Wasserspiele

Mit dem Katamaran segeln wir in den Sonnenuntergang

Eine Weile schon fahren wir am Malawisee entlang, ohne dass wir die Wasserfläche gesehen haben. Die Straße führt etwa 2 Kilometer vom See entfernt durch flache Landschaft. Angesichts der 35 Grad Außentemperatur und der sengenden Sonne freuen wir uns auf die Erfrischung im Wasser. Am Cape Maclear ist es dann soweit. Wir tauchen in die glasklaren Fluten. Bei einer Wassertemperatur von knapp 30 Grad kann jedoch von Erfrischung keine Rede sein.

Der Malawisee zieht uns in seinen Bann. Mit dem Katamaran segeln wir zu einer der zahlreichen Inseln. Willings, unser Guide, ahmt den Ruf der Seeadler nach und wirft kleine Fische ins Wasser. Die Greifvögel lassen sich nicht lange bitten. Majestätisch schweben sie heran und fassen den Fisch blitzschnell mit ihren Krallen. Lautlos fliegen sie wieder davon, um die Beute auf einem der Bäume am Ufer genüsslich zu verspeisen.

Wenig später tauchen wir zu den Fischen hinab. Mit Brille und Schnorchel bewaffnet beobachten wir das muntere Treiben unter der Wasseroberfläche. Die farbenprächtigsten Spezies der Seebewohner tummeln sich direkt vor unseren Augen. Plötzlich schwärmen die Fische von allen Seiten herbei. Willings hat einige Brotkrumen ins Wasser geworfen. Zu Dutzenden stürzen sich die hungrigen Tiere auf das unerwartete Mahl. Der Malawisee ist an dieser Stelle zum Nationalpark erklärt worden. Viele Fischarten sind endemisch, das heißt, sie kommen nur hier vor. Mit ein paar Schwimmzügen in den Sonnenuntergang beenden wir den ereignisreichen Tag.

Fische fangen

Am Abend kommen wir mit Samuel ins Gespräch. Angesichts unserer täglichen Frischfischmahlzeiten fragt er, ob wir schon einmal Nsima gegessen hätten. Nie gehört, geschweige denn gegessen… Samu lädt uns daraufhin zu sich nach Hause zum Lunch ein. Wir gehen ins Dorf. Vor einer kleinen Hütte legt Flora, Samuels Frau, eine Bastmatte in den Sand. Ein großer Baum spendet wohltuenden Schatten. Wir ziehen die Schuhe aus und lassen uns nieder. Mit unserem Fotobuch in der Hand erzählen wir über Deutschland und die Familie. Nach kurzer Zeit werden einige Schüsseln auf die Bastmatte gestellt. Samuel erklärt, was da Leckeres aufgetafelt ist: gegrillte, gut gewürzte Hühnchen, kleine gebratene Fische, Nsima der Maisbrei, der inzwischen zu Stücken verarbeitet wurde und Spinatgemüse. Vor Beginn der Mahlzeit waschen wir uns die Hände, das Wasser fließt aus einem Krug. Während wir uns bedienen, sitzt Flora abseits. Es sei Tradition meint Samu auf unsere Frage. Wenig später lässt sich Flora doch überreden, heute mal mit der Tradition zu brechen und sich zu uns zu setzen. Nsima wird mit den Fingern gegessen. Das fällt uns anfangs schwer, da die Maisstücken extrem heiß sind. Die traditionelle Malawi-Kost schmeckt uns ausgezeichnet. Während des Essens fragen wir Samuel, was sein größter Traum sei. Selbstständig zu sein und Souvenirs an Touristen zu verkaufen, das wäre sein größter Traum. Dann könne er sich eine größere Wohnung und Kinder leisten, vielleicht auch Wasser und Strom am Haus. Wir meinen, er solle genau das verkaufen, was er eben für uns ausgerichtet hat, ein traditionelles malawisches Essen als Event für die Touristen. Zwei Stunden später ist der „Business Plan“ fertig und die Sache durchkalkuliert. Samuel ist hellauf begeistert. Am nächsten Tag drucken wir noch einige Werbeflyer und versprechen, in einigen Jahren wieder zu kommen, um erneut auf seinem, dann größeren Hof, zu essen.

Auf dem Campingplatz wollen wir bezahlen. „VISA accepted“ steht in großen Lettern über der Bar. Prinzipiell ja, erklärt man uns, das Kartenlesegerät sei jedoch seit einiger Zeit kaputt. Unser Bargeld reicht nicht. Auch kein Problem, erklärt man uns weiter, Ouwen fährt mit uns mit bis zum nächsten Automaten und nimmt dort das Geld in Empfang. Als Ouwen unschlüssig neben unserem Auto steht, fragen wir ihn, wo sein Fahrzeug sei. Er habe keines, sagt er freudestrahlend, er wolle bei uns mitfahren. Um seinen Rücktransport bräuchten wir uns nicht zu kümmern, das würde er mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigen. Nun schauen wir uns unschlüssig an, bis Babsi in der Wohnkabine verschwindet. Sie verspricht, sich auf der Wellblechpiste gut festzuhalten, es seien ja nur knapp 20 Kilometer…

Die Idylle trügt

Nun wäre Afrika nicht Afrika, wenn der Geldautomat im nächsten Ort auch Geld ausgeben würde. Fehlanzeige! Die nächste Bargeldquelle in unserer Reiserichtung liegt rund 150 Kilometer entfernt. Kein Problem, meint Ouwen, dann kommt er eben mit dorthin. Während es sich der Mann auf dem klimatisierten Beifahrersitz unseres Nissan bequem macht, verschwindet Babsi für die nächsten knapp 3 Stunden erneut in der völlig überhitzten Wohnkabine. Völlig erschöpft fällt sie in Salima aus dem Fahrzeug, während Jörg in der Schlange am Geldautomaten steht. Nach Stunden ohne Funktion solle der in den nächsten Augenblicken wieder in Betrieb gehen. Etwas später verschwindet Ouwen mit einem dicken Geldbündel auf dem Gepäckträger eines Fahrradtaxis. Es ist das Erste der öffentlichen Verkehrsmittel, das ihn nach Cape Maclear zurück bringen wird. Eine Information, wann er dort angekommen ist, haben wir nicht.

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