Bevor wir zu den Wüsten Afrikas zurückkehren, kämpfen wir uns zunächst durch eine der Servicewüsten von Deutschland. Zum Frankfurter Flughafen wollen wir die Bahn benutzen. Am Leipziger Hauptbahnhof halten wir Ausschau nach einem Gepäckwagen, um unsere schweren Taschen vom Auto zum Zug zu transportieren. Leider ist da nichts zu finden. Der Service wurde bereits vor drei Jahren abgeschafft, meint der freundliche Herr am Infoschalter. Es wäre zu gefährlich, weil irgendwelche Hirnis die Wagen ins Gleisbett geschoben hätten. Eine reine Organisationsfrage, meinen wir. Der Frankfurter Flughafenbahnhof hat das Problem einfach gelöst, denn dort fällt man fast über die Trolleys.
Am Ausgang des Parkhauses suchen wir vergebens einen Fahrplan. Die erste verwertbare Auskunft nach dem Bahnsteig, an dem unser Zug abfährt, erhalten wir am Infoschalter. Mühsam hatten wir unser Gepäck dorthin geschleppt. Einen Fahrplan gibt es auf jedem Bahnsteig, meint lächelnd der Herr hinter der Servicetheke. Nun hatten wir verstanden, wie es geht: Man laufe mit seinen schweren Taschen vom Parkhaus auf den ersten besten Bahnsteig, der wahrscheinlich der falsche ist, um dort am Fahrplan den richtigen Bahnsteig herauszufinden… Bahnlogik in Leipzig.
Der ICE nach Frankfurt steht vor Dreck. Auf der Anzeige im Zugabteil flimmert ein Text, wie das WiFi in Betrieb zu nehmen ist. Wir versuchen es immer wieder bis uns der Schaffner erklärt, dass dieser Service heute nicht zur Verfügung steht. Dass die Klimaanlage im Zug erst dann zur Höchstform aufläuft, nachdem ein Schauer draußen die Luft abgekühlt hatte, avanciert zur reinen Nebensache. Schließlich ist ja bekannt, dass die Klimaanlagen in den ICEs ein Eigenleben haben.
Angenehm überrascht sind wir später von Air Namibia. Die Maschine ist nicht voll, sodass wir jeder einen Zweiersitz am Fenster belegen können. Der Service ist ausgezeichnet, die Stewardessen machen einfach nur einen guten Job. Dass das nicht selbstverständlich ist, bekamen wir bei unserem Flug mit Condor nach Deutschland zu spüren.
Mit gemischten Gefühlen starten wir zu unserem letzten Spaziergang durch Windhoek. Zwei Jahre war die Stadt wie eine zweite Heimat für uns. Rasant hat sich das Stadtbild in dieser Zeit verändert. Auch laufen wir nicht mehr ganz so unbefangen durch die City, haben sich doch in letzter Zeit die Berichte über Diebstähle und Raubüberfälle vermehrt. Heute jedoch zeigt sich Windhoek noch einmal von seiner besten Seite. Wir schlendern durch die Straßen. Nach zwei Jahren nehmen wir uns endlich Zeit für die Friedenskirche. Ein letztes Mal bummeln wir durch die Independence Avenue, ein letzter Lunch bei Mugg & Bean – das war´s. So schnell werden wir nicht wiederkommen.
So einfach lässt uns Windhoek allerdings nicht gehen. Bei der Ausfahrt aus der Stadt fällt die übliche Polizeikontrolle gründlicher aus als sonst. Der Beamte möchte alle Papiere sehen. Außerdem leuchtet am Armaturenbrett seit geraumer Zeit die gelbe Motorkontrolllampe. Wir beratschlagen kurz, ob wir umkehren sollten, um die Autowerkstatt in Windhoek aufzusuchen. Da der Nissan jedoch klaglos rollt und das Camp in der Kalahari bereits vorgebucht ist, entscheiden wir uns für die Flucht nach vorn. Am nächsten Tag rollen wir mit unserem Gefährt dann doch in die Boxengasse von Mariental. Dort wird ein vorübergehender Aussetzer in der Turbosteuerung diagnostiziert – nicht weiter schlimm. Die Fehlermeldung wird zurückgesetzt, und wir fahren „fehlerfrei“ auf die südafrikanische Grenze zu.
An kleinen Übergang in Rietfontain geht es familiär zu. Unsere Auswahl an Reisepässen erlaubt es, die südafrikanischen Einreisebestimmungen locker zu nehmen. Der Beamte fragt, wie lange wir bleiben wollen und stempelt uns nochmal drei Monate in den Pass. Das sollte bis zur Verschiffung nach Australien reichen…
Wenig später sitzen wir auf einem Hochstand in der Kalahari. Am Wasserloch stillen etliche Antilopen ihren Durst.
Vor uns steht ein dampfender Becher mit heißem Tee. Aus Südwest weht ein eisiger Wind. In der Wüste herrscht Winter. Jörg freut es, entsprechen doch die Temperaturen seinem Wohlfühllevel: Tags ist es sonnig um die 20 Grad, nachts pendelt das Thermometer nahe dem Frostbereich. Da allerdings kann man sich ja ins Wohnmobil einkuscheln. Kürzlich auf der Farm in Windhoek witzelte Janet noch, dass bei den Temperaturen alle Schlangen erfroren seien. Bei der anschließenden Wanderung lag dann doch eine Puffotter vor uns. Jörg dachte zuerst, sie sei tot. In ihrem dicken Leib bewegte sich allerdings das eben erbeutete Lunchpaket, welches das Tier genüsslich in der Sonne verdaute. Ein naher Zaun kam uns gerade Recht, um das Hindernis in gebührendem Abstand zu überwinden. In Australien soll es noch viel mehr solcher giftigen Zeitgenossen geben – wir werden sehen.