etwas los, erzählt Cathryn, wir konnten uns vor Reservierungen kaum retten. Das mondäne Schwimmbad mit Rutsche zeugt noch heute vom vergangenen Glanz. Die Abdeckung der Badestelle lässt jedoch darauf schließen, dass hier schon viele Jahre niemand mehr im Wasser war. Über 20 Chalets warten auf Gäste, zu anderen Zeiten war hier ausgebucht. Die Leute bleiben aus, weil es zu kalt ist, meint die Chefin. Das scheint uns etwas an der Realität vorbei zu sein.
Trotz guter Regenzeit geht der Wasserstand im See ständig zurück, der Pool steht im Trockenen. An der ehemaligen Uferlinie liegen verrottete Bootsstege. Ein umgestürzter Baum versperrt uns den Weg. Der liegt offenbar schon länger dort, denn alle Nadeln sind braun. Weggeräumt wird der Baum nicht, warum auch, es kommt auch niemand, wenn es warm ist. Die alte Dame an der Rezeption meint, dass um sechs die Bar öffnen würde, wahrscheinlich nur für uns, die einzigen Gäste in der gesamten Ferienanlage.
Wir fahren weiter nach Johannesburg. Inzwischen leuchtet auch die gelbe Motorkontrolle am Armaturenbrett wieder, die Turbosteuerung. Unser Nissan rollt aber nach wie vor tadellos. In der Werkstatt von Mariental hatte uns der Meister erklärt, dass wir in dem Fall weiterfahren können. So beschließen wir, den Fehler zur nächsten Durchsicht mit beheben zu lassen. Später packen wir in Joburg unseren Kühlschrank voll, und die Reise geht weiter zum Krüger Nationalpark.
Es gibt mehrere Gründe dafür, dass man einen verregnet trüben Krügerpark, wie wir ihn im Februar erlebt hatten, gut finden kann. So braucht man zum Beispiel beim Fotografieren nicht über den Stand der Sonne nachzudenken. Auch über aufgewirbelten Staub auf abgelegenen Pisten mussten wir uns im Februar keine Gedanken zu machen. Man konnte entspannt von Camp zu Camp reisen, überall war Platz. Ganz anders jetzt: Von einem wolkenlosen Himmel lacht die Sonne. Alle Camps sind nahezu ausgebucht. Die grüne Farbe der Landschaft von damals ist einer gelblichen gewichen und die Spiegelreflex möchte man auf den Pisten gar nicht erst hervorholen, da die in einer Dauerstaubwolke hängen. Die Tiere stört’s nicht. Eine Schlange huscht über den staubigen Fahrweg. Unspektakulär, meint Babsi. Schließlich schaut sie doch im Buch nach, um das Tier zu identifizieren. Es war eine Schwarze Mamba, die giftigste Schlange überhaupt in der Gegend. Zum Glück sitzen wir diesmal im Auto.